Pit Beirer (KTM): «Wir sind wieder voll am Ball»
Bevor es zum doppelten Heim-GP auf dem Red Bull Ring von Spielberg geht, legte das Red Bull KTM Factory Racing Team am Dienstag einen Stopp in Wien ein, für ein Media Get-Together im ORGANICS Sky Garden.
Dabei blickte Motorsport-Direktor Pit Beirer noch einmal auf die erste Saisonhälfte der MotoGP-WM 2021 zurück: «Die Erwartungen waren sehr hoch, die ersten Tests in Doha haben aber schon gezeigt, dass es schwierig wird. Es gab am Anfang einfach ein paar kleine Probleme. Dann kamen ein paar harte Rennen für uns, wo wir einfach die Leistung nicht so abrufen konnten, wie wir es uns vorgestellt hatten. Dass unser Lieblings-Vorderreifen, mit dem wir im Vorjahr drei Rennen gewonnen haben, über Nacht nicht mehr da war, hat das Ganze ein bisschen schwieriger gemacht. Das soll aber auch keine Ausrede sein, weil definitiv alle Konkurrenten die gleichen Reifen hatten. Der am besten zu uns gepasst hat, der hat aber gefehlt.»
«Das war dann eine brutale Erkenntnis, wo wir entscheiden mussten, ob wir das ganze Jahr auf dem Programm bleiben, mit den Bikes, wie sie geplant waren, und dem Material, wie es geplant war, die Saison so durchfahren und das bis zum Ende durchleiden – oder ob wir schnell reagieren. Ich denke, die Antwort haben wir relativ schnell gegeben», fuhr Beirer fort. «Wir haben uns entschieden, sehr viel aus dem Testprogramm an die Rennstrecke zu liefern. Wir haben viele Nächte und Wochenenden mit durchgearbeitet, damit das möglich war. Die Fahrer haben es uns gedankt. Als wir mit den Updates nach Mugello gekommen sind, hat sich im Prinzip der Wind wieder gedreht.»
Beim Italien-GP bescherte Miguel Oliveira dem österreichischen Hersteller mit Rang 2 den ersten Podestplatz der laufenden Saison – dank eines Chassis-Updates und dem neuen ETS-Rennsprit. Der Sieg in Montmeló sowie ein weiterer zweiter Platz auf dem Sachsenring sollten folgen.
«Es war für uns definitiv ein spannender und harter Auftakt», fasste der KTM-Rennchef zusammen. «Der Mike und ich haben uns in Doha angeschaut und gesagt: ‚Das wird eine lange Saison.‘ Das war die Erkenntnis in Katar. Ich denke, der wichtigste Moment war dann zu sagen: ‚Egal, welche Pläne es gab oder wie viel Material für die Saison vorbereitet war, so können wir die Jungs nicht verhungern lassen.‘ Denn wir haben gesehen, dass es nicht an den Fahrern lag, sondern dass wir einfach nicht ‚on point‘ waren.»
«Das war ein spannender Racing-Moment, diese Herausforderung anzunehmen, und dann in Mugello mit viel Risiko viele Teile an die Strecke zu bringen – was wir nie mehr machen wollten – und das einfach als Chance zu nutzen. Dann kam die Serie mit 2-1-2 und einen fünften Platz. Miguel und Quartararo waren die Einzigen, die in den vier Rennen so viele Punkte gesammelt haben. Ich glaube, es waren 76», rechnete Beirer vor. Mit dieser Ausbeute schob sich Red Bull-KTM-Ass Oliveira in der WM-Tabelle von Rang 20 auf 7 nach vorne.
«Deshalb glaube ich, sind wir jetzt wieder voll am Ball, natürlich auch dank der Wahnsinns-Fahrer, die wir haben», verwies Beirer auf Oliveira und dessen Teamkollegen Brad Binder. «Denen muss ich jetzt schon danken: So in die Saison zu gehen, mit so vielen Schwierigkeiten, so ruhig zu bleiben und dann aber auch den kleinen Vorteil, den wir mitgebracht haben, so anzunehmen und in Resultate umzuwandeln, dafür braucht es schon auch ganz besondere Fahrer. Das sind hier die wahren Helden.»
Zur Halbzeit der Saison liegt KTM auf dem dritten Rang der Konstrukteurs-WM, das Red Bull-KTM-Werksteam auf Platz 4 der Teamwertung – das war nach dem schwierigen Saisonauftakt noch weit entfernt, bestätigte auch Race Manager Mike Leitner: «Man muss eines sagen, damit man die Klasse auch versteht: Sehr kleine Unterschiede machen am Renntag oft einen großen Unterschied aus. Wir sind nach Doha gekommen und diese zwei Zehntel sind uns auf der Runde einfach abgegangen. Das schaut dann im Endergebnis ziemlich schlimm aus, weil man es fast nicht in die Top-10 schafft. Da spricht man von zwei Zehntel, die wie Tag und Nacht sind.»
KTM gelang aber noch vor der Sommerpause die Trendwende. «Weil das Team stark ist, weil die Firma zu Hause einen Wahnsinns Druck gemacht hat und weil wir eben diese zwei Fahrer da haben», so Leitner.
Gleichzeitig mahnte er aber auch: «Jetzt hatten wir eine fünfwöchige Pause, wir müssen sehr auf der Hut sein und schauen, was in diesen fünf Wochen passiert ist – auch bei den anderen. Die Fahrer müssen wieder in den Rhythmus kommen, gleich mit einem Heim-GP. Das wird eine Aufgabe: Dass wir den Ball flach halten und uns wirklich auf das Resultat und die Arbeit fokussieren. Wir werden alles versuchen, dass wir dort anschließen können, wo wir zur Saisonmitte aufgehört haben», kündigte Leitner an.
Stand Fahrer-WM nach 9 Rennen:
1. Quartararo, 156 Punkte. 2. Zarco 122. 3. Bagnaia 109. 4. Mir 101. 5. Miller 100. 6. Viñales 95. 7. Oliveira 85. 8. Aleix Espargaró 61. 9. Binder 60. 10. Marc Márquez 50. 11. Nakagami 41. 12. Pol Espargaró 41. 13. Morbidelli 40. 14. Rins 33. 15. Alex Márquez 27. 16. Bastianini 27. 17. Petrucci 26. 18. Martin 23. 19. Rossi 17. 20. Marini 14. 21. Lecuona 13. 22. Bradl 11. 23. Savadori 4. 24. Pirro 3. 25. Rabat 1.
Stand Konstrukteurs-WM:
1. Yamaha, 184 Punkte. 2. Ducati 167. 3. KTM 114. 4. Suzuki 105. 5. Honda 86. 6. Aprilia 62.
Stand Team-WM:
1. Monster Energy Yamaha, 251 Punkte. 2. Ducati Lenovo 209. 3. Pramac Racing 149. 4. Red Bull KTM Factory Racing 145. 5. Suzuki Ecstar 134. 6. Repsol Honda 98. 7. LCR Honda 68. 8. Aprilia Racing Team Gresini 65. 9. Petronas Yamaha SRT 57. 10. Esponsorama Racing Ducati 41. 11. Tech3 KTM Factory Racing 39.