Albesiano zu Aprilia-Kundenteam: «Es wird komplexer»
2023 wird Aprilia erstmals vier Piloten im MotoGP-Feld ausrüsten, zum Werksteam mit Aleix Espargaró und Maverick Viñales kommen zwei Fahrer im neu gewonnenen Kundenteam: Razlan Razalis WithU RNF MotoGP Team wechselt von der Yamaha M1 auf die RS-GP aus Noale.
Im Interview mit SPEEDWEEK.com äußert sich Romano Albesiano, Technical Director bei Aprilia, unter anderem zu dieser neuen Herausforderung.
Aprilia zeigte, genauso wie zuvor Suzuki, dass man das Feld von hinten aufrollen und konkurrenzfähig sein kann, ohne unbedingt über ein Satellitenteam verfügen zu müssen. Ist es wichtiger, ein gutes Testteam zu haben?
Für uns wird es eine neue Erfahrung, ein Satellitenteam zu haben. Das ist also ein neues Werkzeug, von dem wir erst lernen müssen, wie wir es einsetzen. Wenn das Team als integriertes Team eingegliedert wird – und ich meine damit nicht als Testteam – können wir die Entwicklung gemeinsam vorantreiben. Das sorgt mit Sicherheit für mehr Potenzial. Denn das Testteam wird weiterhin existieren und seinen Job machen. Dazu werden wir vier Fahrer auf der Strecke haben, die uns Feedback geben.
Du bist also davon überzeugt, dass es ein Vorteil sein wird?
Ich glaube es… Zu Hause wird es die Komplexität erhöhen, weil es uns dazu zwingen wird, viele Dinge in unserer Organisation zu verändern, vielleicht mehr Leute zu beschäftigen? Alles wird komplexer sein. Und es wird in dem Jahr passieren, im dem wir auf die «concessions» verzichten müssen. Es wird also komplizierter, wenn es um die Motorenplanung geht.
Welche Philosophie wird das neue Kundenteam verfolgen: Wird es als eine Art Trainings-Mannschaft für junge Fahrer fungieren oder mehr eine Brücke zwischen dem Testteam und dem Werksteam darstellen?
Das müsste man Massimo [Rivola] fragen, der die Verhandlungen mit dem künftigen Kundenteam geleitet hat.
Was aber würdest du dir wünschen?
Ich hätte gerne vier Fahrer, die schnell sind. (Er lacht.) Scherz beiseite, es ist sehr wichtig, dass alle Fahrer gewillt sind, zusammen zu arbeiten, um dieses Klima beizubehalten, das wir jetzt in der Box haben: Ein Arbeitsklima, eine Atmosphäre, in der es keine Streitereien gibt und in der jeder arbeitet, um vorwärts zu kommen.
Was funktioniert, rührt man normalerweise nicht mehr an… Woran also arbeitet ihr im Sommer?
Es ist so, dass es heutzutage sehr wenige Testfahrten gibt. Deshalb wird der Test nach dem Misano-GP sehr wichtig sein. Es ist eine der wenigen Möglichkeiten für die Werksfahrer, um gewisse Dinge zu testen. Denn das kannst du nicht an den GP-Wochenenden machen. Der Misano-Test ist hauptsächlich wichtig im Hinblick auf das Saisonfinale, aber auch, um einige Dinge für nächstes Jahr zu testen.
Wir haben eine angsteinflößend lange Liste von Komponenten, die es zu testen gilt. Wir arbeiten jetzt schon lange daran, wir haben nicht erst in der Sommerpause damit angefangen. Lorenzo [Savadori] testet es zuerst und, wenn er es durchwinkt, testen es danach Aleix und Maverick.
Zwei letzte Fragen: Wird Manuel Cazeaux, einer der Top-Ingenieure im MotoGP-Paddock und aktueller Crew-Chief von Alex Rins, nach dem Suzuki-Rückzug zu Aprilia stoßen?
Ich weiß es nicht, das musst du ihn fragen. Mit Sicherheit ist er sehr kompetent.
Zu guter Letzt interessiert mich noch deine Meinung zur Qualitätskontrolle von Michelin.
Als ich die Michelin-Headquarters besuchte, wo die Rennreifen hergestellt werden, ließen sie mich einen Autoreifen bauen. Ich verstand dabei viele Dinge; es ist eine sehr schwierige Wissenschaft.
Jedes Rennen erfordert in unserem Fall eine andere Spezifikation. Wenn es an einem Punkt Imperfektionen gibt, kann ich das sehr gut verstsehen. Aber ich würde sagen, dass die Fälle, in denen die Performance eines Reifens kritisiert werden kann, zwei aus Hundert sind.