Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Pit Beirer (KTM): «Die MotoGP ist der Wahnsinn»

Von Günther Wiesinger
KTM hatte vor einem Jahr im Juni ein Sieger-Motorrad, Oliveira sah wie ein Titelanwärter aus. Doch dann passierten Fehler, berichtet Rennchef Pit Beirer. Sie werden jetzt nicht wiederholt.

Red Bull-KTM brachte bei der Dutch-TT in Assen Brad Binder und Miguel Oliveira ins Qualifying 2, im Rennen verlor Binder als Fünfter nur 2,7 Sekunden auf Sieger Pecco Bagnaia, Oliveira als Neunter nur 8,3 Sekunden. Der Südafrikaner ging als WM-Sechster in die Sommerpause, der Portugiese (2023 bei WithU-RNF-Aprilia) als Zehnter.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, Husqvarna und GASGAS, hat aus den Fehlern des Vorjahres gelernt. «2021 hat Miguel in Mugello, Catalunya und Sachsenring zwei zweite Plätze und einen Sieg eingefahren, dann noch Platz 5 in Assen», blickt der 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister von 1999 zurück. «Wir sind damals mit einem Sieger-Motorrad in die Sommerpause gegangen und wollten dann gleich den nächsten und den übernächsten Schritt machen. Wir waren auf den schnellsten und auf der langsamsten Strecke ganz vorne und hätten in dieser Phase etwas Ruhe für das Projekt gebraucht. Stattdessen haben wir Anfang August drei verschiedene neue Chassis zum Spielberg-GP gebracht; dazu andere Gabeln und andere Achsaufnahmen. Wir haben damit wieder unnötig auf der Rennstrecke getestet, was uns von der Spitze wieder weiter weggebracht hat.»

Beirer weiter: «Wir werden nach der Sommerpause sicher nicht mit neuen Chassis kommen. Aber wir haben beim Barcelona-Test gesehen, wie wir uns verbessern können. Und wir haben die ganzen Daten aus den zwei Rennen danach. Wir können also gezielte Schritte setzen. Wir können Brad versprechen, dass wird im Juli keinen Urlaub machen.»

«Du kannst in dieser Klasse nicht aufhören zu arbeiten. Du musst in der MotoGP permanent schneller werden. Das ist die MotoGP», ist Beirer überzeugt.

Vor allem Brad Binder hat immer wieder die Kastanien aus dem Feuer geholt. Bei den letzten 29 Rennen seit Beginn der Saison 2021 hat er 27 mal gepunktet. 

Beirer: «Wenn mir nach dem Qualifying die Sorgenfalten auf der Stirn stehen, dann kommt er zu mir und sagt: 'Don't worry, my boss. We shall get it tomorrow.' Sein Optimismus ist unerschütterlich.»

KTM hat zwar bei den ersten Grand Prix einige schwache Vorstellungen abgeliefert, vor allem in den Trainings und Qualifyings. Aber zumindest konnte sich der Rennspeed der KTM RC16 sehen lassen. Dadurch kam mit Ausnahme von Austin/Texas (12. Binder, Oliveira gestürzt) immer zumindest eine KTM in die Top-Ten.

«Leider war es ein ganz brutaler Fakt, dass wir am Samstag meistens zu langsam waren», lautet das Resümee von Pit Beirer. «Zum Glück hat uns der Rennspeed oft gerettet. Und trotz dieser Probleme kämpft Brad Binder jetzt um den fünften Platz in der Weltmeisterschaft.» Der KTM-Star wurde aber in der Tabelle in Assen durch Bagnaia überholt und liegt jetzt an sechster Position.

«Es fällt uns immer noch sehr schwer, über eine einzelne Runde schnell zu sein. In Assen haben wir einige Dinge anders gemacht. Wir sind dann mit beiden Fahrern ins Q2 gekommen, das war schon einmal ein Erfolgserlebnis und eine gewisse Erleichterung. Von den Startplätzen 8 und 10 konnten Miguel und Brad ihr Rennen anders gestalten als in den Wochen und Monaten davor, als sie von Platz 15 oder 17 losfuhren. Das ist ganz klar», meint Beirer.

«Unsere Hauptaufgabe für die zweite Saisonhälfte ist immer noch die einzelne Runde am Samstag. Der Prüfstein für die Schlagkraft unseres MotoGP-Projekts ist immer wieder am Samstag nach 14 Uhr», räumt der KTM-Stratege ein. «Die MotoGP auf diesem Niveau ist mittlerweile der Wahnsinn. Da gehört eine gewisse Leidensbereitschaft dazu, von uns Herstellern genauso wie von den Fahrern. Es ist echt intensive Arbeit nötig, wenn du konstant vorne mitfahren willst. Aber es macht nach wie vor Spass. Vor allem wenn wir in der Moto3-Klasse wie in Assen drei Fahrer auf dem Podium haben, das Moto2-Rennen mit Augusto Fernandez gewinnen und noch Fünfter in der MotoGP werden, dann war das ein sehr erfolgreicher Sonntag.»

Pit Beirer lobt auch die besonders erfolgreiche Nachwuchsarbeit von Weltmeister Aki Ajo, der seit Beginn der Moto3-Ära 2012 mit KTM zusammenarbeitet und für mehr als 50 Prozent aller KTM-GP-Siege gesorgt hat. «Aki hat bei der Talentsuche ein goldenes Händchen. Aber dazu kommt die erstklassige Arbeit, die er den Fahrern mit seiner Mannschaft anbietet. Aki Ajo bietet die Top-Ausbildung für spätere Spitzenfahrer, er betreibt im GP-Sport eine Elite-Universität.»

«Mit Zuckerbrot und Peitsche», hat SPEEDWEEK.com einmal das Erfolgsgeheimnis von Teambesitzer Aki Ajo beschrieben.

«Das stimmt absolut», pflichtet Beirer bei. «Aki ist beinhart, wenn gekämpft werden muss. Er ist aber anderseits der Kumpeltyp. der seinen Arm um die Fahrer legt, wenn es nicht optimal gelaufen ist. Er zeigt ihnen seine Freundschaft, wenn die Fahrer schwierige Zeiten durchmachen. Er leistet einwandfreie Arbeit.»

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