Francesco Guidotti: «Fünf Werke gegen Ducati-Device»
Als der MotoGP-Test am Freitagfrüh auf dem neuen Mandalika International Street Circuit gestartet werden sollte, war die Strecke nach dem nächtlichen Regen verdreckt und in einem unfahrbaren Zustand. Danach wurde unter den Teams mit den Funktionären von Dorna und IRTA heftig diskutiert. Es wurde vereinbart, dass die MotoGP-Piloten einmal losfahren und die Piste säubern sollten.
Danach wurde jedoch abgebrochen und weiter diskutiert. Es gab sogar die Überlegung, den ersten Tag zu streichen und für Samstag durch ein Putzkommando bessere Voraussetzungen und mehr Grip zu schaffen. In der Pause wurden jedenfalls 40 kg Kies zusammengekehrt.
Nach der Pause wurden die Fahrer noch einmal gebeten, 20 Runden als kräftig motorisierte Reinigungsmaschinen im Kreis zu fahren. Michelin stellte dafür einen zusätzlichen Reifensatz zur Verfügung. Den sparten sich manche Team hinterlistig, sie zogen einfach Regenreifen auf.
SPEEDWEEK.com unterhielt sich mit Red Bull-KTM-Teammanager Francesco Guidotti über die Vorkommnisse am Freitag. Er nahm aber auch zum umstrittenen «Front Ride Height Adjuster» von Ducati klar Stellung. Die Ducati-Rivalen wollen diese «Steinzeittechnik» verbannen.
Francesco, wie wurde die Situation mit der schmutzigen Piste am Freitag auf Lombok aus KTM-Sicht gesehen?
Ich habe am späten Vormittag eine Unterbrechung des Testtages vorgeschlagen, um den Asphalt an den schlimmsten Stellen reinigen zu lassen. Das wurde gemacht. Aber das Ergebnis war unbefriedigend. Danach sind die Teams überein gekommen, jeden Fahrer für 20 Runden auf die Piste zu schicken. Michelin hat uns dafür ein Extra-Reifenset gegeben.
Wir hatten ja nichts zu verlieren. Wir mussten es probieren, sonst hätten wir einen ganzen Testtag verspielt.
Unser Plan hat sich bezahlt gemacht, denn es konnte dann am Nachmittag gefahren werden.
Die Dorna-Funktionäre wollten den Tag sonst ganz streichen?
Das wäre nicht hilfreich gewesen. Wir sollten es wenigstens probieren. Das war das Mindeste, was wir tun konnten.
Wenn der Plan mit den 20 Runden nicht funktioniert hätte, hätten wir ja immer noch aufhören können.
Aber einige Fahrer wie Aleix Espargaró waren dagegen. Sie wollten selber entschieden, ob das Fahren sicher sei oder nicht. Sie wollten keine Befehle der Dorna entgegennehmen. Aleix Espargaró gehörte zu den Aufständischen. Viñales fuhr in der Früh verspätet als Letzter raus.
Ja, einige Fahrer haben unseren Plan nicht befürwortet. Denn es war durch den dreckigen Belag etwas riskant. Aber wir haben ja von niemanden Rundenrekorde verlangt.
Wir haben gesagt: Fahrt einfach raus und dreht 20 Runden. Die Verhältnisse wurden von Runde zu Runde besser. Der Plan der Teams hat also funktioniert.
Aleix Espargaró war besonders zornig. Er wollte die 20 Runden nicht fahren. Aber Aprilia hatte Vorteile: Als Concession-Team durften sie in Sepang drei Tage mehr fahren als die anderen Stammfahrer mit Ausnahme der fünf Rookies.
Ja, genau. Wir kennen Aleix. Ich sage lieber nichts dazu.
Es gab noch eine andere Diskussion. Ducati verwendet jetzt auch vorne einen «Ride Height Adjuster». Er entspricht wohl dem Reglement, weil das System manuell aktiviert und deaktiviert wird. Also können die anderen Hersteller nichts dagegen tun.
Ja, so ist es momentan. Aber es geht nicht um die Position von KTM, es geht um die Position des Hersteller-Bündnisses MSMA.
In der MSMA sind fünf von sechs Herstellern dafür, diese Art von Devices zu verbieten.
Wir versuchen, das durchzusetzen. Denn es ist Zeitverschwendung und Geldverschwendung.
Ing. Sebastian Risse, der MotoGP Technical Manager bei KTM, sagte uns: «Es ist keiner begeistert davon, in so eine Steinzeittechnik zu investieren.»
Ja, exakt. Ich stimme zu. Und die anderen vier Hersteller teilen diese Meinung.
Es war aber zu hören, dass KTM 2021 mit so einem Front-Device experimentiert hat. Aber offenbar brachte es bei den Tests keinen nennenswerten Vorteil.
Ich weiß nicht, ob sich so ein System positiv auf die Rundenzeit auswirkt. Was wir sicher wissen: Es stellt eine Komplikation dar.
Dorna-Chef Carmelo sagte gegenüber SPEEDWEEK.com zu diesem Thema: «Wir wollen weder den Speed noch die Kosten erhöhen.»
Ja, da stimmen wir zu. Außerdem kann so ein System nicht als technische Entwicklung bezeichnet werden. Denn bei vielen Straßenmaschinen existiert bereits eine «electronic suspension», die tadellos funktioniert. In der MotoGP ist sie nicht erlaubt.
So ein mechanisches Device macht die Sache nur komplizierter.
Wenn dieses System den Speed erhöht, dann stehen wir auf dem Standpunkt: Das brauchen wir nicht.
In Katar 2019 kam es zum Krach zwischen Honda, Suzuki, KTM und Aprilia gegen Ducati wegen dem Hinterradspoiler, mit dem Dovizioso gewann. Die vier Werke protestierten dagegen, der Spoiler wurde als unerlaubtes aerodynamisches Hilfsmittel betrachtet. Der Protest wurde abgeschmettert. Marc Márquez hat die WM 2019 ohne diesen Spoiler oder «spoon» gewonnen.
Ja, denn der Fahrer macht immer den Unterschied. Zumindest auf zwei Rädern.