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Rivola (Aprilia): «Wir glauben an Raúl Fernández»

Von Manuel Pecino
Massimo Rivola, CEO von Aprilia Racing, spricht im Interview über die Moto2-Klasse als Vorbereitung auf die MotoGP und die Erwartungen an RNF-Neuzugang Raúl Fernández (22).

In der Moto2-WM überzeugte Raúl Fernández 2021 als Klassen-Neuling auf ganzer Linie: Mit acht Siegen übertraf er die bisherige Bestmarke von Marc Márquez aus dessen Rookie-Saison in der zweithöchsten Klasse, den Titelgewinn verpasste der Madrilene am Ende aber knapp gegen seinen Ajo-Teamkollegen Remy Gardner.

Sein Debütjahr in der Königsklasse MotoGP verlief für Fernández 2022 auf der Tech3-KTM mit gerade einmal 14 Punkten allerdings enttäuschend. 2023 nimmt der 22-Jährige auf der RS-GP im ersten Aprilia-Kundenteam von RNF einen neuen Anlauf.

Massimo Rivola ist gespannt auf die Performance des Neuzugangs: «Ich habe nach Raúls erstem Moto2-Rennen seine Familie aufgesucht. Ich kann also sagen, dass ich ihn schon lange unter Vertrag nehmen wollte, weil ich ihn für ein großes Talent halte. Ich glaube nicht, dass er sein Talent bei KTM gezeigt hat, aus mehreren Gründen. Ich glaube, dass unser Motorrad aufgrund seines Stils besser zu ihm passen kann.»

Rivola gab aber auch zu bedenken: «Selbst wenn du ein super Talent bist, musst du dich an das anpassen, was du hast. Das hat er in der vergangenen Saison nicht gezeigt, aber ich bin noch immer davon überzeugt, dass er es tun kann. Ich glaube, dass er etwas Zeit brauchen wird. Wenn du so eine Saison zeigst, wie er es in der Moto2 gemacht hat, und dann so eine MotoGP-Saison folgt, kommst du vielleicht ein bisschen durcheinander: Wer bin ich, der Gute oder der Schlechte?»

Kann man in der Moto2 das Talent eines Fahrers denn wirklich erkennen? «Ich glaube, dass es eine gute Kategorie ist. Wie sie die Motorräder fahren, ist als Vorbereitung auf die MotoGP gut», schickte Rivola voraus. «Ich würde sagen, die Definition von Talent ist in jedem Bereich: ‚Der notwendige Speed, um eine bestimmte Performance zu erreichen.’»

Rivola weiter: «Schauen wir uns Gardner an, ein Weltmeister, ein super Fahrer, aber er war eine Weile in der Moto2. Vielleicht nicht unter den besten Umständen, aber er hat Erfahrung gesammelt. Im Fall von Raúl war das erste Jahr – wow, etwas Besonderes. Wie bei Maverick damals.»

«Das Potenzial ist vorhanden», ist der CEO von Aprilia Racing überzeugt. «Wie man dann alle Bausteine richtig aneinanderreiht, das ist eine andere Geschichte. Auf der anderen Seite muss man auch bedenken, welche Gegner in der Klasse unterwegs waren: Marini, Bezzecchi, Augusto Fernández… 2022 zum Beispiel gab es diese hohe Dichte an Talent nicht: Ogura und Augusto, der eine fantastische Meisterschaft gezeigt hat. Wenn man sich die Karriere von Augusto anschaut, dann war sein erstes Jahr super und im zweiten Jahr war er in einer starken Mannschaft weniger konkurrenzfähig als erwartet.»

«Diese Jungs haben Kopf und Herz und schaffen Erwartungen, die manchmal nicht erfüllt werden. Und das nicht, weil das Talent fehlen würde, sondern weil die Voraussetzungen nicht passend waren», fasste Rivola zusammen. «Man muss also vorsichtig sein, wenn man eine Klasse und einen Fahrer beurteilt. Man muss die Geschichte eines Fahrers kennen, in welcher Situation er war, mit welchem Team, was passiert ist und was ihn beeinflusst hat.»

2023 soll das Talent von Raúl Fernández auch dank seiner Markenkollegen zur Geltung kommen. «Wir müssen uns ein bisschen Zeit geben, ohne es zu erzwingen. Ich glaube, dass die anderen drei – Aleix Espargaró, Maverick Viñales und Miguel Oliveira – sehr schnell sein werden. So wird er neben sich ein gutes Beispiel haben. Er ist sehr jung, er hat Zeit. Wir glauben an ihn und RNF glaubt sehr an ihn», unterstrich Rivola.

Dazu gab der Italiener eine Anekdote preis: «Als wir uns mit Razlan Razali und Wilco Zeelenberg getroffen haben, haben wir festgelegt, dass wir einen erfahrenen Fahrer wollten und einen, der fast noch ein Rookie ist. Dann hat jeder von uns eine eigene Liste geschrieben. Ich habe Miguel und Raúl auf meine Liste geschrieben und gesagt: ‚Okay, jetzt zeigt mir eure!‘ Und die Namen waren dieselben. Damit hatten wir ein klares Ziel und zum Glück haben wir es erreicht.»

Vor der ersten Saison mit vier RS-GP im Feld betonte der Aprilia-Rennchef: «Wir haben große Erwartungen und wir wissen, dass wir nicht das schnellste Motorrad haben. Daher müssen wir hart arbeiten.»

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