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Jack Miller: Unser Leben liegt in den Händen der Crew

Von Günther Wiesinger
Jack Miller ist dankbar, mit 28 Jahren in der aufregendsten MotoGP-Ära zu den Spielmachern zu gehören. «Wir erleben die beste MotoGP-Ära», sagt er. Er spricht über Risiko, Teamatmosphäre und Cross-Leidenschaft.

Jack Miller hat mit der Marc VDS-Honda 2016 das Regenrennen in Assen/NL gewonnen. Danach dauerte es einige Jahre, bis er diesen frühen Erfolg bestätigen konnte: Denn erst 2021 triumphierte er auf der Lenovo-Werks-Ducati in Jerez und Le Mans, danach auch 2022 in Motegi/Japan.

Jack Miller spricht im Interview über die Kunst, eine gute Team-Atmosphäre herzustellen, über seine Motocross-Leidenschaft und warum er glaubt, mit der KTM die gewünschten Resultate frühzeitig abliefern zu können.

Jack, Rennfahrer stehen immer unter Druck, sie müssen Ergebnisse liefern, besonders die Werksfahrer. Bedeutet das, du musst dich sehr rasch an die KTM gewöhnen und gleich bei den ersten Rennen im Frühjahr vernünftige Resultate erzielen?

Selbstverständlich. Und wir wollen ja alle sofort vom ersten Rennen an vorne mitmischen. Aber wir haben bis dahin noch drei Testtage im Februar in Sepang und drei im März in Portimão.

Aber es ist richtig: Über jedem von uns hängt eine Uhr. Alle Beteiligten wollen Resultate sehen. Es ist viel Geld im Spiel, es wird viel Arbeitszeit und viel Ingenieurs-Wissen in das Projekt investiert. Und dann liegt es völlig an den Piloten, aus den Bikes auf der Rennstrecke alles herauszuquetschen. Aber ich versuche, das ein bisschen auszublenden.

Ich weiß, wenn ich mich bei den Wintertests gut mit dem Motorrad anfreunden und die KTM so auf meine Bedürfnisse anpassen kann, dass es sich wie mein Bike anfühlt, dann werden auch die Resultate den Erwartungen entsprechen. Mit meiner Erfahrung aus acht MotoGP-Jahren und mit meinen Wissen werden wir das Beste aus dem Motorrad herausholen und Druck machen, um anständige Resultate zu erzielen.

KTM stellt prächtige Dirt-Bikes her. Wie wichtig ist das Motocross-Training für deine Saisonvorbereitung?

Ich bin wahrscheinlich in den letzten fünf Jahren einer der treuesten KTM-Kunden gewesen, da der vorherige Hersteller keine Offroad-Maschinen hergestellt hat. Ja, und ich habe meine Sammlung gerade erweitert. Ich habe eine KTM 450 SX-F des Jahresgangs 2023 bekommen. Jetzt warte ich auf weiteren Zuwachs. Ich habe gerade meinen 250-ccm-MX-Zweitakter verkauft und werde meine 300-ccm-TPI ein bisschen aufmöbeln. Und ich erwarte eine neue 125er-KTM, die alte besitze ich noch. Ich bin sie noch nicht losgeworden. Ich liebe dieses Ding.

Ich bin immer Motocross gefahren. Es ist vielleicht meine größte Leidenschaft neben der MotoGP. Und es spielt keine Rolle, wie ich alt bin, ich komme damit immer zurück zu meinen Wurzeln im Motorradsport. Motocross war der Grund, warum ich mich in diesen Sport verliebt habe.

Wie baut man eine gute Team-Atmosphäre auf und wie hält man das Team bei Laune, wenn 21 Grand Prix zu fahren sind und die Saison bis Ende November dauert?

Das ist nicht schwierig. Klar, wir verbringen den Großteil des Jahres mit den Jungs aus dem Rennteam. Als Fahrer legst du im Grunde dein Leben in ihre Hände, bei jeder Schraube und Mutter, die an deinem Motorrad montiert wird. Deshalb habe ich gerne ein gutes Verhältnis zu meiner Crew.

2023 wird ein sehr, sehr anderes Jahr sein, weil auch die Sprint Races neu dazu kommen. Wir werden uns mehr als je zuvor auf die Jungs in der Box verlassen müssen.

Du brauchst eine gute Gruppe von Technikern, denen du vertrauen und die du motivieren kannst. Natürlich bemühst du dich als Fahrer, 100 Prozent deiner Leistung zu bringen. Und ein gutes Umfeld trägt dazu bei, dass du auch die letzten 10 Prozent noch herauskitzeln kannst, auch bei den Mechanikern und Ingenieuren.

Wenn die Atmosphäre stimmt, strengen sich alle Beteiligten noch mehr an, sie kitzeln dann das Maximum heraus, auch wenn du ohnedies schon eine Menge von ihnen verlangst.

Man darf nicht vergessen: Für das Team geht die Arbeit bereits am Dienstagnachmittag los – und sie hört erst am Sonntagnachmittag wieder auf, bis dahin geht es rund um die Uhr. Das Team bemüht sich pausenlos, dich bestmöglich zu unterstützen. Also ist die Herstellung einer guten Atmosphäre das Mindeste, was ein Fahrer tun kann.

Die MotoGP-WM ist wettbewerbsfähiger und spannender als je zuvor. Was wird von einem MotoGP-Rennfahrer 2023 verlangt?

Es ist cool. Wenn ich zurückblicke, so ist es erstaunlich, immer noch hier zu sein mit meinen 28 Jahren. Ja, der Level in der MotoGP ist verrückt hoch. Es gibt so viele ausgezeichnete Bikes, so viele großartige Rennfahrer. Die Zeiten und die Fights sind enger und spannender als je zuvor.

Es ist verblüffend, dass ich Teil dieser Meisterschaft sein darf und zu jenen Jungs gehöre, die in einer so konkurrenzfähigen MotoGP-Ära an der Spitze mitmischen. Es ist vielleicht die beste Zeit in der Geschichte dieses Sports. Es ist ein überwältigendes Gefühl, mit einigen dieser prominenten Namen, die heute eine Rolle spielen, in Zusammenhang gebracht zu werden.

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