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Ducati: Bagnaia und Bastianini noch Titelanwärter?

Von Günther Wiesinger
Tragen die Hoffnungen von Ducati: Pecco Bagnaia und Enea Bastianini

Tragen die Hoffnungen von Ducati: Pecco Bagnaia und Enea Bastianini

Ducati hat 2022 schon 5 von 9 MotoGP-Rennen gewonnen, drei Fahrer liegen in der WM in den Top-5. Aber selbst Enea Bastianini hat 56 Punkte Rückstand. Paolo Ciabatti zu den Titelchancen seiner Stars.

Seit 2016 und dem dritten Platz durch Andrea Dovizioso (hinter den zwei Honda Marc Márquez und Crutchlow) hat Ducati Corse beim GP von Deutschland auf dem Sachsenring keinen Podestplatz mehr erzielt. Auf dem langsamen, winkligen Kurs konnten die Desmosedici-Piloten ihre Stärken bisher selten ausspielen. Dabei wären jetzt vor der Sommerpause dringend ein paar Spitzenplätze nötig, um den Vorsprung des WM-Leaders Fabio Quartararo (Yamaha) und des WM-Zweiten Aleix Espargaró (Aprilia) verringern zu können.

Denn Ducati hat zwar nach neun von 20 Rennen drei Fahrer in den Top-5 der WM-Tabelle, aber Bastianini (3.) liegt 53 Punkte zurück, Zarco 56 und Bagnaia sogar 66 Punkte. Immerhin hat Ducati die Mehrzahl der Rennen gewonnen, nämlich fünf. Dreimal siegte Bastianini, zweimal Bagnaia. Insgesamt stehen schon zwölf von 27 möglichen Podestplätzen auf dem Konto der Italiener. Der Haken an der Sache: Bastianini hat neben seinen drei Siegen keinen weiteren Podestplatz zustande gebracht, Bagnaia neben seinen zwei GP-Triumphen ebenfalls nicht.

Auch in den Qualifyings spielen die Ducati-Asse ihren Stärken aus. Sechs Pole-Positions bei neun Events wurden 2022 schon errungen: 2x Bagnaia, 2x Martin, 1x Zarco und 1x Di Giannantonio.

In Le Mans wurde die 50. Pole für das Ducati-Werksteam in der MotoGP gefeiert und die 60. für den Hersteller insgesamt in der Königsklasse. In Mugello folgte dann gleich die 61. Quali-Bestzeit durch «Diggia».

Viele Hunde sind des Hasen Tod, lautet ein Sprichwort. Aber wenn Weltmeister Quartararo sich weiterhin so wenige Fehler leistet wie bisher in diesem Jahr und immer wieder glanzvolle Performances darbietet, wird Ducati den Franzosen nicht zur Strecke bringen können.

Aber Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti will es nicht als Nachteil betrachten, dass die Roten drei Titelanwärter aus drei unterschiedlichen Teams haben, während sich Yamaha und Aprilia ganz auf einen Titelanwärter konzentrieren können.

«Ehrlich gesagt, das ist kein Nachteil für uns», versichert der Ducati-Stratege. «Aber natürlich mögen wir keine Situationen wie in Le Mans, wo die Konkurrenz unter unseren Piloten dazu geführt hat, dass ein Ducati-Fahrer einen anderen zu einem Fehler verleitet hat. Bastianini trifft an diesem Vorfall keine Schuld. Er war schneller, Pecco versuchte ihm zu folgen. Dabei machte er einen kleinen Fehler, den er teuer bezahlt hat. Inzwischen weiß Pecco, dass er in solchen Situationen manchmal einen zweiten Platz akzeptieren muss. Das ist sicher. Er hat in dieser Kurve nicht härter gepusht als vorher. Er war aber vielleicht fünf Zentimeter neben der Ideallinie. Außerdem gab es in Le Mans sehr viele Stürze, auch in dieser Kurve. Es sind dort viele ähnliche Fehler passiert. Anderseits hatten wir in Le Mans zeitweise drei Ducati auf den ersten drei Positionen, was gut für die Marke war.»

Zur Erinnerung: Vizeweltmeister Bagnaia stürzte in Frankreich beim Kampf gegen den späteren Sieger Bastianini.

«Bei den anderen Fabrikaten ist jeweils nur ein Fahrer fähig, gute Resultate zu erzielen», gibt Paolo Ciabatti zu bedenken. «Abgesehen von Suzuki, wo Rins und Mir anständige Erfolge erzielen können. Ich glaube nicht, dass wir ein Problem mit zu vielen Siegfahrern haben. Natürlich ist es schade, dass Bagnaia in Le Mans mindestens 20 Punkte verloren hat. Wir hofften, es würde nicht mehr passieren. Doch leider ist er in Barcelona vor Turn 1 als Trainings- Zweiter unschuldig in diesen Sturz mit Nakagami und Rins verwickelt wurde.»

Pecco Bagnaia eroberte 2021 bei den letzten sechs Rennen fünf Pole-Positions und vier Siege, dadurch wurde er in seiner Heimat vor der Saison als Vizeweltmeister bereits zum großen Titelanwärter gepusht. Durch den schwachen Saisonstart wuchs der Druck weiter.

«Aber Pecco hat in den letzten zwölf Monaten deutlich bewiesen, dass er Rennen anführen und gewonnen kann», lobt der Ducati-Sportdirektor. «Auch Jack Miller hat einige gute Rennen gezeigt, auch wenn er sich dann meistens auf den Plätzen 2, 3 oder 4 platziert hat. Jack ist im Qualifying meistens stark, auch in der ersten Rennhälfte. Manchmal fällt er dann etwas zurück. Aber wir reden hier von einem Fahrer, der zu den Top-5 auf der Welt gehört, also von einem extrem starken Fahrer. Doch um die WM zu gewinnen, braucht es die gewisse Extra-Performance. Du musst also deine Reifen im letzten Teil des Rennens noch in einem guten Zustand haben. Das ist offenbar eine Stärke von Bastianini. Er hat noch keinen Start-Ziel-Sieg errungen, aber er wird im Finish immer besser. Dadurch kann er richtig pushen. Erinnern wir uns nur an Austin! Das war unglaublich. Aber vielleicht sehen wir in diesem Jahr bei Jack noch einige Siege. Man weiß nie. Das ist das Schöne an unserem Sport.»

Ducati jagt seit 2007 (mit Casey Stoner auf der neuen 800-ccm-Ducati mit Bridgestone-Reifen und Stahlrahmen) dem zweiten Fahrer-WM-Titel nach. Die Marken-WM hat Ducati 2020 und 2021 gewonnen, 2022 liegen die Italiener schon 54 Punkte vor Yamaha. 

Bei elf noch ausstehenden Grand Prix kann in diesem Jahr noch allerhand passieren. Ducati setzt vor allem auf Bagnaia und Bastianini. «Pecco hat bei den letzten Grand Prix und im Vorjahr gezeigt, dass er zum Titelgewinn fähig ist», betont Paolo Ciabatti. «Und Enea hat diese Saison mit fantastischen Leistungen begonnen.»

MotoGP-Ergebnis, Montmeló (5. Juni):

1. Quartararo, Yamaha, 24 Rdn in 40:29,360 min
2. Martin, Ducati, + 6,473 sec
3. Zarco, Ducati, + 8,385
4. Mir, Suzuki, + 11,481
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 14,395
6. Marini, Ducati, + 15,430
7. Viñales, Aprilia, + 15,975
8. Brad Binder, KTM, + 21,436
9. Oliveira, KTM, + 26,800
10. Alex Márquez, Honda, + 30,460
11. Gardner, KTM, + 32,443
12. Darryn Binder, Yamaha, + 32,881
13. Morbidelli, Yamaha, + 33,168
14. Miller, Ducati, + 34,693
15. Fernández, KTM, + 37,844
16. Pirro, Ducati, + 44,533
17. Pol Espargaró, Honda, + 46,199
– Dovizioso, Yamaha, 7 Runden zurück
– Di Giannantonio, Ducati, 16 Runden zurück
– Bastianini, Ducati, 17 Runden zurück
– Bezzecchi, Ducati, 19 Runden zurück
– Bagnaia, Ducati, 23 Runden zurück
– Rins, Suzuki, 1. Runde nicht beendet
– Nakagami, Honda, 1. Runde nicht beendet
– Bradl, Honda, 1. Runde nicht beendet

MotoGP-Fahrer-WM nach 9 von 20 Grand Prix:

1. Quartararo 147 Punkte. 2. Aleix Espargaró 125. 3. Bastianini 94. 4. Zarco 91. 5. Bagnaia 81. 6. Brad Binder 73. 7. Rins 69. 8. Mir 69. 9. Miller 65. 10. Marc Márquez 60. 11. Oliveira 57. 12. Martin 51. 13. Viñales 46. 14. Marini 41. 15. Pol Espargaró 40. 16. Nakagami 38. 17. Bezzecchi 30. 18. Alex Márquez 26. 19. Morbidelli 22. 20. Darryn Binder 10. 21. Di Giannantonio 8. 22. Dovizioso 8. 23. Gardner 8. 24. Raúl Fernández 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 201 Punkte. 2. Yamaha 147. 3. Aprilia 126. 4. KTM 101. 5. Suzuki 93. 6. Honda 81.

Team-WM:

1. Aprilia Racing 171 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 169. 3. Ducati Lenovo 146. 4. Prima Pramac Racing 142. 5. Suzuki Ecstar 138. 6. Red Bull KTM Factory 130. 7. Gresini Racing 102. 8. Repsol Honda 100. 9. Mooney VR46 Racing 71. 10. LCR Honda 64. 11. WithU Yamaha RNF 18. 12. Tech3 KTM Factory 9.

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