Agreement fix: Franco Morbidelli ersetzt 2022 Viñales
Am Wochenende jagte bei der Dutch-TT in den Büros von Yamaha Motor Racing und von Yamaha Petronas SRT ein Meeting das andere. Es rauchten die Köpfe, als offensichtlich wurde, dass Maverick Viñales nach dieser Saison Yamaha nach fünf Jahren verlassen wird – ein Jahr vor dem Vertragsende.
Das Monster Energy Yamaha-Team brauchte also einen neuen, vielversprechenden Teamkollegen für WM-Spitzenreiter Fabio Quartararo. Dieser war in Person von Franco Morbidelli rasch gefunden.
Der Haken an der Sache: Morbidelli war für 2022 bei Petronas-Yamaha unter Vertrag. Aber nach einigen Gipfeltreffen der Petronas-Yamaha-Manager Razlan Razali, Wilco Zeelenberg und Johan Stigefelt mit Yamaha-MotoGP-Projektleiter Takahiro Sumi, Yamaha Motor Racing-Managing Director Lin Jarvis und Teamdirektor Massimo «Maio» Meregalli kam es zu einem schriftlichen Agreement: Morbidelli, dreifacher GP-Sieger und dazu Vizeweltmeister 2020, wechselt 2022 ins Factory Team.
Morbidelli hat den WM-Titel 2020 nach einer grandiosen Saison mit fünf Podestplätzen in 14 Rennen nur um 13 Punkte gegen Suzuki-Pilot Joan Mir verloren. Aber er fiel in Jerez auf Platz 2 mit Motorschaden aus, in Spielberg riss ihn Zarco durch ein Harakiri-Manöver in Kurve 2 aus dem Rennen.
Jetzt geht aber bei Petronas-Yamaha die Fahrersuche los. Manager und Ex-Supersport-Weltmeister Kenan Sofuoglu beteuerte im Gespräch mit SPEEDWEEK.com heute, sein türkischer Schützling Toprak Razgatlioglu werde 2022 und 2023 sicher weiter die Superbike-WM bestreiten. Er ist momentan WM-Zweiter, nur 20 Punkte hinter Leader Johnny Rea.
Aber Yamaha wird den hoch talentierten 24-jährigen Türken in der «premier class» womöglich lotsen müssen, um Petronas für die Freigabe von Morbidelli zu entschädigen.
Es könnte aber auch ein Kompromiss gefunden werden – und statt Toprak der Texaner Garrett Gerloff bei Petronas-Yamaha SRT in der MotoGP fahren. Er hat in diesem Team in Assen den operierten Morbidelli ersetzt und ist auf Platz 17 gelandet. «Garrett hat eine Menge Leute beeindruckt», stellte Petronas-Teamprinzal Razlan Razali fest. Sein Ratschlag an den SBK-WM-Sechsten: «Gib deinen Traum auf eine MotoGP-Rückkehr nicht auf!»
Und dann fügte der Malaysier vielsagend an: «Ich bin sicher, wir sehen uns bald wieder.»
Die Idee, Jake Dixon als Nummer 2 bei Petronas-Fahrern zu lassen, ist wohl vom Tisch. Der Engländer ist nur 21. der Moto2-WM und in diesem Jahr viel schuldig geblieben.
Insgeheim hoffen Yamaha und Petronas, dass Rossi in der zweiten Saisonhälfte aus seinem Tief findet. Vielleicht in Österreich: Er war bei den letzten vier Rennen in Spielberg dreimal bester Yamaha-Pilot. Der neunfache Weltmeister wäre für Petronas auch 2022 eine attraktive Lösung.
Wie auch immer: Für den dreifachen Supersport-WM-Saisonsieger Domi Aegerter öffnet sich gerade die Türe zur Superbike-WM 2022 mit Yamaha ganz weit. Denn entweder Razgatlioglu oder Gerloff könnten in die MotoGP-WM verschwinden.
Die Ankunft von Franco Morbidelli bedeutet voraussichtlich für Ramon Forcada eine Rückkehr ins Yamaha-Werksteam, nachdem ihn Viñales nach den ersten zwei Jahren für 2019 verschmäht hatte. Forcada hat mit Jorge Lorenzo bei Yamaha drei WM-Titel gewonnen. Er arbeitet jetzt die dritte Saison bei Petronas für Morbidelli.
So könnten die MotoGP-Teams 2022 aussehen
Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró
Ducati Lenovo Team
Jack Miller, Pecco Bagnaia
Monster Energy Yamaha
Franco Morbidelli, Fabio Quartararo
Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir
Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Oliveira
Aprilia Racing Team
Aleix Espargaró, Maverick Viñales
Pramac Racing
Jorge Martin, Johann Zarco
ARAMCO Sky VR46 Racing
Luca Marini, Marco Bezzecchi?
Petronas Yamaha SRT
Toprak Razgatlioglu? Garrett Gerloff? Valentino Rossi?
LCR Honda
Alex Márquez, Takaaki Nakagami
KTM Tech3 Factory Racing
Remy Gardner, Danilo Petrucci? Iker Lecuona? Rául Fernández?
Flexbow Gresini Ducati Racing
Enea Bastianini, Fabio Di Giannantonio