Gigi Dall’Igna: «Kann man nicht als Verstoß sehen»
Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna
Am Dienstag wurde in England berichtet, Ducati-Werksfahrer Francesco «Pecco» Bagnaia sei bei seinem ersten Saisonsieg in Jerez vor neun Tagen während jeder der 25 Rennrunden mit einem zu niedrigen Reifendruck gefahren.
Ducati reagierte umgehend auf den Vorwurf: Rennchef Gigi Dall’Igna stand am Dienstagabend in einer kurzfristig einberufenen Online-Presserunde mit ausgewählten Journalisten Rede und Antwort.
Gigi, im Artikel ging es nur um Jerez, aber gab es auch andere Fahrer, die seit dem Saisonstart in Katar diesen Mindestwert nicht einhielten?
Mit Sicherheit ist es auch anderen passiert, auch Fahrern von anderen Herstellern. Wir wissen das, weil diese Daten unter allen Konstrukteuren geteilt werden. Daher kann ich sagen, dass mit Sicherheit auch andere Fahrer dasselbe Problem hatten.
Ich will mich nicht auf ein Niveau mit denen begeben, die diese Tabelle herausgegeben haben, und will daher nicht sagen, wer es war. Aber es sind sicherlich bedeutende Namen, die dasselbe Problem hatten.
Warum wird gerade jetzt, nach dem ersten Saisonsieg von Ducati-Lenovo-Pilot Bagnaia, mit dem Finger auf den Hersteller aus Borgo Panigale gezeigt? In besagtem Artikel wird ja ein Ingenieur eines gegnerischen Herstellers zitiert.
Ich habe keine Antwort darauf. Es gab mit Sicherheit einen anderen Ingenieur, der es dem Journalisten geflüstert hat. Ich finde es aber merkwürdig, dass dann nicht auf angemessene Weise überprüft wurde, warum es keine Strafen gab. Diese Daten werden ja mit Michelin und mit denen, die die Kontrollen machen müssen, geteilt.
Es gibt ein Abkommen, das besagt, dass wir die Daten in diesem Jahr überwachen, um dann eine korrekt anwendbare Regel schaffen zu können, die ab dem kommenden Jahr angewandt werden kann. Wir haben uns alle mit der Frage befasst, wie wir diese Kontrollen durchführen können. Wir arbeiten alle zusammen.
Im Moment gibt es also keine echte Kontrolle.
Die kann es nicht geben, wie das System bis heute aufgebaut ist. Aber wie gesagt: Wir arbeiten alle gemeinsam mit der Dorna, der FIM und Michelin, um ein effizientes und wirksames Kontrollsystem zu schaffen. Das sollte dann im kommenden Jahr eingeführt werden.
Ist es auch im Hinblick auf die Sicherheit nicht besorgniserregend, dass es noch keine korrekt anwendbare Regel gibt?
Nein, man muss ja auch bedenken, dass wir alle daran arbeiten, um oberhalb des von Michelin vorgeschriebenen Mindestwerts zu bleiben. Es gibt eine Regel, die zum Teil geändert werden muss, um korrekt angewandt werden zu können und andere Probleme zu vermeiden.
Wenn die Problematik bereits bekannt war, ist es nicht merkwürdig, dass diese Thema erst nach dem sechsten Grand Prix aufkommt?
Leider stellt ihr die Frage der falschen Person, das müsste man den Verfasser des Artikels oder den fragen, der ihm die Informationen gegeben hat. Ich habe auch absolut keine Polemik angestoßen, als andere Fahrer die Werte nicht respektiert hatten.
Auch wenn jemand die Werte einzuhalten scheint, ist noch nicht gesagt, dass das auch tatsächlich der Fall ist. Denn mit dem aktuellen System könnten die Werte verfälscht sein. Diese Daten wären heute vor einem Gericht nichts wert.
Wir wussten alle, dass diese Regel heute noch nicht angewandt werden kann. Wir arbeiten aber alle daran, um einen Weg zu finden, damit sie anwendbar wird.
Handelt es sich aber um einen Verstoß gegen das Regelwerk?
Man kann es nicht als solchen sehen, weil bis heute alle Konstrukteure und alle Beteiligten inklusive Dorna und FIM festgelegt haben, dass die aktuelle Methode für die Messung des Reifendrucks nicht korrekt ist.