Dovizioso über Rossi: «Schlau und charismatisch»
Wer hätte das vor einem Jahr gedacht: Andrea Dovizioso war am Ende der letzte Teamkollege von Valentino Rossi in der MotoGP-WM. «Dovi» kehrte Mitte September in Misano in die Königsklasse zurück und übernahm die Petronas-Yamaha von Franco Morbidelli. Der Vizeweltmeister von 2020 war nach der Verletzungspause bekanntlich als Ersatz für Maverick Viñales frühzeitig ins Werksteam befördert worden.
So bildeten der 42-jährige Rossi, neunfacher Weltmeister und 115-facher GP-Sieger, und der 35-jährige Dovizioso, dreimal MotoGP-Vizeweltmeister, 125er-Champion 2004 und 24-facher GP-Sieger, im letzten Saisonabschnitt zweifelsohne das Fahrerduo mit der meisten Erfahrung in der Motorrad-WM.
Über seinen Landsmann, der seine Karriere auf zwei Rädern beim Saisonfinale in Valencia nach 26-WM-Jahren beendete, sagte Dovi: «Valentino war so wichtig und es wurde im Laufe seiner Karriere schon so viel über ihn gesagt, dass es schwierig ist, noch etwas Besonderes herauszuholen. Alle Komplimente, die auch alle verdient sind, wurden schon ausgesprochen, man kann sie nur wiederholen: Wie wichtig er für die MotoGP war, wie viele Leute den Sport verfolgen, weil er das getan hat, was er eben getan hat – weil er gewonnen hat, aber vor allem aber für diese Atmosphäre sorgte.»
«Er ist so charismatisch, das ist für mich eine seiner bedeutenden Eigenschaften», unterstrich Dovizioso. «Er ist hellwach, schlau und charismatisch. Das hat aus meiner Sicht dazu beigetragen, dass viele Fans, die keine so große Leidenschaft für die Motorräder hatten, zum Sport gestoßen sind. Und selbst wenn man großteils nur gelb sah, war es auch für uns nur ein Vorteil.»
«Ich habe leider nie wirklich viel Zeit mit Valentino verbracht, aus mehreren Gründen», ergänzte der 15-fache MotoGP-Sieger. «Ich verfolgte ihn aber immer, er war eine Art Idol – wie für alle, vor allem für die italienischen Fahrer. Ich traf ihn in dem Jahr, als ich meine erste Saison auf Pocket-Bikes fuhr, er war in seiner letzten. Alle schauten sich an, was er tat, weil er ein besonderer Fahrer war, der verrückte Dinge tat. Das lieben alle. Abgesehen davon verbrachte ich nicht viel Zeit mit ihm – er ist ja ein Superstar», lachte Dovizioso.
Fühlt sich der 35-Jährige aus Forlì, selbst langjähriger Widersacher des achtfachen Weltmeisters Marc Márquez, denn nicht als Star? «Nicht wie er, das ist sicher», winkte Dovi ab. «Er muss auf eine andere Weise leben, weil jeder etwas von ihm will. Er schuf daher eine sehr spezielle Situation rund um sich herum, in Tavullia, mit der Academy… Das ist aber normal, wenn man von so großen Persönlichkeiten spricht. Seine Leidenschaft für den Sport war aber immer ersichtlich, ob es jetzt das 100 km Rennen der Champions oder andere Events waren, er lud mich immer ein, weil es ihm Freude bereitet, diese Leidenschaft mit anderen zu teilen.»
«Ich studierte immer viel von dem, was Valentino tat. Und manchmal war ich danach verloren, denn wenn du versuchst, so eine talentierte Person zu kopieren, dann funktioniert es nicht so wie bei ihm», räumte Dovi schmunzelnd ein. «Du musst deinen Weg finden.»
«Es war aber auf jeden Fall schön, diese Ära mitzuerleben. Ich schätze mich glücklich, in dieser Zeit in der Weltmeisterschaft gewesen zu sein», fügte Dovizioso an.