Fabio Quartararo: «Konstanz als Schlüssel zum Erfolg»
Die Saisonbilanz des neuen MotoGP-Weltmeisters Fabio Quartararo kann sich sehen lassen. Fünf Siege in bisher 16 Rennen, zehn Podestplätze, fünf Pole-Positions, 14 Front-Row-Starts und fünf schnellste Rennrunden stehen jetzt in der Bilanz. Und er hat inzwischen 65 Punkte Vorsprung auf Verfolger Pecco Bagnaia (Ducati).
In der 23. Runde stürzten Bagnaia und Oliveira auf den Plätzen 1 und 4, danach kämpfte Fabio Quartararo in einem heftigen Gefecht gegen Enea Bastianini um den dritten Platz. «Ich habe mich bemüht, auf das Podest zu kommen, aber unser Vorderreifen war am Ende des Rennens sehr stark mitgenommen. Enea war im Finish viel schneller als ich. Aber der. vierte Platz machte mir dann nichts aus.»
Denn traditionell wird an so einem Tag nachher auch der neue Weltmeister auf das Podest geholt, samt der ganzen Mannschaft. «Das war dann sogar noch schöner, denn ich hatte meine ganze Crew neben mir und sogar meine Familie.»
Fabio hatte vor dem Rennen seine Mutter Martine und seinen Vater Etienne hinter der Box innig umarmt, und er hatte Tränen in den Augen, als er von den Opfern berichtete, die vor allem seine Mutter Martine erbringen musste, als Papa Etienne viel Zeit damit verbrachte, die Karriere des jungen Fabio voran zu bringen.
«Ja, es war mir deshalb sehr wichtig, hier meine Familie dabei zu haben», berichtete der Yamaha-Star, der nun als dritter Fahrer nach Rossi (2004, 2005, 2008, 2009) und Lorenzo (2010, 2012 und 2015) mit der Viertakt-M1 in der MotoGP-Klasse (sie existiert seit 2002) einen Weltmeistertitel gewonnen hat.
«Ich habe eng mit meinem Eltern zusammengearbeitet. Mein Dad hat viel geopfert, um mich zu den rennen zu begleiten, meine Mutter war oft allein daheim. Und als ich ein Kind war, hat mich mein Bruder beim Training unterstützt. Deshalb war es großartig, dass sie diesen Tag hier miterleben durften. Ich werde sie auch in Portimão dabei haben. Denn eigentlich habe ich hier nicht mit dem Titelentscheidung gerechnet. Ich selbst habe nicht daran geglaubt, dass es hier klappen könnte.»
«El Diablo» ist auch der erste Franzose, der in der Königsklasse Weltmeister geworden ist.
«Das Training war gestern ein totales Desaster, ich musste von Platz 15 losfahren und wollte einfach wieder Punkte kassieren, die Platzierung war nebensächlich. Ich habe vor dem Start nicht an den Titelgewinn gedacht. Dass es doch geklappt hat, hat auch mit der Erfahrung zu tun, die ich 2020 gewonnen habe. Und ich weiß, ich habe in der MotoGP noch viel zu lernen.»
Während alle anderen Yamaha-Fahrer 2021 schwächelten, fand sich Fabio mit der 2021-Yamaha von Anfang an tadellos zurecht. «In den ersten zwei Jahren haben wir hart gegen die Werksmaschinen gekämpft», blickt der 22-jährige Franzose zurück. «In diesem Jahr habe ich gleich gespürt, mit diesem Bike kann ich gewinnen. Wir hatten zwar nicht so viel Power wie manche Konkurrenten, aber wir konnten beim Bremsen überholen und mit viel Kurvenspeed fahren. Generell war unser Motorrad viel konkurrenzfähiger als 2019 und 2020. Das Fahren damit ist eine Freude. Yamaha hat viel gearbeitet. Und wir müssen uns für nächstes Jahr weiter verbessern.»
Der neue Weltmeister ist überzeugt, dass seine Beständigkeit in diesem Jahr das große Erfolgsgeheimnis und der Schlüssel zum Erfolg war. «Ich muss auf Holz klopfen. Aber bisher habe ich bei allen 16 Rennen in diesem Jahr gepunktet. Sogar in Jerez, wo ich stark an ‚arm pump‘ gelitten habe, habe ich zwei Punkte eingesammelt. Die Konstanz war in dieser Saison dieselbe wie 2019, aber ich bin schneller gewesen… Das ist der Grund, warum wir die Weltmeisterschaft gewonnen haben.»
Gab es in diesem Jahr irgendeinen Grand Prix, der entscheidend für die Titelgewinn war? «Ja, vielleicht Mugello, als ich gewonnen habe. Denn Pecco war dort sehr stark, aber er ist in der zweiten Runde gestürzt. Das waren 25 wichtige Punkte.»
Fabio erinnerte sich nach dem Titeltriumph aber auch an die düsteren Zeiten seiner GP-Karriere. «Die härteste Zeit habe ich in der Moto3 im Jahr 2016 und 2017 in der Moto2 erlebt. Das waren aber Schlüsselerlebnisse, die ich als Weckruf betrachtet habe. Ich stand in Argentinien 2017 auf dem 28. Startplatz, dicht vor dem Safety Car. Ich habe befürchtet, dass es mich nach dem Start überholen wird… Ich habe dann erkannt, dass mein Fahrstil in der Moto2-Klasse überhaupt nicht funktioniert. Ich habe deshalb dem Team gesagt: ‚Vielleicht werden die Ergebnisse bei den nächsten zwei Rennen ziemlich übel aussehen, aber ich muss etwas ändern.‘ Von diesem Zeitpunkt an habe ich alle Moto2-WM-Läufe in den Top-11 beendet. Sobald ich meinen Fahrstil umgestellt hatte, sind mir große Fortschritte gelungen. Ich habe nachher in Barcelona gewonnen und bin in Assen auf Platz 2 gelandet. Diese beiden Ergebnisse haben mir den Sitz bei Petronas-Yamaha eingebracht.»
MotoGP-Ergebnis, Misano (24. Oktober):
1. Marc Márquez, Honda, 27 Runden in 41:52,830 min
2. Pol Espargaró, Honda, + 4,859 sec
3. Bastianini, Ducati, + 12,013
4. Quartararo, Yamaha, + 12,775
5. Zarco, Ducati, + 16,458
6. Rins, Suzuki, + 17,669
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 18,468
8. Viñales, Aprilia, + 18,607
9. Marini, Ducati, + 25,417
10. Rossi, Yamaha, + 27,735
11. Binder, KTM, + 27,879
12. Pirro, Ducati, + 28,137
13. Dovizioso, Yamaha, + 41,413
14. Morbidelli, Yamaha, + 42,830
15. Nakagami, Honda, + 1:22,462 min
Stand Fahrer-WM nach 16 von 18 Rennen:
1. Quartararo 267 Punkte (Weltmeister). 2. Bagnaia 202. 3. Mir 175. 4. Zarco 152. 5. Miller 149. 6. Marc Márquez 142. 7. Binder 136. 8. Aleix Espargaró 113. 9. Viñales 106. 10. Oliveira 92. 11. Rins 91. 12. Pol Espargaró 90. 13. Bastianini 87. 14. Martin 82. 15. Nakagami 71. 16. Alex Márquez 54. 17. Morbidelli 42. 18. Lecuona 38. 19. Petrucci 37. 20. Marini 37. 21. Rossi 35. 22. Bradl 13. 23. Pirro 12. 24. Pedrosa 6. 25. Dovizioso 6. 26. Savadori 4. 27. Rabat 1.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 307 Punkte 2. Yamaha 295. 3. Suzuki 207. 4. Honda 198. 5. KTM 190. 6. Aprilia 114.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo 364. 2. Monster Energy Yamaha 351 Punkte. 3. Suzuki Ecstar 266. 4. Repsol-Honda 239. 5. Pramac Racing 238. 6. Red Bull KTM Factory Racing 228. 7. Aprilia Racing Team Gresini 128. 8. LCR Honda 125. 9. Esponsorama Racing 124. 10. Petronas Yamaha SRT 81. 11. Tech3 KTM Factory Racing 75.