Lin Jarvis: Wann hat der Verbrenner ausgedient?
Der 1000-Yamaha-M1-Reihenvierzylinder wurde 2013 in Tokyo letztmals öffentlich gezeigt
Während heute fast wöchentlich irgendein Automobilhersteller das Ende der Produktion von Verbrennungsmotoren ankündigt, Audi zum Beispiel für 2033, wobei aber immer betont wird, die endgültige Entscheidung werde der Kunde treffen, weil die Reichweiten der E-Fahrzeuge noch unzureichend sind, wird dieses Thema im Motorradbranche vorläufig totgeschwiegen.
Der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer ist überzeugt, die E-Mobility werde sich im Zweiradgeschäft in absehbarer nur im Kurzstreckenbereich durchsetzen, weil die Batterien für handliche Motorräder viel zu schwer und seien und zu viel beanspruchen.
In der Energica Ego Corsa-Bikes aus dem MotoE-Weltcup wiegen die Batterien 100 kg, trotzdem reicht der Strom nur für 20 bis 30 km!
SPEEDWEEK.com hat in einem Bericht vom 31. Dezember die Frage erörtert: «Wie lang gibt es noch MotoGP-Verbrenner?»
Denn die spanische Vermarktungsagentur Dorna hat zwar mit der FIM einen Vertrag für die kommerziellen Rechte in der MotoGP bis inklusive 2041. Aber niemand darf sich heute der Illusion hingegen, dass bis dahin weltweit mit den heutigen üblichen Verbrennungsmotoren gefahren werden darf,
Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes hat zum Beispiel die deutsche Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen gegenüber 1990 um 65 Prozent sinken.
Aber bisher meiden die MotoGP-Protagonisten bei den Meetings der Hersteller-Vereinigung MSMA (Motorcycle Sports Manufacturers Association) heikle Themen wie Klimaschutz, Schadstoffreduzierung und so weiter oder den Umstieg auf neue Antriebskonzepten wie Hybrid-Motoren oder gar E-Bikes wie der Teufel das Weihwasser.
Denn erstens laufen seit drei Jahren bei den geräuschlosen Vorführungen des MotoE-Weltcups die Zuschauer meistens davon, und zweitens soll die kostspielige Entwicklung der alternativen Antriebsquellen ohne fossile Treibstoffe möglichst weit in die Zukunft verschoben werden.
Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing und 2021 mit Fabio Quartararo Fahrer-Weltmeister geworden, räumt aber ein, dass sich die Yamaha-Verantwortlichen in Japan längst Gedanken über dieses Thema machen.
«Die sechs MotoGP-Hersteller haben soeben neue Fünf-Jahres-Verträge mit der Dorna unterzeichnen», hält der Engländer fest. «Wir gehen davon aus, dass die 1000-ccm-Vierzylinder-Motoren also bis Ende 2026 mehr oder weniger unverändert bleiben. Aber wir studieren die Verwendung von E-Fuels, unsere Industrie denkt also nach, wie wir umweltfreundlichere Treibstoffe einsetzen können. Diese Diskussionen wurden bereits im Sommer 2021 unter den MSMA-Mitgliedern mit der Dorna geführt.»
«Was die Verbrenner betrifft, so befindet sich die Motorradindustrie nicht an derselben Stelle wie wie Automobilindustrie. Deshalb rechne ich damit, dass bei den Motorrädern die Verbrennungsmotoren länger produziert werden. Bei den Zweirädern ist das eine Platzfrage für die Batterien, es geht um das Gewicht, um die Kosten und viele andere Gründe. Deshalb lässt sich im Straßenverkehr schon heute die Anzahl der elektrifizierten Motorräder nicht mit der Anzahl von E-Autos vergleichen. Das bedeutet aber nicht, dass die Motorradhersteller nicht an den Klimaschutz denken. Yamaha ist dieser Problematik durchaus bewusst und hat im Sommer eine Umweltstrategie für die Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2050 beschlossen. Wir haben also einen Plan für die nächsten Jahrzehnte, dem auch der Motorradsport folgen muss. Aber der Sport hängt auch mit der Produktion der Motorrad-Produktion zusammen und soll unsere Motorradverkäufe promoten. Wie gesagt: Die Werke unterhalten sich über diese Thematik, das ist wichtig für die Dorna und wichtig für uns als Hersteller.»