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Carmelo Ezpeleta: Was beim «Bio Fuel» geplant ist

Von Günther Wiesinger
Wann kommen Anteile von Bio Fuel in den Honda-RC123V-Tank?

Wann kommen Anteile von Bio Fuel in den Honda-RC123V-Tank?

Werden in der MotoGP-WM 2027 die Motoren mit 70 bis 100 Prozent «Bio Fuel» angetrieben? KTM will vorpreschen und schon 2026 mit teilweise nicht-fossilem Sprit fahren. Eine Bestandaufnahme.

Obwohl einige Automobilhersteller wie Volvo und Porsche inzwischen keine Diesel-Motoren mehr anbieten und die Verbrennungsmotoren (Internal Combustion Engines = ICE) teilweise ab 2035 aus dem Programm kippen wollen, werden im Motorrad-GP-Sport die Verbrenner noch eine ganze Weile das Geschehen diktieren.

«Wir werden mit den heutigen 1000-ccm-MotoGP-Motoren noch ewig fahren», meinte der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. Auf unsere verwunderte Nachfrage meinte er: «Auf jeden Fall bis 2035.»

Doch die Hersteller und WM-Promoter Dorna werden schrittweise grüner. Nicht nur durch die Einführung des MotoE-Weltcup vor vier Jahren wurden Zeichen gesetzt, sondern vor einem knappen halben Jahr auch durch an Ankündigung, im GP-Sport werde man schrittweise auf nicht-fossile Treibstoffe umsteigen.

Denn die MotoGP-WM will eine Vorreiterrolle für eine nachhaltigere Zukunft einnehmen. Es existiert bereits ein konkreter Zeitplan für die Umstellung auf «Bio Fuel» in zwei Schritten.

Schon im Mai 2021 kündigten der Motorradweltverband FIM, die Teamvereinigung IRTA, das Herstellerbündnis MSMA und die Vermarktungsgesellschaft Dorna Sports an, die Motorrad-WM künftig umweltfreundlicher gestalten zu wollen– mit einem Hauptfokus auf nachhaltigen Treibstoffen.

Die MotoGP-WM soll grüner werden, ohne das hohe Level der drei WM-Klassen und die Qualität der Unterhaltung zu gefährden. Eine nachhaltige Zukunft für das MotoGP-Paddock und das globale Umfeld, so lautete das gemeinsame Ziel.

So sieht der konkrete Zeitplan als Absichtserklärung aus:

• Ab 2024 wird der Treibstoff in allen Klassen der FIM Grand Prix World Championship zu mindestens 40 Prozent nicht-fossilen Ursprungs sein.

• Ab 2027 soll der Kraftstoff sogar zu 100 Prozent aus nicht-fossilen Rohstoffen bestehen.

Aber dieser Plan war im November 2021 als Absichtserklärung deklariert. Inzwischen zeichnet sich ab: Für 2027 wird man sich in der MotoGP-WM eventuell nur auf einen 70 Prozent-Anteil von Bio-Sprit einigen können. 

Trotzdem will sich die MotoGP-Serie als Zweirad-Königsklasse im Hinblick auf die Reduzierung der CO2-Emissionen und im Kampf gegen den Klimawandel als Vorreiter für die Industrie etablieren, immerhin werden jährlich mehr als 60 Millionen Motorräder verkauft. Mehr als zwei Milliarden Motorräder zirkulieren auf den Straßen in der ganzen Welt.

«Wir haben gerne auf die Entwicklung eines Front Ride Height Device verzichtet, obwohl wir uns damit 2021 beschäftigt haben», erklärte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer beim Interview mit SPEEDWEEK.com. «Aber wir haben Wichtigeres zu tun. Wir möchten nämlich in der MotoGP-WM bereits 2026 mit schadstofffreien Treibstoff antreten.»

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum die sonst so innovativen Hersteller von November 2021 bis 2027 brauchen, um die heutigen Triebwerke auf den synthetischen Treibstoff umzustellen.

Die Ursache liegt im Reglement, denn bei den neuen Fünf-Jahres-Verträgen mit den Werken und Kundenteams hat die Dorna für den ganzen Zeitraum technische Stabilität zugesichert. Die Verwendung von «Bio Fuel» kann also zumindest in der MotoGP-Klasse erst 2027 verpflichtend vorgeschrieben werden.

Es sei denn, in der Hersteller-Vereinigung MSMA wird von Honda, Yamaha, Suzuki, Ducati, KTM und Aprilia beim Thema Nachhaltigkeit bereits früher Einstimmigkeit hergestellt. Dann kann der «Bio Fuel» auch schon früher von allen Teams getankt werden.

«Wir arbeiten mit Nachdruck an der Umstellung auf nicht-fossilen Treibstoff», bestätigte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta gegenüber SPEEDWEEK.com. «2024 werden wir 40 Prozent synthetischen Sprit beimischen. 2027 werden wir den Anteil auf 70 Prozent erhöhen. Das ist unser Hauptziel.»

Bisher waren das nur Absichtserklärungen. Aber in den nächsten Wochen sollen diese Pläne konkret in Stein gemeißelt werden.

In der Moto3 muss die Dorna nur die Zustimmung von Honda und der Pierer Mobility AG (mit den Marken KTM, Husqvarna, GASGAS und CFMOTO) einholen. In der Moto2-WM liefert Triumph die 675-ccm-Dreizylinder-Einheitsmotoren, dort gibt es nur einen Ansprechpartner.

Doch in der MotoGP müssen sechs Werke überzeugt werden.

«Der Umstieg auf Bio Fuel ist für mich das wichtigste Projekt in der MotoGP für die nahe Zukunft», erklärte Ezpeleta. «Das gilt auch für die Superbike-WM. Wir wollen auch dort schrittweise auf schadstoffärmere Treibstoffe umsteigen.»

Wenn sich der Zeitplan dank tatkräftiger und erfolgreicher Forschung bei Firmen wie Repsol, ETS Racing Fuels, elf, Shell und so weiter noch günstiger gestalten lässt, werden die Dorna-Manager Applaus spenden.

Wie gesagt: KTM will schon 2026 mit 100-prozentig synthetischen Sprit fahren.

Die Dorna-Funktionäre wären froh, wenn die anderen Werke einen ähnlichen Ehrgeiz an den Tag legen würden. Aber zwingen können sie die MotoGP-Werke erst für 2027. Bis dahin ist das Technik-Reglement festgemeißelt.

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