Vito Ippolito: Dank Papa und Cecotto ein Venezuela-GP
Vito Ippolito
Nach drei Amtsperioden stand FIM-Präsident Vito Ippolito im Dezember 2018 nicht mehr zur Wiederwahl. Der Portugiese Jorge Viegas wurde sein Nachfolger. Der Venezolaner Ippolito beendete also vor drei Jahren seine Amtszeit als FIM-Präsident. «Ich habe selbst die Gesetze geändert und durchgesetzt, dass jeder Präsident maximal drei Amtszeiten machen kann», erklärte Ippolito damals im Gespräch mit SPEEDWEEK.com mit spürbarer Wehmut. Diese zwölf Jahre waren am Jahresende 2018 vorbei.
Ursprünglich bewarben sich zwei Kandidaten um die Nachfolge: Der Portugiese Jorge Pessanha Viegas und der Österreicher Dr. Wolfgang Srb, der seine Kandidatur jedoch unter mysteriösen Umständen zurückzog.
Viegas (61) war bereits 2018 Mitglied des FIM-Vorstands und war Ippolito bei der Präsidentenwahl 2014 unterlegen. Dr. Srb (heute 73) agierte bis 2014 als mächtiger Vorsitzender der FIM-Motocross-Kommission, danach fungierte er als Präsident der FIM Europe.
Ippolitos Vater Andrea machte sich mit seiner Firma Venemotos als venezolanischer Yamaha-Importeur einen Namen, denn er entdeckte in dieser Funktion die späteren Weltmeister Johnny Ceccotto und Carlos Lavado; dazu veranstaltete er in den 1970er-Jahren den Venezuela-GP in San Carlos.
«Ich habe in den 1990er-Jahren zehnmal die Motocross-WM nach Venezuela geholt», erzählt Vito Ippolito, der in der FIM zuerst als Mitglied der CCR (Road Racing Commission) agierte und 2006 zum Präsidenten gewählt wurde, als Nachfolger von umstrittenen Funktionären wie Francesco Zerbi und Jos Vaessen, bei denen der Sport nicht unbedingt im Vordergrund stand, eher das persönliche Renommé und die Politik.
«Ich habe viel Leidenschaft für den Motorsport und Erfahrung in diese Funktion mitgebracht», sagt der allseits respektierte Südamerikaner Ippolito, der seit Jahren in der Schweiz lebt und sich energisch für eine höhere Qualität und Ausbildung der FIM-Funktionäre eingesetzt hat. «Bis zu meinem Rückzug haben wir strenge Alterslimiten, Amtszeitbeschränkungen und einen höheren Level an Professionalität bei den Kommissionsmitgliedern durchgesetzt. Auch an die Sprachkenntnisse der Funktionäre werden inzwischen höhere Anforderungen gestellt. Jeder Spitzenfunktionär muss fließend Englisch oder zumindest Französisch sprechen. Und in der CCR haben wir heute sehr gute Mitglieder, auch aus Deutschland, zum Beispiel Ralph Bohnhorst und Christian Schneider.»
Über seine potenziellen Nachfolger Dr. Wolfgang Srb und Jorge Viegas wollte Vito Ippolito nie einen Kommentar abgeben. «Darüber möchte ich nicht sprechen», zeigte er sich zurückhaltend. «Beide Kandidaten haben im Verband viel Erfahrung sammeln können.»
Venezuela-GP: Ein Abenteuer
Aus heutiger Sicht war es eine abenteuerliche Idee, als Andrea Ippolito 1977 erstmals den GP-Zirkus nach Venezuela transferierte. Nicht nur weil es dort bis zu 45 Grad heiß war. «Mein Vater ist ein Held. Es war mutig, Venezuela damals auf die GP-Landkarte zu bringen. Es gab kaum Geld, um für die GP-Strecke in San Carlos eine brauchbare Infrastruktur zu schaffen. Aber niemand hat uns das übelgenommen, auch später in der Cross-WM haben die Teams und Athleten akzeptiert, dass in Venezuela die Uhren anders gehen als in Europa…»
Vito Ippolito war als junger Mann natürlich auch bei den WM-Läufen in San Carlos zugegen. Von 1977 bis 1979 wurde dort dreimal der GP-Auftakt ausgetragen, etliche Fahrer reisten damals im März direkt vom «Daytona 200» in Florida an.
«Ich hatte beim Grand Prix keine spezielle Aufgabe. Mein Vater hat mich immer gern als Problemlöser eingesetzt, wenn etwas zu erledigen war», erinnert sich Vito. «Ich kann mich an 1977 erinnern. Damals hatte ich unter anderem den Auftrag zu kontrollieren, ob alle Mitglieder des GP-Zirkus eine Unterkunft im entlegenen San Carlos gefunden haben. Als ich am Donnerstag vor dem ersten Trainingstag kurz vor Einbruch der Dunkelheit von der Rennstrecke Richtung San Carlos gefahren bin, sah ich den FIM-Spitzenfunktionär Billy McMaster aus Irland ratlos an einem Kreisverkehr sitzen. Ich fragte ihn, ob ich etwas für ihn tun könne. Er hatte kein Quartier... Ich habe ihm dann eine Unterkunft besorgt.»
Am 30. März 1975 gewann Johnny Cecotto auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet bei seinem GP-Debüt gleich in den Klassen 250 und 350 ccm – auf der Venemotos-Yamaha.
«Bis heute hat kein Rennfahrer bei seinem GP-Debüt gleich in beiden Klassen gewonnen», hält Vito Ippolito fest. «Das ist ein Rekord für die Ewigkeit.»
Nicht nur, weil längst kein Fahrer mehr bei einem Grand Prix in zwei unterschiedlichen Klassen antreten darf.