Gardner und Fernández (KTM-Tech3): Maximum rausgeholt
Insgesamt sechs Top-Ten-Ergebnisse haben Iker Lecuona und Danilo Petrucci in diesem Jahr für das französische KTM Tech3 Factory Racing Team von Hervé Poncharal eingeheimst. Der Spanier landete mit 39 WM-Punkte auf dem 20. WM-Rang, der Italiener mit 37 Punkten einen Platz dahinter. Damit war niemand zufrieden – denn 2020 hat das Tech3-KTM-Team mit Miguel Oliveira noch zwei MotoGP-Siege eingefahren und den starken neunten WM-Rang.
Momentan werden bei KTM und Tech3 die Weichen für eine erfolgreichere Saison 2022 gestellt. Der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer hat bereits im August gegenüber SPEEDWEEK.com angekündigt, das Tech3-Team werde nicht nur technisch, sondern auch personell auf das Niveau des Red Bull KTM Factory Teams (Fahrer: Miguel Oliveira und Brad Binder) angehoben.
Das wird auch von den Fahrern gewünscht. Pramac und Ducati haben auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle, auch bei Yamaha bekommt das Kundenteam inzwischen teilweise besseres Material als zu den Zeiten von Johann Zarco und Jonas Folger.
«Stefan Pierer hat das jedes Mal ganz deutlich gemacht, wenn er mit den Fahrern oder mit uns gesprochen hat», bestätigt Teambesitzer Hervé Poncharal. «Technisch waren wir 2021 bereits auf dem Level des Werksteams. Und wir hätten im Vorjahr nicht zwei Rennen mit Miguel gewinnen können, wenn wir kein gleichwertiges Material wie das Red Bull-Team gehabt hätten. Wir hatten das gleiche Paket wie Pol Espargaró und Brad Binder. Und diese Situation werden wir auch 2022 haben. Das hat Stefan Pierer allen Beteiligten ganz klar zugesagt.»
Die Zusammenarbeit zwischen Tech3 und der KTM-Rennabteilung in Munderfing wird noch enger sein als bisher. Esteban Garcia, der vor der Saison 2019 von KTM als Crew-Chief zu Yamaha und Viñales wechselte, ist im Sommer zu KTM zurückgekehrt. Er fungiert jetzt als Technical Coordinator zwischen dem Werk und Tech3.
Nicolas Guyon fungiert als Crew-Chief von Fernández, für Gardner füllt diese Rolle der Franzose Alex Merhand aus, der von Guy Coulon jahrelang auf diese Aufgabe vorbereitet worden ist. Merhand hat 2021 als Strategic Engineer für Petrucci gearbeitet. Esteban Garcia agiert bei Tech3 als Supervisor und bildet die Schnittschnelle zum Werk und zum neuen .
Poncharal: «Ich unterhalte mich seit dem ersten MotoGP-Test im September viel mit Remy und Raúl, der bei uns wirklich glücklich ist. Er sagte mir, das Tech3-Team sei die beste Position für einen MotoGP-Rookie. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Raúl im Moment das geringste Verlangen hat, irgendwo anders hinzugehen. Klar, am Beginn einer Zusammenarbeit sieht immer alles rosig und schön aus. Aber ich habe mit unseren zwei Neulingen wirklich ein gutes Gefühl. Sie kennen das Niveau ihres Technik-Pakets, sie kennen das Bekenntnis, das Engagement und die Leistungsbereitschaft von KTM. Wir haben noch mehr Personal bekommen. 2021 hatten wir für zwei Fahrer einen Techniker von WP Suspension. Jetzt hat jeder Fahrer seinen eigenen. Beim Zwei-Tage-Test in Jerez waren so viele Techniker rund um unsere zwei Fahrer, dass sie deutlich gesehen haben – das ist es echtes Projekt des Werks.»
Poncharal lud seine zwei Fahrer schon vor dem Misano-Test im September zum Abendessen ein; am Tag vor dem Jerez-Test traf er sie zu einem weiteren Meeting. «Ich habe ihnen klar gesagt, welche Bedeutung sie als Fahrer für uns und KTM haben und wie stolz wir sind, sie im Team zu haben. Daran besteht kein Zweifel. KTM und wir, wir brauchen vier Topfahrer auf identischen Motorrädern. Wir wünschen uns gleichzeitig vier Fahrer, die auf einem ähnlichen fahrerischen Niveau agieren und die richtig pushen, um den Ingenieuren möglichst viel nützliches Feedback liefern zu können. Alle Techniker, die mit der Entwicklung des MotoGP-Projekts befasst sind, benötigen noch mehr Informationen. Das haben jetzt alle verstanden. Und obwohl Remy und Raúl Rookies sind, konnten sie beim Jerez-Test bereits interessante Eindrücke und Kommentare liefern.»
«Ich war nach diesem Test ein wirklich glücklicher Teammanager», betonte Hervé Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Die Verhältnisse waren knifflig, denn es war sehr windig, manchmal sogar gefährlich. Doch Remy und Raúl haben an den zwei Tagen das Maximum herausgeholt.»
Der australische Moto2-Weltmeister und der spanische Moto2-Vizeweltmeister haben beim Test gesehen, dass sie sich auch selber weiterentwickeln müssen. «In der MotoGP brauchen sie mehr Kraft am Oberkörper, an den Schultern und an den Armen, denn die Bremskraft auf diesen Bikes mit dem Karbonbremsen ist unvorstellbar. Remy und Raúl wissen jetzt, dass sie in der Winterpause auch an sich selbst arbeiten müssen», sagt Poncharal.