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Die zehn Schlüsselmomente der MotoGP-Saison 2022

Von Manuel Pecino
Die MotoGP-Saison 2022 war umkämpft wie schon lange nicht mehr

Die MotoGP-Saison 2022 war umkämpft wie schon lange nicht mehr

Die MotoGP-Saison 2022 brachte einen offenen Titelkampf. Während Yamaha und Fabio Quartararo den Vorsprung verschenkten und Ducati und Francesco Bagnaia jubelten, sorgte Suzuki für einen fragwürdigen Rückzug.

Erst die Zielflagge beim Saisonfinale in Valencia entschied darüber, ob Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP) seinen zweiten MotoGP-Titel in Folge oder Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo Team) erstmals über einen MotoGP-Titel jubeln durfte. Schlussendlich setzte sich der Ducati-Pilot durch, auch weil das Werk aus Borgo Panigale die Probleme in den Griff bekam und das Team über die Saison immer stärker und konstanter wurde.

Yamahas und Quartararos «Anfang vom Ende» im Titelkampf nahm mit dem Sturz beim Assen-GP in den Niederlanden seinen Lauf. Fabio gewann zuvor mit einem mechanisch unterlegenen Bike die Rennen in Barcelona und auf dem Sachsenring. Doch in Assen, nachdem der Franzose im Training die zweitschnellste Zeit gefahren war, schlug seine Strategie im Rennen fehl. Als der entthronte Weltmeister sah, dass ihm Bagnaia enteilte, wurde er zu ungestüm und drängte beim Sturz Aleix Espargaró von der Strecke. Das resultierte nicht nur im ersten Nuller der Saison, sondern der Yamaha-Pilot wurde zum Long-Lap-Penalty beim GP im britischen Silverstone verdonnert. Doch statt wie in der Vorsaison aus dem Sieg zumindest ein weiteren Podestbesuch 2022 zu machen, fiel der Vizeweltmeister von Rang 2 auf Position 5 zurück und sah das Ziel lediglich auf Platz 8. Von da an war der Wurm drinnen, lediglich am Spielberg und in Malaysia sprangen im Verlauf der restlichen Saison zwei weitere Podestplätze heraus.

Quartararo: Vom Motor benachteiligt

Allerdings hat Quartararo die WM nicht im Alleingang verloren, denn Yamaha war auf der technischer Seite nicht auf der nötigen Höhe. Bei den Testfahrten stellten die Ingenieure fest, dass die 2022er-Motoren zu unzuverlässig waren und mussten deshalb für die Saison 2022 auf jene von 2021 zurückgreifen, die ihrerseits auf der Basis von 2020 basierten. Kurz gefasst: Quartararo kämpfte bis zum letzten Grand Prix um den Titel 2022 mit einem Motor, der drei Jahre zuvor entwickelt worden war.

Doch nicht nur Yamaha und Quartararo hatten während der 20 Rennen Probleme. Auch Ducati musste sich mit dem Fehlerteufel beschäftigen. Denn die Marke aus Borgo Panigale hat bei den Winterarbeiten einen Fehler am Bike für 2021 gemacht. Die Version für 2022 warf Probleme auf, die dazu führten, dass die Fahrer mit den Spezifikationen des Vorjahres konkurrenzfähiger waren als diejenigen, die theoretisch über besseres Material verfügten. Es dauerte bis zum Rennen in Jerez, dem sechsten Lauf der Saison, ehe Ducati Bagnaia ein kompetitives Bike gab.

Bagnaia gewann den Jerez-GP und feierte seinen ersten Saisonsieg; in Le Mans sammelte er seinen zweiten Nuller nach Katar. In Mugello wurde wieder der Sieg bejubelt, in Barcelona und in Deutschland sah er die Zielflagge erneut nicht. Doch von Assen bis einschließlich Misano gewann Bagnaia vier Rennen am Stück und mauserte sich so zum WM-Titelanwärter.

Im Ducati-Rampenlicht stand allerdings nicht nur Bagnaia, sondern auch sein neuer Teamkollege Enea Bastianini. Über die Saison hinweg wurde fast mehr über «Bestia“, als über Pecco gesprochen.

Bastianini hat die Saison auf dem 2021er-Bike mit drei Siegen in den ersten sieben Rennen begonnen und – obwohl Bagnaia in Aragón bereits mitten im WM-Kampf gegen Quartararo verwickelt war – ließ sich Bastianini das Duell nicht nehmen, überholte seinen künftigen Teamkollegen und feierte seinen vierten Saisonsieg. Damit brachte der 24-Jährige die Ducati-Verantwortlichen beinahe zur Verzweiflung.

Doch nicht nur technische Probleme offenbarten für die Teams neue Hürden. Auch der dreitägige Test in Mandalika sorgte für Kopfzerbrechen. Denn ohne Kenntnisse über die neue Strecke  konnten keine Referenzen aus der Vergangenheit herangezogen werden, um die Bikes fit für die Saison zu machen.

Rückzug von Suzuki

Wie ein Schlag traf die MotoGP hingegen der angekündigte Rückzug von Suzuki. Nach dem GP in Jerez vermeldete das Werk aus Hamamatsu, dass das MotoGP-Abenteuer nach der Zielflagge beim Saisonfinale in Valencia vorbei sein würde. Der Effekt: Die Konkurrenzfähigkeit des Suzuki-Bikes, das in der Spitzengeschwindigkeit mit Ducati auf einem Level war, wurde deutlich geringer. Die Siege von Álex Rins in Australien und Valencia machten die in Japan getroffene Entscheidung noch unverständlicher.

Durchwachsen verlief die Saison ebenfalls für Marc Márquez. Der Repsol-Honda-Werkspilot startete in den ersten acht Rennen sechs Mal und gab in Mugello aufgrund seiner vierten Oberarm-Operation seine Zwangspause bekannt. Diese zog sich dreieinhalb Monate, ehe Márquez beim Misano-Test wieder antrat, in Aragón ausschied und mit einer wiederhergestellten Funktionalität im Arm in Phillip Island als Zweiter ins Ziel fuhr.

Die Achterbahn-Saison von Márquez und das allmähliche Ausscheiden der Dominatoren des vergangenen Jahrzehnts wie Rossi, Lorenzo und Dovizioso sorgten dafür, dass der Kampf um den MotoGP-Titel wieder ein offener Schlagabtausch wurde. Dieser offene Wettbewerb sorgte dafür, dass die Saison 2022 sieben verschiedene Sieger sah.

Doch ein anderes Werk, das vielversprechend mitkämpfte, ging am Ende leer aus. Aprilia legte einen außergewöhnlichen Start in die Saison 2022 hin, das Werk aus Noale feierte mit Aleix Espargaró in Argentinien sogar den ersten Sieg in der MotoGP. Zwar spielten sie im WM-Kampf lange Zeit mit, über die Saison hinweg ging den Italienern aber die Puste aus, sie mussten sich in der Fahrer-WM mit Platz 4 zufriedengeben.

Heiß diskutiert wurde auch auf dem Papier – und zwar beim Thema Verträge. Denn bereits zu Beginn der Saison wurden Verträge für 2023 beschlossen, die dafür sorgten, dass Fahrer wie Pol Espargaró, Aleix Márquez, Raúl Fernández und Miguel Oliveira unter Zugzwang standen.

MotoGP-Ergebnis, Valencia (6.11.):

1. Rins, Suzuki, 27 Rdn in 41:22,250 min
2. Brad Binder, KTM, + 0,396 sec
3. Martin, Ducati, + 1,059
4. Quartararo, Yamaha, + 1,911
5. Oliveira, KTM, + 7,122
6. Mir, Suzuki, + 7,735
7. Marini, Ducati, + 8,524
8. Bastianini, Ducati, + 12,038
9. Bagnaia, Ducati, + 14,441
10. Morbidelli, Yamaha, + 14,676
11. Bezzecchi, Ducati, + 17,655
12. Raúl Fernández, KTM, + 24,870
13. Gardner, KTM, + 26,546
14. Nakagami, Honda, + 26,610
15. Di Giannantonio, Ducati, + 31,819
16. Crutchlow, Yamaha, + 1:28,870 min
17. Alex Márquez, Honda, + 1 Runde
– Miller, Ducati, + 5 Runden
– Zarco, Ducati, + 12 Runden
– Viñales, Aprilia, + 12 Runden
– Marc Márquez, Honda, + 18 Runden
– Pol Espargaró, Honda, + 23 Runden
– Darryn Binder, Yamaha, + 23 Runden
– Aleix Espargaró, Aprilia, + 24 Runden

MotoGP-WM-Endstand (nach 20 Rennen):

1.Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.

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