Valentino Rossi sucht das Glück

Brad Binder (KTM): Wo er sich noch verbessern will

Von Günther Wiesinger
Brad Binder, Moto3-Weltmeister 2016 und zweifacher MotoGP-GP-Sieger, wünscht sich von der KTM RC16 mehr Traktion. Aber der Südafrikaner hat auch analysiert, wo er sich als Fahrer verbessern muss.

Red Bull KTM absolviert 2022 die sechste Saison in der MotoGP-Klasse. 2017 und 2018 kamen Pol Espargaró und Bradley Smith zum Einsatz, 2019 waren Pol Espargaró und Johann Zarco (bis zur Trennung nach dem Misano-GP) unterwegs, 2020 traten Brad Binder und Pol Espargaró an, 2021 kam erstmals das schon aus der Moto3 und Moto2 bewährte KTM-Fahrerduo Brad Binder & Miguel Oliveira zum Einsatz, das jetzt unter dem neuen KTM-Motto «The Search of Perfection» zum zweiten Mal gemeinsam die MotoGP-Weltmeisterschaft bestreitet.

119 Motorrad-GP-Siege hat KTM seit dem Einstieg in den Straßenrennsport 2003 errungen, dazu in allen Serien zusammen nicht weniger als 327 Weltmeistertitel. Mehr als 60 Werksfahrer beschäftigt die Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, Husqvarna und GASGAS. Rund 30 Millionen Euro beträgt das KTM-Budget für die Road Racing-Aktivitäten.

Mit dem Gesamtsieg von GASGAS-Werksfahrer Sam Sunderland bei der Rallye Dakar sind die Österreicher schwungvoll und erfolgreich in die Saison gestartet. Jetzt sind die KTM-Verantwortlichen gespannt auf den Shake-Down-Test (mit den Testfahrern und den fünf Rookies) in Sepang (31.1 bis 2.2.) und den IRTA-Test in Malaysia am 5./6. Februar mit allen 24 Stammfahrern.  Er gilt als erste Standortbestimmung, ehe auf dem neuen Mandalika Street Circuit in Indonesien noch einmal drei Tage getestet wird – von 11. bis 13. Februar.

Brad Binder ist nach dem Jerez-Test Ende November heim nach Südafrika gereist und im Januar nach Europa zurückgekehrt. Er hielt er sich ein paar Tage bei KTM in Munderfing auf, als die Bikes zwischen 10. und 17. Januar für Sepang zusammengebaut wurden.

«Ich hatte also eine recht lange Pause», sagte der MotoGP-Sieger von Brünn 2020 und Spielberg-2 im Vorjahr. «Ich war einen knappen Monat daheim. Doch am 5. Januar war ich bereits in Österreich, denn ich musste dort als Südafrika-Reisender ein paar Tage in Quarantäne gehen. Von Österreich bin ich in meine Wahlheimat Andorra gereist, ich bin dort viel Motorrad gefahren und habe die Vorsaison wirklich genossen. Jetzt bin ich gespannt und kann kaum erwarten, bis ich ins Flugzeug steige und nach Sepang fliege.»

Mit Francesco Guidottti verfügt Red Bull-KTM jetzt über einen neuen Teammanager; Vorgänger Mike Leitner ist 2022 noch als Berater tätig. «Francesco ist ein großartiger Kerl. Ich mag ihn. Es war sehr nett, ihn in Österreich zu treffen. Er hat viel Erfahrung in der MotoGP und wird eine große Hilfe für unser Team sein. Ich freue mich auf den Beginn unserer Zusammenarbeit», sagt der 17-fache GP-Sieger, der inzwischen 26 Jahre alt ist. 

Brad Binder hat die Fahrer-WM 2021 als Gesamtsechster beendet, aber abgesehen vom Sieg in Österreich keinen Podestplatz erreicht und in den Qualifyings viel Mühe gezeigt.

«Im Winter hatte ich Gelegenheit, darüber nachzudenken, wo ich mich verbessern kann. Nicht nur im Bereich des Motorrads, sondern auch in Zusammenhang mit meinem Fahrstil. Ich hatte inzwischen Zeit für einige Analysen. Beim Bike wünsche ich mir etwas mehr Traktion, wir hatten oft beim Rausfahren aus den Kurven zu viel Wheelspin. Was mich betrifft, so will ich mich beim Bremsen verbessern und außerdem möchte ich beim Gasaufdrehen versuchen, mehr Traktion zu finden. Dann kann ich mit mehr Schwung aus den Kurven rausfahren. Es gibt dazu noch einen Punkt, an dem ich mich verbessern kann. Ich möchte probieren, ein bisschen engere Linie zu fahren. Ich habe herausgefunden, dass ich in jeder Runde definitiv zu viele Meter zurücklege. In Zukunft will ich innen enger in die Kurven reinfahren.»

Binder räumt ein, dass er von der Verpflichtung Guidottis (er war zehn Jahre bei Pramac-Ducati) im November überrascht wurde. Brad will sich aber in die Personalpolitik von KTM nicht einmischen und sie nicht beurteilen. «Ich bin nur der Fahrer. Mein Job ist es, das Motorrad zu steuern. KTM tut alles, um die besten Voraussetzungen für uns zu schaffen. Sie wollten eine Veränderung. Ich bin überzeugt, dass wir in diesem Jahr eine starke Mannschaft haben. Ob sich die Änderung im Teammanagement positiv auswirkt, werden wir bald sehen.»


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