Schock für die GP-Fans: Phil Read (83) ist tot
In den letzten drei Jahren hat sich der schwer erkrankte 52-fache GP-Sieger Phil Read mehrmals auf Facebook mit aufrüttelnden Botschaften zu Wort gemeldet. «Ich könnte bald tot sein», kündigte er bereits am 24. November 2020 an.
Manche Nachrichten wirkten wie ein schrittweises Abschiednehmen von einem bewegten und erfolgreichen Leben, das in den letzten Jahren von vielen Rückschlägen und sogar Armut geprägt wurde.
Im Mai 2021 plante Phil sogar sein Begräbnis. Er sprach mit Sohn Roki über seine «letzte Runde». Später wurde ein Crowdfunding-Aktion für den kranken Read ins Leben gerufen, weil die Spitalkosten seine finanziellen Möglichkeiten überstiegen.
Doch «Speedy Readie» rappelte sich immer wieder auf. Vor vier Wochen nahm er sogar noch an der «Assen Classic» teil; er traf dort seine Weltmeister-Kollegen Giacomo Agostini und Dieter Braun. Doch im Gegensatz zu «Ago nazionale» fuhr der britische Superstar längst keine Rennmaschine mehr. Er bewegte sich im Fahrerlager mit einem vierrädrigen Roller fort.
Heute meldete sich Sohn Roki Read im Namen der Read-Familie mit einer erschütternden Nachricht. «Mit unglaublicher Traurigkeit berichten wir vom Ableben von Phil Read MBE. Er ist am Morgen des 6. Oktober in seinem Haus in Caterbury, England, friedlich eingeschlafen.»
Phil Read fürchtete in den letzten Jahren immer wieder, dass sein Leben zu Ende geht. «Sorry, Freunde, ich quäle mich seit einigen Monaten», berichtete er im April 2021 auf Facebook, wo ihm Freunde und Weggefährten aus aller Welt Mut zusprachen. «Da meine Bewegungsfreiheit deutlich eingeschränkt ist, habe ich viel Zeit zum Nachdenken. Ich bin auch meinen ehemaligen und verstorbenen Frauen dankbar, Ann und Madeleine, die mich in meinen Rennjahren so großartig unterstützt haben. Ich möchte Gott auch für meine vier erfolgreichen Söhne danken, Mike, Graham, Phil und Roki, die mir außerdem bisher sechs Enkelkinder geschenkt haben, zum Glück sind fünf davon Mädchen. Gott sei mit Euch!»
Die britische Motorrad-GP-Legende Phil Read (acht WM-Titel, 52 GP-Siege), der ehemalige Werksfahrer bei Yamaha und MV Agusta, der in allen GP-Klassen von 125 ccm, 250 ccm, 350 ccm bis 500 ccm siegte und sich zum Erzrivalen von Giacomo Agostini entwickelte, war seit einiger Zeit wegen seiner Lungenkrankheit COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) und wegen einer Prostata-Krebserkrankung gesundheitlich stark angeschlagen.
Vor einem Jahr befand sich der populäre Engländer im Pflegeheim «Margate Host». Immer wieder schickte er über Facebook befremdliche Botschaften an seine Freunde und Bekannten. «Ich leide unter Atemproblemen. Aber ich werde bald wieder rauskommen», kündigte er im Dezember 2021 an.
Dann ergänzte der traurige «Prince of Speed»: «Es ist jetzt 20.10 Uhr und ich habe noch kein Abendessen bekommen. Ich bin hungrig.»
Nachher wünschte Kämpferherz Phil allen Freunden Frohe Weihnachten. «Happy Xmas», schrieb er. «Und danke für eure Unterstützung.»
Der Aktionsradius von Phil Read war seit einiger Zeit schwer eingeschränkt, denn COPD-Patienten leiden an fortwährender Atemnot, ihre Lungenkapazität ist stark reduziert, sie werden ständig von Husten geplagt, mit einer Heilung kann nicht gerechnet werden. Im Gegensatz, die Symptome werden mit zunehmenden Alter unerträglicher.
Vor zwei Jahren betrauerte Phil auch den Tod seiner langjährigen Partnerin Wendy. «Ihre Familie und ich haben zugeschaut, wie ihre letzte karierte Flagge gefallen ist», berichtete der populäre Engländer damals. «Es war sehr emotional. Wendy hat mich 20 Jahre durch die Welt begleitet. Gott segne sie.»
«Durch den großen Verlust meiner Partnerin und durch das COPD wird es immer härter», bedauerte Phil Read, der von der Queen nach seiner Karriere mit dem MBE-Orden (Member of the British Empire) geehrt wurde. Wendy starb im Krankenhaus an einer Dickdarmentzündung. «Ihre Liebenswürdigkeit und Großzügigkeit wird nie vergessen werden. Rest in Peace», lautete die Abschiedsbotschaft von Phil.
Phil Read machte kein Geheimnis daraus, dass er seit Beginn der Pandemie in diversen Lockdowns unter seiner Einsamkeit gelitten hat und er wegen seiner Lungenkrankheit täglich stundenlang ein Beatmungsgerät benötigte.
Phil spürte offenbar mehrmals, dass seine Zeit zu Ende ging. «Sorry, Freunde, ich quäle mich seit einigen Monaten», schrieb er im April 2021 auf Facebook, wo ihm Freunde und Weggefährten aus aller Welt Mut zusprachen. «Da meine Bewegungsfreiheit deutlich eingeschränkt ist, habe ich viel Zeit zum Nachdenken. Ich bin auch meinen ehemaligen und verstorbenen Frauen dankbar, Ann und Madeleine, die mich in meinen Rennjahren so großartig unterstützt haben. Ich möchte Gott auch für meine vier erfolgreichen Söhne danken, Mike, Graham, Phil und Roki, die mir außerdem bisher sechs Enkelkinder geschenkt haben, zum Glück sind fünf davon Mädchen. Gott sei mit Euch!»
Was Phil Read sichtlich freute: Sein ehemaliger Erzrivale Giacomo Agostini, mit dem er sich im hohen Alter versöhnte, erkundigte sich regelmäßig nach dem Befinden des schwer geprüften Ex-Weltmeisters, der vor vier, fünf Jahren noch Zugpferd bei vielen Classic-Bike-Events war und 2018 bei der von Wayne Gardner geplanten «MotoGP Bike Legends»-Rennserie noch mit einer Suter MMX500-Zweitakt-V4-Rakete mit 580 ccm und 190 PS mitmischen wollte.
Phil Read debütierte 1961 in der Motorrad-GP und legte eine einzigartige Karriere hin. Bei seinen 138 Starts in der Motorrad-WM gelangen Phil Read 52 GP-Siege, 121 Podiumsplätze, fünf Pole-Positions sowie 36 schnellste Rennrunden.
Phil Read schrieb sich auch in die Geschichtsbücher ein, weil er Yamaha 1964 den allerersten Weltmeistertitel bescherte.
Legendär auch der Zwist mit seinem Yamaha-Teamkollegen Bill Ivy, dem Read einen WM-Titel wegschnappte, indem er 1968 überraschend und kurzerhand die Yamaha-Stallorder ignorierte. Yamaha wollte Ivy den 250-ccm-WM-Titel überlassen, Read sollte sich nur die Achtelliter-WM-Krone sichern. Während sich Ivy brav an die Abmachung hielt und Read auf der Insel Man gewinnen ließ, pfiff Schlitzohr Read in der entscheidenden Phase der 250er-WM auf die Stallorder und schnappte Bill Ivy beim Finale im italienischen Monza den Rennsieg und somit den Titel vor der Nase weg. Bill Ivy blieben deshalb in jenem Jahr nur zwei weitere Vizeweltmeisterschaften.
Dieses unsportliche Verhalten führte zum Zerwürfnis zwischen Read und Yamaha. Aber Read gewann die 250er-WM 1971 auch mit einer privaten Yamaha – mit dem deutschen Tuner Helmut Fath.
Unvergesslich auch Phils zwei 500-ccm-WM-Titel auf der Werks-MV Agusta 1973 und 1974 – gegen Agostini auf Yamaha.
Während sein Landsmann Barry Sheene an der Tourist Trophy nie ein gutes Haar ließ, triumphierte Read auf der Insel Man zwischen 1961 und 1977 nicht weniger als acht Mal – auf Norton, Yamaha, Suzuki und Honda, mit 125 ccm, 250 ccm, 350 ccm, 500 ccm und 750 ccm.
Beim Silverstone-GP 2019 hat Phil Read noch voller Tatendurst angekündigt, er möchte als erster Mensch mit einem Elektro-Gyrokopter über den Ärmelkanal fliegen.
Lieber Phil, du warst eine der größten Persönlichkeiten, die der Motorradsport je hervorgebracht hat. Deine überragenden fahrerischen Leistungen in den Klassen 125, 250, 350 und 500 ccm können nicht ausreichend gewürdigt werden. Deine Duelle in der Yamaha-Ära und später bei MV Agusta gegen Agostini waren einzigartig und bleiben unvergesslich.
Rest in Peace.
Die Liste der GP-Sieger
1. Giacomo Agostini122
2. Valentino Rossi 115
3. Ángel Nieto 90
4. Marc Márquez 82
5. Rolf Biland 81
6. Mike Hailwood 76
7. Jorge Lorenzo 68
8. Mick Doohan und Dani Pedrosa, je 54
10. Phil Read 52
WM-Titelgewinne Phil Read
1964: 250 ccm auf Yamaha
1965: 250 ccm auf Yamaha
1968: 125 ccm auf Yamaha
1968: 250 ccm auf Yamaha
1971: 250 ccm auf Yamaha
1973: 500 ccm auf MV Agusta
1974: 500 ccm auf MV Agusta
1979: TT Formula 1 auf Honda