«Ich bin stolz und glücklich», sagt Valentino Rossi
Neun Weltmeistertitel, 115 GP-Siege, jetzt bald 432 GP-Starts seit April 1996 – kein Motorradrennfahrer hat sich so lang an der Weltspitze gehalten wie der 42-jährige Valentino Rossi, der auf drei Fabrikaten (Aprilia, Honda und Yamaha) und in fünf Hubraumklassen (125, 250 ccm, 500 ccm, 990 ccm und 800 ccm) Weltmeister wurde.
Valentino, woran sollen sich die Fans erinnern, wenn sie künftig an dich denken oder über dich plaudern?
Für die wichtigste Angelegenheit in meiner Karriere halte ich, dass viele, viele Fans meinetwegen die MotoGP-Weltmeisterschaft verfolgt haben. Sie wollten an meiner Karriere Anteil nehmen. Das war von Beginn weg so.
Mit der Zeit wurde der Sport größer, er wurde populärer und berühmter. In Italien, aber auch überall sonst in der Welt.
Es ist gut zu verstehen, dass ich mich im Laufe meiner Karriere in eine Ikone verwandelt habe. Das ist ein riesiges Vergnügen, obwohl es für einen Rennfahrer immer wichtiger ist, was auf der Rennstrecke passiert. Die Resultate stehen im Vordergrund.
Was ist für dich befriedigender: Deine persönlichen Erfolge oder die ganze Erfolge der vielen Fahrer aus der VR46 Riders Academy? Wie lässt sich das vergleichen?
Es war zuerst einmal nett, dass heute wieder alle MotoGP-Gegner zu dieser Pressekonferenz erschienen sind, alle Rivalen, die gegen mich gefahren sind, nicht nur in der letzten Saison, sondern gegen vielen von ihnen habe ich viele Jahre lang gekämpft. Das ist ein schönes Zeichen. Das macht mich happy.
Wir werden uns auch in Zukunft manchmal treffen und ein gutes Verhältnis bewahren.
Nächstes Jahr soll es bei Grands Prix wie in Le Mans, Spielberg und Silverstone weiter gelbe Rossi-VR46-Tribünen geben. Du wirst aber manchmal gar nicht vor Ort sein. Was empfindest du dabei?
Ja, ich denke, diese Idee wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Wenn ich nicht mehr am Start stehe, wird es zwar nicht dasselbe sein. Aber es gibt viele Fans mit gelben Merchandising-Artikeln von VR46. Wenn sie weiter zu sehen sind, ist das ein fantastisches Gefühl für mich und auch für MotoGP.
Die gelben Tribünen werden auch in den nächsten Jahren helfen, für eine gute Atmosphäre bei den Grand Prix zu sorgen.
Ich werde einige Rennen besuchen. Wir werden unsere Teams am Start haben, dazu unterstützen wir unsere Fahrer aus der Academy.
Aber es wird sicher anders sein als bisher.
Es wird sich für mich viel ändern, wenn ich zu einem Grand Prix komme und erstmals seit 26 Jahren nicht mitfahre. Ich weiß bisher nicht, ob mir das gefällt oder nicht.
Das werde ich nächstes Jahr herausfinden. Und dann werde euch mitteilen, welches Gefühle ich dabei habe.
Ist dir aufgefallen, dass am Sonntag der 14.11.21 ist. Die Ziffernsumme beträgt 46. Wie hast du Gott überzeugt, dir an deinem letzten Tag als Rennfahrer diese Ziffernsumme zu schenken?
Ja, uns ist schon vor drei Monaten aufgefallen, dass als Resultat 46 herauskommt, wenn man das Datum addiert.
Es war nicht einfach, Gott zu überzeugen. (Er lacht). Vielleicht ist es ein Zeichen… Oder einfach Zufall.
Es ist einfach das Datum meines letzten Motorradrennens.
Aber in meiner Karriere habe ich oft einen Zusammenhang mit Zahlen entdeckt.
Wenn wir 14 plus 11 plus 21 rechnen, kommt 46 heraus. Das ist richtig. Und wird sind in der 46. Woche des Jahres.
Bereust du irgendetwas in Zusammenhang mit deiner Karriere?
Ich habe mich erbarmungslos bemüht und stark gekämpft, um den zehnten Titel zu gewinnen. Und ich bin froh, dass ich fast bis zum Ende auf einen guten Niveau gefahren bin.
Mein letzter Titelgewinn gelang mir 2009, da liegt jetzt fast ein ganzes Menschenleben dazwischen. Ich wäre gern noch einmal Weltmeister geworden, zum Beispiel 2015. Dann hätte ich mein Leben als Weltmeister ausdehnen können.
Ein zehnter Titel wäre wie die Vollendung eines Kreislaufs gewesen.
Abe ich kann mich nicht beschweren, denn ich blicke auf eine ausgezeichnete Karriere zurück.
Und die Zahl 9 spielt in meiner Bilanz eine große Rolle. Denn ich habe 98 MotoGP-Rennen gewonnen und total 199 Podestplätze erreicht. Es ist irgendwie der Fluch der Ziffer 9…
Als ich beim zweiten Jerez-GP im Juli 2020 als Dritter meinen letzten Podestplatz geschafft habe, war mir klar: Vielleicht ist es der letzte.
Ich wollte den 200. Podestplatz heimbringen. Aber 199 Podiums sind auch okay.
Ich kann mich nicht beschweren. Meine GP-Karriere hat lange gedauert, und ich habe viele Jahre um die Weltmeisterschaft und Top-Positionen gekämpft.
Es war immer ein Vergnügen, wenn ich um das Podium fighten konnte.
Kannst du inzwischen besser verstehen, was du für den Motorradsport geleistet hast und welche Ausnahmestellung du eingenommen hast?
Ja, seit den Rücktrittsankündigung in Österreich bis heute kann ich das besser verstehen.
Wenn man aktiv ist, lebt man wie in einem Tunnel. Man blickt praktisch von der Seitenlinie auf seine Erfolge, seine Saisons und seine Rennen. Das geht allen Piloten so.
Es ist sehr schwierig, einen Schritt zurückzutreten und zu überblicken, was man geleistet hat. Denn man ist immer sehr konzentriert, auf eine bestimmte Kurve, einen bestimmten Sektor, auf irgendein Training, auf irgendeine Position.
Aber ich bin froh, dass ich jetzt mehr verstanden habe, wenn ich den Blick von außen auf meine Laufbahn richte.
Ich bin sehr stolz auf meine Leistungen. Sie machen mich glücklich.
Die Bilanz von Valentino Rossi in der Motorrad-WM:
1996: WM-9. auf Aprilia 125, 111 Punkte, ein GP-Sieg
1997: WM-1. auf Aprilia 125, 321 Punkte, elf Siege
1998: WM-2. auf Aprilia 250, 201 Punkte, fünf Siege
1999: WM-1. auf Aprilia 250, 309 Punkte, neun Siege
2000: WM-2. auf Honda 500, 209 Punkte, zwei Siege
2001: WM-1. auf Honda 500, 325 Punkte, elf Siege
2002: WM-1. auf Honda 990, 355 Punkte, elf Siege
2003: WM-1. auf Honda 990, 357 Punkte, neun Siege
2004: WM-1. auf Yamaha 990, 304 Punkte, neun Siege
2005: WM-1. auf Yamaha 990, 367 Punkte, elf Siege
2006: WM-2. auf Yamaha 990, 247 Punkte, fünf Siege
2007: WM-3. auf Yamaha 800, 241 Punkte, vier Siege
2008: WM-1. auf Yamaha 800, 373 Punkte, neun Siege
2009: WM-1. auf Yamaha 800, 306 Punkte, sechs Siege
2010: WM-3. auf Yamaha 800, 233 Punkte, zwei Siege
2011: WM-7. auf Ducati 800, 139 Punkte, kein Sieg
2012: WM-6. auf Ducati 1000, 163 Punkte, kein Sieg
2013: WM-4. auf Yamaha 1000, 237 Punkte, ein Sieg
2014: WM-2. auf Yamaha 1000, 295 Punkte, zwei Siege
2015: WM-2. auf Yamaha 1000, 325 Punkte, vier Siege
2016: WM-2. auf Yamaha 1000, 249 Punkte, zwei Siege
2017: WM-5. auf Yamaha 1000, 208 Punkte, ein Sieg
2018: WM-3. auf Yamaha 1000, 198 Punkte, kein Sieg
2019: WM-7. auf Yamaha 1000, 174 Punkte, kein Sieg
2020: WM-15. auf Yamaha 1000, 66 Punkte, kein Sieg
2021 nach 17 von 18 GP: WM-20. auf Yamaha 1000, 38 Punkte, kein Sieg