Miguel Oliveira (KTM): 2023 Rückkehr ins Tech3-Team?
Miguel Oliveira hat 2021 in Mugello mit Platz 2 seine Erfolgsserie gestartet, die dann eine Woche später mit dem Sieg beim Catalunya-GP ihren Höhepunkt erlebte und sich mit den Plätzen 2 und 5 in Sachsen und Assen fortsetzte. Doch dann stürzte der Portugiese im FP1 in Spielberg schwer. Er zog sich eine schmerzhafte Handverletzung zu, die ihn wochenlang an Topleistungen hinderte.
Vor der Saison 2022 teilte Miguel Oliveira mit, er habe bei der Analyse der mittelprächtigen Saison 2021 festgestellt, dass er künftig lernen müsse, auch durchschnittliche Ergebnisse zu akzeptieren. Denn in der Vergangenheit hat er mehrmals recht ansehnliche Punkteränge durch Stürze verspielt und dadurch seine WM-Position kompromittiert.
Bei KTM wird es 2023 mit Sicherheit zu Änderungen im MotoGP-Aufgebot kommen, das jetzt aus Binder und Oliveira bei Red Bull KTM besteht und bei Tech3 mit Remy Gardner und Raúl Fernández gebildet wird.
Denn durch das Zerwürfnis zwischen Remy-Gardner-Manager Paco Sanchez und KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer ist ein Verbleib des Australiers schwer vorstellbar. Und KTM braucht einen Platz, um einen Fahrer aus dem Trio Alex Rins, Jack Miller und Pol Espargaró unterzubringen.
Pit Beirer hat im Herbst 2021 im Gespräch mit SPEEDWEEK.com erzählt, dass weder Binder noch Oliveira eine Zusicherung auf einen Platz im Red Bull KTM Factory Team 2023 haben. Sie könnten also bei nicht ganz zufrieden stellenden Ergebnissen auch ins Tech3-KTM-Team transferiert werden.
Bei Binder verbieten sich diese Gedankengänge, denn er holt seit 25 Rennen immer wieder für KTM die Kastanien aus dem Feuer, wie Pol Espargaró in den vier Jahren von 2017 bis 2020. Binder hat bei den letzten 25 Grand Prix 23 Mal gepunktet.
Miguel Oliveira wunderte sich heute über das Detailwissen von SPEEDWEEK.com bezüglich seiner Vertragseinzelheiten. Aber er dementierte diese Vertragsklausel nicht.
Der Mandalika-Sieger räumte ein, dass er von KTM bereits auf eine mögliche Rückkehr ins Tech3-Team von Hervé Poncharal angesprochen worden ist. Oliveira: «Ja, die Sache mit Tech3 ist eine Angelegenheit, über die KTM bereits mit mir gesprochen hat. Das ist eine ziemliche Neuigkeit für mich. Ich stelle mir jetzt einige Fragen: Was hätte ich anders machen können? Und was kann ich mehr tun? Was kann ich noch leisten, um wieder denselben Platz angeboten zu bekommen, den ich jetzt innehabe? Darauf habe ich noch keine Antwort.»
Aber Miguel Oliveira ist lange genug im Geschäft, um zu verstehen, dass verdienstvolle Fahrer wie Pol Espargaró und Jack Miller Repsol-Honda beziehungsweise das Ducati-Lenovo-Werksteam nicht verlassen, um ins KTM-Tech3-Kundenteam zu wechseln. Das gilt auch für Alex Rins, den dreifachen MotoGP-Sieger, der nach dem Suzuki-Ausstieg auf Arbeitssuche ist.
Oliveira hat zwar bereits vier MotoGP-Siege für KTM sichergestellt, die ersten zwei in Spielberg und Portimão 2020 hat er übrigens mit dem Tech3-KTM-Team errungen.
Aber Oliveira fehlen momentan die erwähnten stabilen durchschnittlichen Ergebnisse, um auch in der WM einmal ganz vorne zu landen. Pol Espargaró glänzte bei KTM 2020 als WM-Fünfter und Binder 2021 als WM-Sechster.
«Ich will die vier MotoGP-Siege gar nicht in den Vordergrund rücken. Denn manchmal wirkt sich gute Arbeit nicht unmittelbar in guten Ergebnissen aus. Aber das MotoGP-Projekt wird von Topmanagern geleitet, die nicht bei jedem Rennen sind, denn Pit hat viele andere Managementaufgaben auf seinen Schultern. Doch am Ende des Tages zählen die Resultate. Was am Sonntag auf der Ergebnisliste steht, ist die Wahrheit. Die Resultate lügen nicht. Aber bis dieses Endergebnis am Sonntag herauskommt, geschieht sehr viel, was auch zum Gesamtbild zählt», betont Oliveira.
Oliveira weiß, dass nur etwa ein halbes Dutzend Fahrer bereits MotoGP-Verträge für 2023 unterschrieben haben und KTM die Option auf ihn noch nicht eingelöst hat.
«Meine Vertragssituation für die kommende Saison ist noch offen», räumt der Portugiese ein, der als KTM-Urgestein gilt und schon den Red Bull-Rookies-Cup auf KTM bestritten hat.
Da sich Suzuki zurückzieht und mit Celestino Vietti ein neuer Moto2-Star in die MotoGP-Klasse drängt, werden drei Plätze wegfallen.
Oliveira kann sich ausmalen, dass ihm die anderen Hersteller nach seinen bisherigen Ergebnissen nicht die Türe einrennen werden.
«Ich weiß, dass nicht viele Plätze in MotoGP-Werksteams verfügbar sind. Momentan gibt es eine Menge Fahrer, aber nicht so viel Plätze», hielt der 16-fache KTM-GP-Sieger im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com lachend fest.
Trotzdem kann sich Oliveira noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, nach zwei Jahren im Red Bull-Werksteam wieder in den Tech3-Rennstall zurückzukehren, obwohl KTM immer mehr Manpower für das Kundenteam bereitstellt und auch die Technik-Updates schneller geliefert werden als in der Vergangenheit.
«Mein Bestreben ist es, weiter im Top-Team zu fahren», hielt der zweifache Vizeweltmeister (Moto3/2015 und Moto2/2018) fest.
WM-Stand nach 7 von 20 Grand Prix:
1. Quartararo 102 Punkte. 2. Aleix Espargaró 98. 3. Bastianini 94. 4. Rins 69. 5. Miller 62. 6. Zarco 62. 7. Bagnaia 56. 8. Brad Binder 56. 9. Mir 56. 10. Marc Márquez 54. 11. Oliveira 43. 12. Pol Espargaró 40. 13. Viñales 33. 14. Nakagami 30. 15. Martin 28. 16. Marini 21. 17. Morbidelli 19. 18. Bezzecchi 19. 19. Alex Márquez 18. 20. Dovizioso 8. 21. Darryn Binder 6. 22. Di Giannantonio 3. 23. Gardner 3.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 156 Punkte. 2. Yamaha 102. 3. Aprilia 99. 4. KTM 84. 5. Suzuki 80. 6. Honda 67.
Team-WM:
1. Aprilia Racing 131 Punkte. 2. Suzuki Ecstar 125. 3. Monster Energy Yamaha 121. 4. Ducati Lenovo 118. 5. Red Bull KTM Factory 99. 6. Gresini Racing MotoGP 97. 7. Repsol Honda 94. 8. Pramac Racing 90. 9. LCR Honda 48. 10. Mooney VR46 Racing 40. 11. WithU Yamaha RNF 14. 12. Tech3 KTM Factory 3.