MotoGP: Marc Marquez hat spezielle Qualitäten

Pit Beirer: «Unser Nachwuchs-System kostet viel Geld»

Von Günther Wiesinger
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer sagt, warum er manchmal neidisch auf Yamaha und Ducati blickt, während sich KTM ein aufwändiges Junioren-Programm leistet.

KTM Factory Racing hat am Sonntag mit Pedro Acosta den fünften Moto3-Fahrer-WM-Titel gewonnen – nach Sandro Cortese 2012, Maverick Viñales 2013, Brad Binder 2016 und Albert Arenas 2020. Damit hat KTM bei den WM-Titel mit Honda gleichgezogen. Die Japaner siegten mit Alex Márquez (2014), Danny Kent (2015), Joan Mir (2017), Jorge Martin 2018 und Lorenzo Dalla Porta 2019.

Am kommenden Sonntag wird noch geklärt, ob WM-Leader Remy Gardner aus dem Red Bull KTM Ajo-Team die Moto2-WM gegen Rookie Raúl Fernandez gewinnt, der mit 23 Punkten Rückstand ins Finale geht.

Acosta und Fernández ist im Nachwuchsprogramm groß geworden, sie haben am Red Bull Rookies-Cup teilgenommen, das gilt auch für Miguel Oliveira und Brad Binder, die 2021 und 2022 das Red Bull KTM MotoGP Factory Team bilden.

Auch andere Topfahrer und Talente wie Zarco, Martin, Mir, Bastianini, Di Giannantonio oder Superbike-WM-Leader Toprak Razgatliolou kommen aus dem Rookies-Cup.

Im September ätzte der Ducati-Teammanager Davide Tardozzi, KTM habe durch das vielfältige Nachwuchsprogramm und die KTM MotoGP Academy einen unfairen Wettbewerbsvorteil, weil die Österreicher zu viele Ausnahmekönner mit Knebelverträgen an sich gebunden hätten.

Das ist allerdings nachweislich falsch, weil alle erwähnten Fahrer zwischendurch andere Fabrikate fuhren, auch Binder und Oliveira und Raul Fernández, nur der erst 17-jährige Acosta und Deniz Öncü nicht. Pedro gewann den Rookies-Cup 2020, der Türke beendete ihn 2019 als Zweiter hinter Bruder Can.

Übrigens: Ducati hat mir Zarco, Martin und Bastianini drei ehemalige KTM-Rookies-Cup-Fahrer unter Vertrag.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, der gestern den Gewinn des MXGP-Titels von Jeffrey Herlings feierte, es war der 322. von KTM, erntet aber nur die Früchte jahrzehntelanger Investitionen.

Denn der Rookies-Cup entstand 2007, Zarco war der erste Gesamtsieger, und das Ajo-Team wird seit 2012 mitfinanziert, das Tech3-Moto3-Team seit 2019. Dazu wird im Northern Talent Cup und im Austrian Junior Cup mit KTM gefahren.

«So eine Grundsatzentscheidung für eine gezielte Nachwuchsförderung ist gar nicht so einfach» betonte Beirer im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Wenn wir sehen, wieviel Arbeit und Geld notwendig ist, um diese Nachwuchsserien alle zu betreuen und auch an der Moto3-WM teilzunehmen, weil wir die Leidenschaft haben, junge Fahrer aufzubauen, dann schaue ich schon ab und zu neidisch auf meinen Kollegen Lin Jarvis. Er hat bei Yamaha in den letzten 15 Jahren Topfahrer wie Lorenzo, Viñales und Quartararo eingekauft. Er konnte zu Quartararo hingehen und sagen: ‚Was zahlen die andern? 3 Millionen? Bei mir kriegst du 4.‘ Also fährt Quartararo dort mit diesem Paket. Das ist natürlich eine andere Herangehensweise.»

Yamaha betreibt zwar das Master Camp und das Master Camp Team, dazu nimmt Yamaha an der Superbike und Supersport-WM teil, aber bisher kam noch nie ein Eigenbau-Fahrer in die MotoGP-WM. Sogar Rossi wurde von Honda weggelockt.

«Du kannst aber nicht einfach immer nur fertige Fahrer kaufen», meint Pit Beirer. «Das klappt nicht immer. Und es gibt Gott sei Dank auch loyale Fahrer, die so eine Junior-Programme durchlaufen, sie genießen und bei dieser Marke bleiben wollen. Wir haben den direkten Zugriff und die Talente in unseren Teams. Wir sehen das als Vorteil. Das macht uns einerseits viel Spaß, macht uns aber sehr viel Arbeit uns kostet sehr viel Geld.»

Sponsor Red Bull steht zu 100 Prozent hinter diesen Nachwuchsprojekten, denn der Energy Drink-Hersteller ist in der Formel 1 mit dem ehemaligen Red Bull-Junior viermal Weltmeister geworden, jetzt führt Eigenbau Max Verstappen die WM an.

«Wenn sich heute jemand wie Tardozzi über unser Konzept brüskiert, krieg er eine einfache Antwort: ‚Baut ein Moto3-Rennmotorrad, kauft ein Moto2-Team, dann macht ihr Jugendarbeit. Das ist ganz einfach. Man muss man nicht super intelligent sein, um unser System zu kopieren.»


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