Was die MotoGP von der Superbike-WM lernen kann
Großbritannien ist in diesem Sommer in nur wenigen Wochen Gastgeber von zwei Motorrad-Weltmeisterschaften. Donington Park hat an diesem Wochenende das Event der Superbike-Weltmeisterschaft ausgerichtet, die MotoGP-WM wird nach ihrer Sommerpause Anfang August in Silverstone zu Gast sein.
Obwohl die beiden Klassen in vielerlei Hinsicht sehr unterschiedlich bleiben, bedeutet das nicht, dass es keine Lehren gibt, welche die Dorna als Eigentümer beider Serien nicht von der Superbike-WM für die MotoGP übernehmen könnte.
Die MotoGP ist in letzter Zeit etwas langweiliger geworden, mit immer weniger Überholmanövern und mit Rennen, die fast nur durch Überholmanöver aus dem Windschatten und die Startaufstellung entschieden werden. Die Meisterschaft der seriennahen Motorräder erlebt eine Art Renaissance, und der starke Kontrast zur MotoGP wurde am letzten Wochenende deutlich.
Das ganze Rennwochenende in Donington Park war nie langweilig, auch wenn der aktuelle Weltmeister Toprak Razgatlioglu sich drei Siege holte. Sicher, der türkische Rennfahrer konnte die WM-Führung von Alvaro Bautista (Ducati) in großen Schritten verkleinern, aber hinter ihm war alles enger als je zuvor.
Das Podium für das erste Rennen des Wochenendes am Samstagnachmittag wurde erst entschieden, als Bautista stürzte, was uns die Chance verweigerte, einen epischen Showdown mit dem sechsmaligen Weltmeister Jonathan Rea im Rennen zu sehen. Im zweiten Rennen holte Scott Redding sein erstes BMW-Podium nach einem spannenden Kampf mit Alex Lowes (Kawasaki).
Es ist genau diese Art von Kämpfen in der letzten Runde, immer wieder gegenseitigen Überholmanövern, harten Bremsaktionen, die noch vor wenigen Jahren untrennbar mit der MotoGP verbunden waren.
Die MotoGP-Rennen haben sich zu Prozessionsfahrten entwickelt. Während die Superbike-WM, die so lange vollständig von Rea dominiert wurde, ein neues Gesicht erhalten hat.
Zum Teil liegt es an der Art der Motorräder, aus denen die SBK-Startaufstellung besteht. Die V4-Ducati gegen Reihen-Vierzylinder-Yamaha und Kawasaki. Das bedeutet, dass verschiedene Motorräder in verschiedenen Bereichen ihre Stärken aufweisen – etwas, das in der weitgehend homogenen Welt der MotoGP nicht mehr wirklich vorkommt.
Die Gründe sind klar
Schließlich wird es im nächsten Jahr mit dem Suzuki-Abgang und dem Verlust des Satellitenteams von Yamaha nur noch zwei Motorräder im GP-Startfeld geben, die nicht genau dieselbe Motorkonfiguration haben. Eine große Veränderung gegenüber den ersten 990-ccm-Tagen der Klasse im Jahr 2002 mit V5-Honda, V4-Suzuki und Reihen-Dreizylinder-Aprilia und sogar gelegentlich 500-ccm-Zweitakt-Bikes mit den V4-Konzepten und Reihen-Vierzylindern. 2003 kamen die V4-Ducati dazu.
Aber natürlich sind die Hauptgründe für diese Probleme teilweise sehr klar, und es sind keine Neuigkeiten für den eingefleischten MotoGP-Zuschauer: Die «Ride Height Devices» und die immer fortschrittlichere Aerodynamik, sorgen dafür, dass sich die gesamte Basis der Serie verändert.
Während einige Bikes in der Superbike-WM heutzutage Flügel haben (ironischerweise traditionell geformte Flügel, die aus Sicherheitsgründen aus der MotoGP verbannt wurden), müssen sie natürlich den Vorgaben der Serienmodelle entsprechen. Dies verhindert die schnelle Neuentwicklung und zu ausgefeilte Designs. Wenn man bedenkt, dass diese Dinge auch auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit effektiv sein müssen, falls sich beispielsweise jemand für eine Ducati V4R entscheidet.
Und es gibt auch keine der verhassten «Ride Height Devices» in der WorldSBK, was Sinn macht, wenn man bedenkt, dass sie auf der Straße absolut keinen Nutzen haben.
Würde man in der MotoGP die Flügel und Devices entfernen, wäre es vorstellbar, dass die Rennen wieder zu ihrer gewohnten Spannung zurückfinden würden. Aber den Herstellern wurde Reglement-Stabilität bis Ende 2026 zugesagt. Nur das Front Device wurde für 2023 untersagt – aus Gründen der Sicherheit, aus Kostengründen und weil außer Ducati alle Werke gegen dieses System waren.
Es gibt noch mehr Gründe, die die Superbike-WM attraktiver machen. Das Fan-Erlebnis ist im Motorsport auf Weltniveau fast einzigartig, da man mit einem normalen Wochenendticket vollen Zugang zum Fahrerlager und zu der hervorragenden Live-Fanzone mitten im Fahrerlager hat.
Klar, das ist für die MotoGP vielleicht nicht machbar, angesichts der größeren Menschenmenge, die zu den vielen Rennen kommt, und angesichts der Tatsache, dass das Fahrerlager dort mehr Platz zum Aufbau benötigt. Dass es ein viel besseres Preis-Leistungs-Verhältnis für ein SBK-Ticket in Donington als für das MotoGP-Ticket in Silverstone in ein paar Wochen gibt, ist eindeutig.
Im Grunde gibt es drei Punkte, die in der Superbike-WM entscheidend sind: die besseren Rennen, traditioneller aussehende Motorräder und das großartige Event-Erlebnis.
Sicher, es ist ein Faktor der Neuzeit, vorher nicht zu wissen, wer an einem bestimmten Wochenende gewinnen wird. Aber das ist auch teilweise auf die Ausgewogenheit der unterschiedlichen Fabrikate und der eingesetzten Motorräder zurückzuführen.