MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Andrea Dovizioso: Fabio hat Priorität, das ist normal

Von Nora Lantschner
Andrea Dovizioso (36)

Andrea Dovizioso (36)

«Wenn ich mich in die Lage von Yamaha versetze, treffe ich vielleicht dieselbe Entscheidung», räumte Andrea Dovizioso beim Montag-Test der MotoGP-Stammfahrer auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ein.

Andrea Dovizioso musste das Rennen in Montmeló am Sonntag sieben Runden vor Schluss aufgeben, weil er massive Probleme mit dem Vorderreifen hat. «Das war enttäuschend, weil das Gefühl an diesem Wochenende etwas besser war. Leider ist Bradl zu Beginn vor mir in Kurve 10 gestürzt, weshalb ich vier Plätze eingebüßt habe. Ich konnte dann nicht überholen. Ich beschleunigte nicht gut und auf der Bremse war es wirklich schlimm mit der Front, ich konnte nicht bremsen», schilderte er. «Im Windschatten konnte ich das Motorrad nicht stoppen, ich blockierte das Vorderrad und habe deshalb zwei große Fehler gemacht. Es war ein Desaster.»

«Der Reifendruck war nach drei Runden so hoch, dass ich das Motorrad nicht stoppen konnte. Es fühlte sich sehr merkwürdig an. Wenn dir mitten in der Bremsphase das Vorderrad blockiert und du auf der linken und der rechten Seite fast stürzt, kannst du nicht fahren. Es war fast unfahrbar, so kannst du kein Rennen bestreiten. Es war schlimm», bekräftigte «Dovi».

Am Montag ging der 36-jährige Italiener beim eintägigen Test zurück auf der Strecke. Was stand auf seinem Plan? «Wir haben eine andere Position auf dem Motorrad ausprobiert, das war ein bisschen besser auf der Bremse. Ich konnte ein bisschen mehr mit der Front spielen, das war positiv. Wir haben dann die andere Schwinge ausprobiert, die die Werksfahrer haben, und es scheint ein bisschen anders zu sein. Es war aber etwas schwierig, einen Unterschied festzustellen, und ich glaube auch nicht, dass ich sie für die nächsten Rennen haben werde. Ich habe auch die Verkleidung getestet, mit der Morbidelli hier das Rennen gefahren ist. Ich glaube aber nicht, dass die besser ist. Denn die Downforce ist etwas geringer und ich glaube, dass das, was du auf den Geraden gewinnst, weniger ist als das, was du in der Bremsphase verlierst.»

Die bedeutenden Änderungen, die laut Dovizioso nötig sind, um den von ihm beklagten mangelnden Hinterradgrip zu verbessern, sind nicht in Sicht. Dafür zeigt der 15-fache MotoGP-Sieger aber Verständnis: «Yamaha ist bemüht, das zu verbessern, was Fabio gefordert hat. Das ist normal und das ist richtig, weil er die WM anführt und sie im Vorjahr gewonnen hat. Das ist die Priorität und vollkommen normal. Die Sache ist, dass er nach Dingen fragt, die anders sind als das, was die meisten Fahrer brauchen würden. Denn er ist im Stande, das Potenzial des Motorrads in den Bereichen zu nutzen, wo es gut ist – die anderen Fahrer aber nicht. Wir fragen also nach unterschiedlichen Dingen. Was ich brauche, ist aber sehr schwierig umzusetzen. Es ist sehr schwierig zu verstehen, was du verändern musst. Das braucht Zeit und Geld. Wenn ich mich in die Lage von Yamaha versetze, würde ich vielleicht dieselbe Entscheidung treffen.»

Ist Yamaha in einer Situation wie etwa Ducati mit Casey Stoner oder Honda mit Marc Márquez, wo es ein Risiko darstellt, in eine andere Richtung zu gehen, weil dann vielleicht ihr Siegfahrer an Stärke verliert? «Ich glaube, einer von mehreren Gründen ist, dass sie das fürchten. Ich kann das verstehen. Denn wenn du etwas veränderst, hat keiner von vornherein die richtigen Dinge parat. Du musst es ausprobieren. Das ist gefährlich – in ihrer Situation. Es ist schwierig», weiß der dreifache MotoGP-Vizeweltmeister.

Es ist also einfacher, dem Titelverteidiger auch mit der Gage entgegenzukommen. «Mit Sicherheit», lachte Dovi. «Du musst deine Strategie verfolgen. Ist das dein Ziel, dann ist es gut so. Es ist aber immer besser, ein Motorrad zu haben, das für mehrere Fahrer funktioniert. Dann hast du als Hersteller mehr Spielraum. Es ist aber nicht einfach, diese Situation zu schaffen – und gerade erleben wir sie nicht.»

Besteht eine Chance, dass der WithU-RNF-Fahrer nach der Sommerpause mehr neue Teile für seine Factory-spec M1 bekommt? «Ich glaube nicht», winkte er ab. Werden wir den routinierten Italiener trotz der Gerüchte um einen frühzeitigen Rücktritt denn am ersten Augustwochenende in Silverstone überhaupt sehen? «Ich glaube schon», erwiderte er.

MotoGP-Test, Barcelona, Zwischenstand um 16 Uhr (6. Juni):

1. Quartararo, Yamaha, 1:39,447
2. Bagnaia, Ducati, 1:39,451
3. Zarco, Ducati, 1:39,500
4. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:39,558
5. Pol Espargaró, Honda, 1:39, 688 
6. Miller, Ducati, 1:39,742
7. Viñales, Aprilia, 1:39,780
8. Morbidelli, Yamaha, 1:39,795
9. Bastianini, Ducati, 1:39,844
10. Di Giannantonio, Ducati, 1:39,963
11. Marini, Ducati, 1:40,047
12. Oliveira, KTM, 1:40,088
12. Brad Binder, KTM, 1:40,113
13. Gardner, KTM, 1:40,197
14. Mir, Suzuki, 1:40,308
16. Alex Márquez, Honda, 1:40,335
17. Bradl, Honda, 1:40,474
18. Pirro, Ducati, 1:40,610
19. Dovizioso, Yamaha, 1:40,627
20. Darryn Binder, Yamaha, 1:40,746
21. Bezzecchi, Ducati, 1:40,765
22. Fernandez, KTM, 1:41,144

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