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Brembo setzt 2022 erstmals 355-mm-Bremsscheiben ein

Von Günther Wiesinger
Nicht nur der Losail Circuit stellt hohe Ansprüche an die Bremssysteme der MotoGP-Bikes. Deshalb sind in diesem Jahr in der MotoGP erstmals neu 355-mm-Discs erlaubt.

Die Techniker des führenden italienischen Bremsenherstellers Brembo haben die MotoGP-Werke informiert, dass ihre 1000-ccm-Motorräder beim heutigen Speed bei der möglichen Bremskraft gefährlich an die Grenzen kommen. Der Losail Circuit in Doha gilt als große Bewährungsprobe für die Bremssysteme. Denn dort müssen die bis zu 362 km/h schnellen Bikes vor 13 von 16 Kurven verzögert werden.

Das ist in Bezug auf die Energievernichtung der höchste Wert der Saison, höher als in Jerez und in Misano Adriatico, wo jeweils zwölfmal pro Runde gebremst wird. In Losail befindet sich auch die pro Runde beanspruchte Nutzung des Bremssystems auf einem Rekordwert. 40 Sekunden pro Runde, das sind 15 Sekunden mehr als auf dem Sachsenring und auf Phillip Island.

Auch der schnelle Red Bull Ring stellt hohe Ansprüche: Die Brembo-Techniker betonen, beim Schwierigkeitsgrad erhält die Piste von Spielberg 5 von 5 möglichen Punkten. Eine weitere Bewährungsprobe stellt der Motegi Twin Ring dar, wegen der sechs Erste-Gang-Kurven.

«Die Energie, die von den Bremsen verlangt wird, wird weiter steigen», befürchten die Brembo-Ingenieure. «Deshalb haben wir für 2022 den Durchmesser der Bremsscheiben erhöht. Wir haben vorher mit allen Herstellern gesprochen, damit die Vorschriften entsprechend geändert werden. Wir haben uns vorne für 355 Millimeter Durchmesser entschieden. Warum 355 Millimeter? Das ist das Maximum, das man bei den heutigen Vorderrädern verwenden kann. Diese Bremsscheiben werden voraussichtlich in diesem Jahr in Österreich verwendet, in Motegi und Thailand. Diese 355-mm-Discs werden vorne in den nächsten Jahren immer gebräuchlicher werden, weil die Beanspruchung weiter zunehmen wird.»

Einige MotoGP-Hersteller mussten die Fahrzeuge für 2022 anpassen, um für die neuen Bremszangen und Bremsscheiben Platz zu schaffen. Außerdem müssen jetzt die Bremsscheiben demontiert werden, um die Bremszangen entfernen zu können.

Bei manchen Bikes musste sogar der Steuerkopf modifiziert werden, um Platz für die neuen 355-mm-Discs zu schaffen.
Brembo hat bei der Bremskraft in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt. Aber jetzt sind die Italiener mit ihrem Latein bald am Ende.

«Wir entwickeln weiter und suchen neue Lösungen», heißt es bei Brembo. «Das beginnt bei den Bremszangen und macht auch vor den Bremskolben nicht halt. Es geht darum, die Temperatur bei den Bremszangen, an den Bremsbelägen und den Bremsscheiben so gering wie möglich zu halten.»


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