MotoGP: Das Reifendruck-Drama geht weiter

Jorge Lorenzo: Die Bedeutung der Psyche in der MotoGP

Von Mario Furli
Jorge Lorenzo spricht im Rückblick sehr offen über einen psychologischen Tiefpunkt in seiner MotoGP-Karriere und den entscheidenden Anruf von Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig vor dem Mugello-Sieg 2018.

Die ersten Monate seines zweiten Ducati-Jahres 2018 waren für Jorge Lorenzo besonders schwer, denn der erfolgsverwöhnte Spanier war auf der Desmosedici noch immer sieglos – seit dem Saisonfinale 2016 in Valencia, wo der fünffache Weltmeister noch auf Yamaha triumphiert hatte.

«Bevor Mugello war ich etwas deprimiert, weil ich verstand, dass ich ohne Werkmotorrad für die kommende Saison dastand, dabei hatte ich das Gefühl, im besten Moment meiner Karriere zu sein», erzählte der nun 34-jährige Mallorquiner kürzlich im DAZN-Interview. «Ich sah alles negativ und wollte nur schlafen. Ich weiß nicht, ob es eine leichte Depression war oder einfach ein sehr trauriger Moment, aber ich war wirklich niedergeschlagen.»

Den Wendepunkt brachte dann der Anruf von Alberto Puig, der im Hinblick auf einen Wechsel ins Repsol Honda Team den ersten Kontakt zu Lorenzo herstellte. «Er machte bei Ducati eine harte Zeit durch, die Dinge liefen nicht nach Plan und er hatte Probleme. Bei Honda entschieden sie, mit ihm zu sprechen, und ich erinnere mich daran, wie ich ihn anrief. Wir einigten uns auf nichts, aber wir hatten eine Vorstellung von dem, was wir tun könnten», schilderte Puig.

Wie es weiterging, ist bekannt: Lorenzo wechselte 2019 tatsächlich ins Werksteam des größten Motorrad-Herstellers der Welt. Auch wenn die Zusammenarbeit des dreifachen MotoGP-Weltmeisters und Honda am Ende nicht von Erfolg gekrönt war (kein Top-10-Ergebnis) und mit dem Rücktritt des 68-fachen GP-Siegers nach nur einer Saison frühzeitig endete, war Puigs Anruf 2018 doch ein Schlüsselmoment.

Iván López, damaliger Fitnesstrainer des Mallorquiners, erinnert sich bei DAZN an eine schlagartige Verwandlung seines Fahrers: «Es war in einem Hotel in Barcelona, ich brachte ein Trainingsrad auf sein Zimmer, weil er nicht trainieren wollte, aber ich zwang ihn dazu. Eines Tages – er trat widerwillig in die Pedale – rief ihn Alberto Puig an. Als er auflegte, umarmte er mich und fing an, auf dem Bett zu hüpfen: ‚Ich habe den Platz, ich habe ihn.‘ Das veränderte seine Einstellung.»

Kurz darauf feierte Lorenzo (mit verbesserter Ergonomie und verändertem Tank an seiner Desmosedici) am 3. Juni 2018 in Mugello seinen ersten Sieg als Ducati-Werksfahrer. Nur zwei Wochen später folgte beim nächsten Rennen auf dem «Circuit de Barcelona-Catalunya» gleich der zweite.

«Derselbe Fahrer, dieselbe Person, kann zum Besten in der Lage sein, wenn man auf mentaler Ebene das Vertrauen hat und es einem körperlich gut geht, wenn man sich mit dem Motorrad und dem Team wohlfühlt», weiß Lorenzo. «Wenn sich alles zusammenfügt, dann kann ein Fahrer den anderen weit überlegen sein – umgekehrt kann derselbe Fahrer, dieselbe Person, Letzter werden. Das ist die MotoGP, das ist der Sport.»

«‚Besessenheit‘ klingt sehr negativ, aber der Sport wurde mehr und mehr so professionell, methodisch und perfektionistisch, dass du entweder besessen und zu 100 Prozent in dieser Welt bist – oder es unmöglich ist, mit den Besten zu kämpfen», lautet Lorenzos Fazit.

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