Formel 1: Böser Verdacht gegen Red Bull Racing

Jack Miller bei KTM: Wie sein Testplan aussieht

Von Günther Wiesinger
Jack Miller hat fünf Jahre bei Ducati verbracht und drei MotoGP-Rennen gewonnen. Heute sitzt er wieder auf einer Red Bull KTM – wie zuletzt 2014, als er im Ajo-Team Vizeweltmeister in der Moto3-Klasse wurde.

Wie alle Werksfahrer, die jetzt nach dem WM-Finale das Fabrikat gewechselt haben, darf sich auch Jack Miller bis zum 1. Januar 2023 nicht zu seinem neuen Motorrad äußern. Er darf auch auf dem Motorrad kein KTM-Logo zeigen und nicht auf seinem Lederkombi oder Sturzhelm. Immerhin sind auf seinem Testleder von Dainese ein paar orangefarbene Balken zu sehen.

Gestern zeigte sich der vierfache MotoGP-Sieger (dreimal auf Ducati, einmal auf Honda) einfach ein Rolling-Stones-T-Shirt zu den Jeans. Und heute sahen wir auch seinen bisherigen Ducat-Crew-Chef Cristhian Pupulin neben ihm in der Red Bull-KTM-Box.

Ing. Sebastian Risse, MotoGP-Projektleiter bei KTM, verriet im Gespräch mit SPEEDWEEK.com das Testprogramm der vier MotoGP-Fahrer von KTM (Binder, Miller) und GASGAS (Pol Espargaró, Augusto Fernández) für den heutigen Tag.

«Jeder Fahrer hat ein Motorrad zur Verfügung, das sehr nah an dem ist, was wir zuletzt gefahren haben, also ein Durchschnitt des aktuellen Bikes», schilderte Risse. «Von dieser Basis weg werden wir dann die Richtung für nächstes Jahr probieren. Wir sind sehr gespannt, was uns die Fahrer zu den Updates sagen werden. Zuerst wollen wir von den neuen Fahrern wie Jack und Pol hören, wo standen wir jetzt mit unserem aktuellen Bike im Vergleich zu ihren bisherigen Maschinen von Ducati und Honda. Wir wollen erfahren, ob die von uns eingeschlagene Richtung die richtige ist und in welchen Bereichen wir dann über den Winter weiter entwickeln müssen.»

Aber nach den Plätzen 2 und 5 vom Sonntag mit Brad Binder und Miguel Oliveira dürfen die beiden Neuzugänge und Rookie Fernández mit einer anständigen Basis für die Valencia-Piste rechnen.

Doch beim Februar-Test in Sepang erwarten die Piloten dann ganz andere Streckenbeschaffenheit – und Temperaturen.
Risse: «Es stimmt, die Basis für Valencia sieht gut aus. Aber es gibt immer etwas zu verbessern. Es wird nie passieren, dass ein Fahrer an die Box kommt und sagt: ’Es ist gut, rühr’ nichts mehr an!’ Es gibt ganz klar auch beim aktuellen MotoGP-Bike Bereiche, bei denen wir besser werden wollen und müssen. Ich hoffe, dass unser neues Motorrad einen weiteren Fortschritt bringt.»

Dazu gehört ganz klar die Aerodynamik. Heute wird man bei KTM und GASGAS bereits die ersten Früchte der im August beschlossenen Zusammenarbeit mit den Formel-1-Experten von Red Bull Technology in Milton Keyes zu sehen bekommen.

«Wir werden beim Aero Body hier beim Test etwas probieren. Aber es ist sicher nicht der finale Stand für 2023. Es wird im Winter noch viel Arbeit in diesen Bereich einfließen», bestätigte Ing. Risse. «Aber man hat nicht viele Gelegenheiten, bei denen man mit allen Stammpiloten testen kann. Deshalb müssen wir den heutigen Tag nutzen.»

Da nur Brad Binder die aktuelle KTM RC16 kennt, wird er den Hauptanteil an der Testarbeit für 2023 erledigen. Testfahrer Dani Pedrosa steigt nicht in den Sattel. Auch die Neuzugänge Jack Miller und Pol Espargaró sollen sich spätestens am Nachmittag mit den neuen Teilen beschäftigen.

«Das kommt darauf an, wie schnell sich zum Beispiel Jack und Pol reinfinden, wie rasch sie auf die Pace kommen und verstehen, wie das Bike gefahren werden kann im Moment und verstanden haben, was das Motorrad braucht», stellte Sebastian Risse fest.

«Wir haben für alle vier Fahrer Arbeit», ergänzte er. «Aber Brad ist in unserer Mannschaft der Fahrer, der vom ersten Exit weg auf dem Level sein wird und ein Urteil zu den Entwicklungsteilen abgeben kann. Wir können dann mit ihm die einzelnen Entwicklungsschritte durchgehen.»


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