Hervé Poncharal (KTM): «Alle wollen Raúl Fernández»
Das KTM Tech3 Factory Team von Hervé Poncharal beginnt seine vierte MotoGP-Saison mit KTM, der neue Vertrag wurde um fünf Jahre bis Ende 2026 verlängert. Dann wird der Franzose 70 Jahre alt sein und das Team voraussichtlich seiner tüchtigen Tochter Mathilde übergeben.
Poncharal, der im Nebenberuf seit mehr als 20 Jahren auch noch als einflussreicher ehrenamtlicher Präsident der Teamvereinigung IRTA agiert, hat besonders in der zweiten Saisonhälfte 2021 einige Enttäuschungen erlebt, weil Danilo Petrucci und Iker Lecuona keine neuen Verträge mehr erhielten, deshalb nicht immer top-motiviert waren und auch keine Entwicklungsteile mehr bekamen.
Umso mehr Zuversicht herrscht bei Tech3-KTM jetzt vor der Saison 2022. Denn um die Fahrerpaarung mit den Moto2-Stars Remy Gardner und Raúl Fernández, die 2021 zusammen 13 der 18 Moto2-WM Rennen gewonnen und sieben Doppelsiege errungen haben, wird die Tech3-Mannschaft von vielen Teams beneidet.
«Eine neue Saison bedeutet immer intensive, aufregende und emotionale Momente», sagt Hervé Poncharal, der Tech3 KTM Factory Racing Team Principal. «Wir sind ungeduldig und können den Saisonstart am ersten März-Wochenende in Katar kaum erwarten», erklärte Hervé Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Auch die KTM-Manager sind gespannt, wer von den beiden Rookies sich besser aus der Affäre ziehen wird. «Zuletzt in Lombok waren die Rundenzeiten von Remy und Raúl sehr ähnlich», betont Poncharal. «Das hat sich schon bei den November-Tests in Jerez abgezeichnet, als Remy noch an den Rippenbrüchen von Portugal litt. Doch in Jerez haben die beiden nicht voll gepusht, weil sie nach der langen Saison ein bisschen müde war. Ich kann auf jeden Fall bestätigen, dass wir zwei unglaublich talentierte Fahrer im Team haben. Remy ist mit bald 24 Jahren etwas älter als Raúl, sie liegen zwei Jahre und acht Monate auseinander. Dadurch hat er mehr Erfahrung. Wir haben im Vorjahr in der Moto2 gesehen, dass er seine Erfahrung ausgenutzt hat. Er hat gepusht, wann es notwendig war, und er hat weniger riskiert, wenn es ihm ratsam schien. So hat er genug Punkte gesammelt, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Anderseits ist Raúl ein Rohdiamant; er ist ein Talent, wie es nicht jedes Jahr zum Vorschein kommt. Alle wollten ihn für 2022 engagieren, er hatte Angebote von sehr vielen Herstellern. Diese Angebote gingen schon im Frühjahr los. Fast alle haben ihn kontaktiert; das hat mir sein Management bestätigt. Und ich denke, daran wird sich in der kommenden Saison nichts ändern. Sobald die Rennen losgehen, wird Raúl wieder von den anderen Werken bestürmt werden, denn sein Talent ist unbeschreiblich.»
«Wer von unseren beiden Fahrern nach vier oder fünf Rennen in der Weltmeisterschaft am besten platziert sein wird, diese Frage kann ich nicht beantworten. Das ist sehr schwierig zu sagen. Aber ich gehe davon aus, dass sich Remy und Raúl schnell an die MotoGP-Klasse anpassen. Es wird interessant zu beobachten, wo sie im Vergleich zu den anderen drei Rookies stehen. Und es wird auch interessant, wie sie im Vergleich zu Brad Binder und Miguel Oliveira aus dem Red Bull-KTM-Team abschneiden.»
Hervé Poncharal hat natürlich die Ergebnisse der Rookies von 2021 im Kopf. Jorge Martin gewann mit der Pramac-Ducati ein Rennen, stand insgesamt viermal auf dem Podest und wurde WM-Neunter. Auch Enea Bastianini kassierte zwei Top-3-Ergebnisse in, er schloss die WM als starker Elfter ab.
«Ja, und Brad Binder gewann im ersten Jahr gleich das dritte Rennen, Quartararo kämpfte im ersten Jahr mehrmals um den Sieg. Marc Márquez gewann 2013 in seiner ersten MotoGP-Saison die WM, und den ersten Sieg heimste er beim zweiten Rennen in Texas ein. Aber üblicherweise muss man sich mit den Rookies ein klares Ziel setzen: Unser Ziel ist es auf jeden Fall, den ‚Rookie of the Year Award‘ zu gewinnen. Aber unsere Fahrer haben sicher die früheren Rookies im Kopf. Deshalb herrscht bei ihnen kein Mangel an Ambitionen. Doch wir bleiben beim Ziel, den besten Rookie zu haben. Denn es gibt mit Bezzecchi und Di Giannantonio zwei starke Fahrer bei Ducati, und Darryn Binder wird für Yamaha sein Bestes geben. Es wird also eine schöne Herausforderung, die Rookie-Meisterschaft zu gewinnen. Das bleibt unser Hauptziel.»
Poncharal will vor dem ersten Kräftemessen keinen weiteren Prognosen für seine Fahrer abgeben. Denn Gardner meint, sein am 18. Januar operiertes rechtes Handgelenk werde in Katar nur zu «90 oder 95 Prozent» verheilt sein. Und Fernández erlebte in Lombok einige Stürze, die sein Mütchen vielleicht vorerst etwas gekühlt haben.
«Wir werden sehen, welchen Level Remy und Rául erreichen, denn wir haben in diesem Jahr ein unglaublich konkurrenzfähiges Feld. Unser echter Referenzpunkt werden Brad und Miguel sein», sagt der Tech3-Teambesitzer. «Sie sitzen auf den identischen Bikes, und wir wissen, dass sie beide schon MotoGP-Rennen gewonnen haben. Wir wissen, dass sie um den Titel kämpfen können, wenn alles gut funktioniert. Wir müssen also schauen, wo wir im Vergleich zu ihnen stehen. Wenn wir nahe an ihnen dran sind, werden wir von Top-5-Ergebnissen nicht weit weg sein.»
Sepang-Test, 5. und 6. Februar, kombinierte Zeiten:
1. Enea Bastianini, Ducati, 1:58,131 min
2. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:58,157
3. Jorge Martin, Ducati, 1:58,243
4. Alex Rins, Suzuki, 1:58,261
5. Maverick Viñales, Aprilia, 1:58,261
6. Francesco Bagnaia, Ducati, 1:58,265
7. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:58,313
8. Marc Márquez, Honda, 1:58,332
9. Johann Zarco, Ducati, 1:58,413
10. Pol Espargaró, Honda, 1:58,420
11. Luca Marini, Ducati, 1:58,430
12. Joan Mir, Suzuki, 1:58,529
13. Takaaki Nakagami, Honda, 1:58,607
14. Jack Miller, Ducati, 1:58,645
15. Miguel Oliveira, KTM, 1:58,701
16. Marco Bezzecchi, Ducati, 1:58,710
17. Alex Márquez, Honda, 1:58,800
18. Brad Binder, KTM, 1:59,016
19. Raúl Fernández, KTM, 1:59,180
20. Fabio Di Giannantonio, Ducati, 1:59,197
21. Cal Crutchlow*, Yamaha, 1:59,262
22. Andrea Dovizioso, Yamaha, 1:59,284
23. Remy Gardner, KTM, 1:59,348
24. Franco Morbidelli, Yamaha, 1:59,365
25. Darryn Binder, Yamaha, 1:59,857
26. Sylvain Guintoli*, Suzuki, 1:59,996
27. Lorenzo Savadori*, Aprilia, 2:04,385
28. Takuya Tsuda*, Suzuki, 2:05,678
* = Testfahrer
Mandalika-Test, 11.-13. Februar, kombinierte Zeiten:
1. Pol Espargaró, Honda, 1:31,060 min
2. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:31,074
3. Luca Marini, Ducati, 1:31,289
4. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31,385
5. Franco Morbidelli, Yamaha, 1:31,416
6. Francesco Bagnaia, Ducati, 1:31,436
7. Alex Rins, Suzuki, 1:31,477
8. Maverick Viñales, Aprilia, 1:31,478
9. Marc Márquez, Honda, 1:31,481
10. Johann Zarco, Ducati, 1:31,488
11. Brad Binder, KTM, 1:31,574
12. Joan Mir, Suzuki, 1:31,586
13. Enea Bastianini, Ducati, 1:31,599
14. Alex Márquez, Honda, 1:31,603
15. Miguel Oliveira, KTM, 1:31,620
16. Jorge Martin, Ducati, 1:31,665
17. Takaaki Nakagami, Honda, 1:31,687
18. Jack Miller, Ducati, 1:31,870
19. Andrea Dovizioso, Yamaha, 1:31,890
20. Marco Bezzecchi*, Ducati, 1:31,901
21. Fabio Di Giannantonio*, Ducati, 1:31,915
22. Raúl Fernández*, KTM, 1:32,401
23. Remy Gardner*, KTM, 1:32,598
24. Darryn Binder*, Yamaha, 1:33,049
* = Rookies
Mandalika-Test, Sonntag (13. Februar):
1. Pol Espargaró, Honda, 1:31,060 min
2. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:31,074
3. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31,385
4. Franco Morbidelli, Yamaha, 1:31,416
5. Francesco Bagnaia, Ducati, 1:31,436
6. Alex Rins, Suzuki, 1:31,477
7. Maverick Viñales, Aprilia, 1:31,478
8. Johann Zarco, Ducati, 1:31,488
9. Brad Binder, KTM, 1:31,574
10. Alex Márquez, Honda, 1:31,603
11. Miguel Oliveira, KTM, 1:31,620
12. Luca Marini, Ducati, 1:31,665
13. Takaaki Nakagami, Honda, 1:31,687
14. Marc Márquez, Honda, 1:31,793
15. Jack Miller, Ducati, 1:31,870
16. Andrea Dovizioso, Yamaha, 1:31,890
17. Marco Bezzecchi, Ducati, 1:31,901
18. Fabio Di Giannantonio, Ducati, 1:31,915
19. Enea Bastianini, Ducati, 1:32,010
20. Jorge Martin, Ducati, 1:32,544
21. Remy Gardner, KTM, 1:32,860
22. Darryn Binder, Yamaha, 1:33,049
23. Raúl Fernández, KTM, 1:34,896