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Jack Miller zu Todesfälllen: «Unser Sport ist brutal»

Von Günther Wiesinger
Jack Miller

Jack Miller

Jack Miller gilt als Draufgänger, der gern flotte Sprüche klopft. Aber auch bei ihm gilt: Harte Schale, weicher Kern. Der Australier spricht offen über die Gefahren des Motorradsports.

Nach den tragischen Vorkommnissen mit den Nachwuchsfahrern in diesem Jahr stellt sich die Frage: Bekommen die GP-Fahrer, besonders die jüngeren, genug Unterstützung von der Dorna, wenn Tragödien wie bei Jason Duspasquier, Hugo Millán und Dean Berta Viñales passieren? «Das ist eine schwierige Frage», antwortet Jack Miller. «Wenn man aufwächst, wird man als Kind in Australien schon mit solchen Vorfällen konfrontiert. Schon mit sieben Jahren hat man mir bei den Riders Briefings bei jedem Rennen eingetrichtert: ‚Motorcycle racing is dangerous.‘ Man hat uns immer eingeschärft, auf eine professionelle Sicherheitsausrüstung Wert zu legen, sonst kann man sterben oder schwer verletzt werden. Diese Gefahr besteht immer… Ich habe etliche Freunde durch Unfälle im Rennsport verloren, manche in sehr jungem Alter. Das ist manchmal schwer zu verdauen.»

Scott Redding beklagte vor zwei Wochen die mangelnde Unterstützung der Rennveranstalter. Er spielte damals auf den Misano-GP 2010 an, als er im Moto2-Rennen den auf der Unfallstelle verstorbenen Japaner Shoya Tomizawa überfuhr – und dann psychologische Unterstützung im Paddock vermisste.

«Unser Sport ist hart, er ist brutal. Es gehört aber auch zum Reiz des Motorsports, dass er so roh ist und so gefährlich», fasste Miller in Texas zusammen. «Solche Dinge wie bei Dean Berta Viñales können passieren… Aber jeder Fahrer sollte eine anständige Crew in seinem Umfeld haben, die ihn in solchen Phasen mental unterstützt. Ich persönlich bin ich nie in einen tödlichen Unfall direkt involviert gewesen, zum Glück und Gott sei Dank, deshalb kann ich dazu nichts Konkretes sagen. Aber ich habe solche Dramen bei den Grands Prix mehrmals miterlebt. Ich erinnere mich, ich war erst 16 Jahre alt, als Marco Simoncelli in Sepang tödlich verunglückt ist. das war ungefähr mein dritter Grand Prix in der 125-ccm-Klasse. Das war tragisch. Wie dieser ganze Tag damals verlaufen ist, das bleibt in deinem Kopf sitzen. Ich erinnere mich zum Beispiel, wie die Zuschauer leeren Flaschen gegen die Mechaniker geschleudert haben, als sie die Infrastruktur an der Boxenmauer angebaut haben, weil das MotoGP-Rennen nach dem Abbruch nicht neu gestartet wurde. Solche Szenen vergisst du nicht.»

«Aber es gibt keinen leichten Ausweg, wie man über solche tragischen Ereignisse hinweg kommen kann», versicherte Jack. «Es ist schrecklich, was in diesem Jahr schon alles passiert ist. Es ist schlimmer als schrecklich! Das Übelste ist, dass so viele ganz junge Leben verloren wurde. Schau dir Dean Viñales an. Er wurde 2006 geboren, das ist noch nicht so lange her. Der arme Kerl! Das arme Kind. Er ist runtergefallen und wurde getötet. Fürchterlich. Einer der jungen Fahrer, die im Supersport-300-Rennen in Jerez in den Unfall involviert waren, ist der Australier Harry Khouri. Er lebt wie ich in Andorra. Er ist am Boden zerstört. Das macht den Jungs zu schaffen, klar. Manche Jungs werden deshalb mit dem Rennfahren aufhören. Aber ich denke, das ist nicht der richtige Weg, denn sie machen ja, was sie lieben. Jeder weiß, dass diese Risiken bestehen und dass solche Tragödien passieren können. Aber du willst nicht einmal daran denken. Keiner will sich damit beschäftigen. Man muss das irgendwie verdrängen, man kann die Gefahr nicht ausschließen.»

Miller weiter: «Man kann die Bedingungen verbessern, man kann das Rennfahren sicherer machen. Wir haben Diskussionen wegen der Zustände in der Moto3. Aber auch in der Supersport-300-WM, diese Bikes sind sehr schnell, und es fahren so viele Fahrer mit. Und diese Motorräder sind Straßenmaschinen, sie sind also deutlich schwerer als ein Moto3-Bike. Durch die vollen Startfelder erhöht sich die Chance, dass die nachfolgenden Fahrer nach einem bösen Unfall nicht ausweichen können. Die Chance auf eine Kollision verdoppelt oder verdreifacht sich… Weil so viele Piloten am Grid stehen. Dabei halte ich diese Nachwuchsklasse für fantastisch. Hier können ich die Talente, die in der Moto3 keine Chance kriegen, für die SSP600 oder 1000-ccm-SBK-Klasse bewähren und empfehlen. Aber man muss sich definitiv Gedanken machen, wie man diese Rennen sicherer machen kann. Das kann nicht so weitergehen. Dieses Jahr war besonders schlimm. Aber wir können uns nicht leisten, dass drei Teenager in diesem Sport innerhalb von vier Monaten ihre Leben verlieren. Ich glaube, ich spreche für alle Kollegen, wenn ich behaupte, es hängt mir zum Hals heraus, dauernd zu diesen Schweigeminuten zu gehen. Wir trauern um Kinder, die so jung waren. Das darf nicht so weiter gehen. Auf keinen Fall!»


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