Aleix Espargaró (7.): «Als käme das Ende der Welt»
Klare Worte von Aleix Espargaró
Bis zum Qualifying zeigte der WM-Zweite Aleix Espargaró aus dem Aprilia-Werksteam erstklassige Leistungen: Zweiter im FP1, Erster im FP2 und Zweiter im FP3. Damit nahm er in der kombinierten Zeitenliste nach FP3, welche maßgeblich für die Einteilung der Fahrer für das Q1 und Q2 ist, hinter Pecco Bagnaia (Ducati Lenovo) den zweiten Platz ein.
Doch im von Wetterkapriolen geprägten Qualifying auf dem 5245 Meter langen Mugello Circuit gaben Ducati-Piloten den Ton an, gleich fünf von ihnen nehmen in der Startaufstellung zum «Gran Premio d’Italia Oakley» am Sonntag die vorderen Plätze ein. Dann folgen Weltmeister Fabio Quartararo auf der Yamaha und Aleix Espargaró. 0,351 sec fehlen dem Spanier auf Rookie-Polesetter Fabio Di Giannantonio (Gresini Ducati).
«Ich war bereit, um die Pole-Position zu kämpfen, entsprechend enttäuscht bin ich, dass es nur Rang 7 wurde», hielt Aleix in kleiner Journalistenrunde fest. «Das Qualifying war sehr gefährlich – extrem gefährlich. Meine Runde war ganz gut. Aber nicht gut genug, um die Ducati an der Spitze zu schlagen. Die jungen Fahrer waren sehr mutig, es wird schwierig, sie im Rennen zu überholen. Deswegen war ich auch so wütend.»
Direkt vor dem ersten Qualifying findet das vierte freie Training statt. Ungefähr zur Halbzeit der 30-minütigen Session begann es zu nieseln. Im Q1 fuhren zu Beginn alle mit Regenreifen, erst gegen Ende war es mit den profillosen Slicks deutlich schneller. Blitz und Donner sorgten dabei für eine martialische Kulisse.
«Das Qualifying hätte aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden müssen», unterstrich Espargaró. «Wir haben keine Intermediate-Reifen, vor allem die ersten fünf Minuten im Q2 war es furchteinflößend. Du hast keine Ahnung, was bei solchen Bedingungen passiert. In der zweiten Hälfte des Qualifyings war fast nirgends Regen und die Strecke war trocken, deshalb waren die Rundenzeiten schnell. Aber die Streckenposten schwenkten die Regenflaggen. Ich versuchte mich auf die jeweilige Kurve zu konzentrieren, sah aber bereits in der nächsten die Flaggen. Sehe ich keine Flagge, riskiere ich auf der Bremse etwas – sonst nicht. Ich muss den Streckenposten zu 100 Prozent vertrauen können. Wenn sie die Flaggen schwenken und ich fahre trotzdem Vollgas und stürze, dann ist es mein Fehler.»
«Ich weiß, dass Flag-to-Flag-Rennen mit den zwei Bikes sehr unterhaltsam sind, sie sind aber auch gefährlich, sehr gefährlich», hielt der 32-Jährige fest. «Das gilt für jede Rennstrecke. Ich sage nicht, dass wir bei solchen Bedingungen keine Rennen fahren sollen, überhaupt nicht – die Regeln sind so. Wenn du sie nicht magst, geh nach Hause. Trotzdem ist es sehr gefährlich.»
Aleix weiß, dass die drei Ducati-Piloten Di Giannantonio, Bezzecchi und Marini in der ersten Startreihe nicht die Pace haben, um im Rennen vorne zu fahren. «Mein Ziel ist, zu gewinnen», unterstrich der ältere der Espargaró-Brüder. «Ich bin fokussierter und überzeugter als je zuvor, das ist ein sehr wichtiges Rennen für mich und das Team. Es wird schwierig mit den vielen Ducati vor mir, aber wir haben die Pace, das Motorrad funktioniert gut. Alle im Team sagen mir, dass ich die ersten Runden ruhig bleiben muss. Ich verstehe das, stimme aber nicht vollständig zu. Wenn der Tank voll ist und alle etwas Probleme haben, können wir davon profitieren und überholen. Ich bin mir sicher, dass die jungen Piloten die ersten fünf Runden alles geben werden. Oder die ersten zehn – sie werden fahren, als würde das Ende der Welt kommen. In MotoGP dieser Tage ist es sehr schwierig, eine Strategie vorzubereiten. Du musst dich den Geschehnissen anpassen und schlau sein.»
Für das Aprilia-Aushängeschild gibt es eine weitere Schwierigkeit: «Wenn Bagnaia die Youngster überholt, werden sie nicht kontern. Und wenn ich sie überhole, werden sie alles geben, um zurückzukommen. Ich muss aggressiv fahren, das wird nicht einfach. Unser neuer Motor hat kaum zusätzliche Leistung, er lässt sich aber sehr sanft und leicht fahren. »
Ergebnisse MotoGP Mugello Q2:
1. Di Giannantonio, Ducati, 1:46,156 min
2. Bezzecchi, Ducati, +0,088 sec
3. Marini, Ducati, +0,171
4. Zarco, Ducati, +0,227
5. Bagnaia, Ducati, +0,315
6. Quartararo, Yamaha, +0,350
7. A. Espargaró, Aprilia, +0,351
8. Nakagami, Honda, +0,405
9. P. Espargaró, Honda, +0,511
10. Bastianini, Ducati, +0,523
11. Martin*, Ducati, 1,067
12. M. Márquez, Honda, +1.312
Die weitere Startaufstellung:
12. Miller, Ducati, 1:47,621 min
13. Pirro, Ducati, 1:48,209
14. Martin*, Ducati
15. Oliveira, KTM, 1:48,231
16. B. Binder, KTM, 1:48,255
17. Mir, Suzuki, 1:48,732
18. A. Márquez, Honda, 1:48,846
19. Gardner, KTM, 1:48,907
20. D. Binder, Yamaha, 1:49,471
21. Rins, Suzuki, 1:50,266
22. Savadori, Aprilia, 1:50,270
23. Morbidelli, Yamaha, 1:55,369
24. Viñales, Aprilia, 1:56,479
25. Fernández, KTM, 1:57,106
26. Dovizioso, Yamaha, 1:57,671
*= nach Grid-Penalty