Psychologe für Pecco Bagnaia? «Brauche ich nicht»
Pecco Bagnaia stürzte in Le Mans und am Sachsenring in aussichtsreicher Position aus dem Rennen
Ducati-Werkspilot Pecco Bagnaia verabschiedete sich mit einem Sieg auf dem TT Circuit in Assen in die Sommerpause. Der Italiener konnte in elf Rennen dreimal gewinnen, doch die Konstanz des ehemaligen Moto2-Weltmeisters ließ zu wünschen übrig.
Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com erklärte der 25-Jährige, wie er mit Problemen und Niederlagen umgeht. Außerdem erzählte er, wie er die restliche Saison bestreiten möchte.
Du siehst immer entspannt aus, egal was passiert. Nach deinem Sturz in Le Mans warst du verärgert, aber das spürte man kaum. Wie gehst du selbst mit Wut um?
In Le Mans war ich sicher verärgert, aber mir war klar, dass es mein Fehler war und deshalb habe ich mich beim Team entschuldigt. Nach dem Crash am Sachsenring nicht, weil ich nicht wusste, was da geschehen war. Wenn ich zu Hause bin, versuche ich nicht an meine Arbeit zu denken. Dann verbringe ich gerne Zeit mit meiner Freundin und das hilft mir sehr. Und wir haben auch einen kleinen Hund, der auch viel Zeit benötigt! Aber das macht mir Spaß.
Nach dem Rennen in Deutschland sagtest du, Fabio sei ein Fahrer, der noch kompletter ist. Ich glaube nicht, dass viele Fahrer so etwas über einen Konkurrenten sagen würden. Es sagt auch was über dich aus. Hast du damals nicht daran gedacht, dass du damit auch deine Verletzlichkeit zeigen könntest?
Ich glaube, Aufrichtigkeit ist wichtig. Und ich glaube auch, dass Fabio ein kompletterer Fahrer ist als ich. Ich arbeite daran, besser zu werden. Aber es ist klar, dass mir noch etwas fehlt, um ein hundertprozentiger Titelkandidat zu sein. Fabio ist momentan der einzige Fahrer, der so konstant, so schnell und stark ist. Wenn ich den Titel gewinnen will, muss ich auch diesen Weg gehen.
Mit wem redest du darüber?
Das muss man vor allem selber machen. Man muss sich selber im Spiegel anschauen und man muss den Mangel verstehen. Vor Kurzem habe ich noch gedacht, dass ich immer sage, dass ich mich stark fühle. Aber dann dachte ich mir: 'Habe ich mir da schon mal wirklich Gedanken drüber gemacht?'. Ich glaube, ich muss das noch lernen, vielleicht muss ich darüber reden. Mein Trainer weiß gut, wie man mit solchen Sachen umgeht und meine Freundin und meine Familie auch. Ich glaube 70 Prozent in diesem Prozess sollten von mir kommen, der Rest von meiner Freundin, von meiner Familie und vom Team.
Fabio hat mit einem Sportpsychologen gearbeitet. Alex Rins ebenso. Hast du jemals die Idee gehabt, dies auch zu tun?
Momentan glaube ich nicht, dass ich diese Hilfe brauche. Aber wenn es in Zukunft Probleme geben sollte, die ich selber nicht lösen kann, werde ich das nicht ausschließen. Man muss immer offen für alles sein.
Sogar Ducati Sport Direktor Paolo Ciabatti sagte, dass der Titelgewinn für dich in diesem Jahr schwierig werden wird. Heißt das, dass du dich bereits auf 2023 fokussierst?
Nein, ich bemühe mich, in jedem Rennen der Stärkste und Schnellste zu sein. Wir betrachten jedes Rennen für sich und wenn die Zeit kommt, dass wir von einem Titel reden können, dann sehen wir das in dem Moment. Jetzt möchte ich so viele Rennen wie möglich gewinnen. Die Einstellung bleibt immer dieselbe, um die beste Version von mir selbst zu werden. Und um immer mehr zu lernen. Nicht nur in diesem Jahr, sondern auch für die Zukunft. Denn nach dieser Saison habe ich noch einen Zwei-Jahres-Vertrag mit Ducati und wir haben dasselbe Ziel.
MotoGP-Fahrer-WM nach 11 von 20 Grand Prix:
1. Quartararo 172 Punkte. 2. Aleix Espargaró 151. 3. Zarco 114. 4. Bagnaia 106. 5. Bastianini 105. 6. Brad Binder 93. 7. Miller 91. 8. Mir 77. 9. Rins 75. 10. Oliveira 71. 11. Martin 70. 12. Viñales 62. 13. Marc Márquez 60. 14. Bezzecchi 55. 15. Marini 52. 16. Nakagami 42. 17. Pol Espargaró 40. 18. Alex Márquez 27. 19. Morbidelli 25. 20. Di Giannantonio 18. 21. Darryn Binder 10. 22. Dovizioso 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 5.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 246 Punkte. 2. Yamaha 172. 3. Aprilia 155. 4. KTM 121. 5. Suzuki 101. 6. Honda 85.
Team-WM:
1. Aprilia Racing 213 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 197. 3. Ducati Lenovo Team 197. 4. Prima Pramac Racing 184. 5. Red Bull KTM Factory 164. 6. Suzuki Ecstar 152. 7. Gresini Racing 123. 8. Mooney VR46 Racing 107. 9 Repsol Honda 100. 10. LCR Honda 69. 11. WithU Yamaha RNF 20. 12. Tech3 KTM Factory 14.