Sensation: Jonas Folger MotoGP-Testfahrer bei KTM
Jonas Folger
Jonas Folger (29) hat in den letzten 15 Jahren viele Höhen und Tiefen erlebt. Seit seinem elften Lebensjahr wurde er immer wieder von gesundheitlichen Problemen, Immunschwächen und Erschöpfungs-Syndromen heimgesucht. Es gab deshalb in jeder Saison so manche Phase mit schwachen Ergebnissen. Durch die Belastung, den Druck und den Stress in der ersten MotoGP-Saison 2017 eskalierten die Probleme. Der Bayer blieb damals in Spielberg und Aragón deutlich hinter den Erwartungen, nachdem er zuvor im Juli auf dem Sachsenring den Sieg gegen Superstar Marc Márquez nur um 3,3 sec verpasst und mit Platz 2 geglänzt hatte.
Am Dienstag vor dem Japan-GP in Motegi 2017 kam es dann im Hotel zum endgültigen Zusammenbruch. Folger sah sich außerstande, das Hotelzimmer zu verlassen. Tech3-Teamchef Poncharal sagte damals, Folger sehe aus wie ein Geist.
Es war nachher von Pfeifferschen Drüsenfieber und Epstein-Barr-Virus die Rede, Jonas musste im folgenden Januar bei Tech3-Yamaha seine zweite MotoGP-Saison 2018 an der Seite von Johann Zarco absagen. Ein Jahr später räumte Folger im Interview mit SPEEDWEEK.com ein: «Es war ein klassisches Burn-out.»
Jonas Folger wurde für 2018 im Tech3-Yamaha-Kundenteam von Hafizh Syahrin ersetzt und schwang sich erst im Juni 2018 als Kalex-Moto2-Testfahrer wieder auf eine Rennmaschine. Danach bekam er für 2019 einen MotoGP-Testfahrer-Vertrag bei Yamaha, kam aber kaum zum Einsatz und durfte vier Rennen als Ersatzfahrer beim malaysischen Petronas-Sprinta-Moto2-Team bestreiten – mit enttäuschenden Ergebnissen. Er heimste keinen WM-Punkt ein.
Jonas Folger entschied sich für einen Schritt zurück. Er stieg 2020 in die IDM Superbike ein – und wurde souverän Meister. Doch der Aufstieg in die Superbike-WM 2021 mit BMW wurde ein Desaster: Es reichte nur für den 22. WM-Rang mit 21 Punkten aus 32 Rennen.
Deshalb entschied sich Folger neuerlich zu einer Rennpause und führt 2022 gemeinsam mit dem Schweizer Jesko Raffin Fahrerlehrgänge und Racing for Fun-Events durch.
Jonas Folger ist mit 15 Jahren beim Misano-GP im September 2008 mit Red Bull-KTM als Ersatzfahrer von Randy Krummenacher in die 125-ccm-WM eingestiegen. Jetzt bahnt sich eine Zusammenarbeit als MotoGP-Testfahrer an, denn der Finne Mika Kallio wird am 8. November 40 Jahre alt und muss ersetzt werden.
«Mika hat in diesem Jahr noch Long-Runs gemacht und Suspensions-Tests erledigt», erklärte der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer beim Spielberg-GP im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir müssen ihn ersetzen. Testfahrer-mäßig sind wir sicher am Schauen.»
Pierer unterhielt sich beim Österreich-GP mit Stefan Bradl. «Aber Stefan hat einen Vertrag mit HRC für 2023. Nachher könnte er für uns ein Thema werden», verriet Pierer.
Die Suche nach einem richtig schnellen (und vertragslosen) MotoGP-Testfahrer für den Herbst 2022 und die Saison 2023 stellte KTM vor Probleme. «Das ist schwierig», gab Vorstand Hubert Trunkenpolz zu. «Guintoli von Suzuki ist zu alt. Einen Topmann zu finden, ist nicht einfach. Dabei ist der Testfahrer extrem wichtig.»
Trunkenpolz weiter: «Wir haben ja kein schlechtes Verhältnis zum Stefan. Aber Vertrag ist Vertrag,»
Stefan Bradl, der im Red Bull KTM-Junior-Team die IDM 125 gewann und 2006 mit Red Bull-KTM in die 125-ccm-WM eingestiegen ist, hat die Rennabteilung in Munderfing bereits im Mai 2021 besucht, dann jedoch einen Zwei-Jahres-Vertrag bei Honda für 2022 und 2023 unterschieben. «Wenn Stefan zu uns zurückkommt, schließt sich ein Kreis», hat KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer einmal gesagt.
Für die absehbare Zukunft soll jetzt der dreifache Moto2-GP-Sieger Jonas Folger neben Dani Pedrosa (er wird am 29. September 37 Jahre alt) helfen, die KTM RC16 weiterzuentwickeln. Der Wohnort des 29-Jährigen Bayern liegt nur 88 km vom KTM Factory Racing-Hauptquartier in Munderfing entfernt.
Mika Kallio erzählte schon beim Silverstone-GP Anfang August, er werde sich bei KTM (und 2023 auch bei GASGAS) immer mehr auf seine Rolle als Riding Coach konzentrieren.
Übrigens: Bei der Pierer Mobility-AG trifft Folger wieder auf Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal, der ihm für 2017 die Chance auf eine MotoGP-Saison gab.