Marc Márquez ALL IN: Offene Worte zu Honda und Rossi
Marc Márquez bei der Premiere am Sonntag in Madrid
«Marc Márquez ALL IN» feierte am Sonntag in Madrid große Premiere, am gestrigen Montag sollte die Doku-Serie über den achtfachen Weltmeister dann in mehr als 200 Ländern auf der kostenpflichtigen Streaming-Plattform Amazon Prime Video freigeschalten werden. Tatsächlich waren die fünf Episoden (jeweils rund eine halbe Stunde lang) etwa in Spanien und Italien bereits am frühen Morgen zu sehen, während die deutschen Fans vergeblich den Prime-Katalog durchstöberten.
Wir haben uns daher zunächst die italienische Version vorgenommen. Inzwischen ist die Serie aber auch in Deutschland und Österreich verfügbar.
Inhaltlich interessant: ALL IN gibt nicht nur die Chronologie der Geschehnisse während der Saison 2022 wieder, was im Vorjahr an der nach nur einer Staffel ausgesetzten Doku «MotoGP Unlimited» kritisiert worden war, sondern liefert tatsächlich einige tiefe Einblicke hinter die Kulissen und vor allem in das Privatleben des Honda-Stars.
So erfahren die Zuseher etwa, dass es Bruder Alex war, der Marc nach dem Horror-Highsider im Warm-up von Mandalika davon überzeugte, dass ein Startverzicht die richtige Entscheidung sei. Sie sind dabei, wenn Marc seiner Repsol-Honda-Crew die vierte Oberarm-OP und damit die nächste Zwangspause ankündigt. Selbst zum Zimmer der Mayo-Klinik in Rochester in den USA bekam das Kamerateam Zutritt.
Überraschend offen schilderte Marc Márquez nach dem Treffen mit den HRC-Verantwortlichen bei seinem Besuch in Spielberg auf dem Heimflug auch, wie er beim Meeting seine Narben herzeigte, um zu verdeutlichen, wie sehr er siegen wolle. «Ich habe den Chefs den Arm gezeigt und gesagt: ‚Seht ihr das? Das ist nicht zum Vergnügen, sondern um zu gewinnen. Ich will zurück an die Spitze. Mit euch, aber wenn es nicht mit euch ist, werde ich mich damit abfinden.‘ Ich will, dass sie sehen, dass von Seiten ihres Fahrers die Hingabe und der Willen da sind. Und dasselbe will ich von ihnen.»
Zu Wort kommen in der Doku nicht nur Marc selbst sowie seine engsten Familienmitglieder und Freunde, sondern auch ehemalige MotoGP-Kollegen wie Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo.
Außerdem gibt es zahlreiche und teils ausführlich beleuchtete Flashbacks bis in die Moto2- und Moto3-Zeit von Márquez. Ein großes Thema ist dabei auch die Eskalation der Rivalität mit Valentino Rossi 2015, dem ein großer Teil der dritten Episode gewidmet ist.
Es wird zurückgeblendet auf Marcs Besuch auf der Rossi-Ranch nach dem Misano-GP 2014, dann auf die Zwischenfälle 2015 in Argentinien und Assen und schließlich die Grand Prix in Australien und Malaysia – inklusive der Pressekonferenz, als Rossi erklärte, Lorenzo habe in Márquez einen neuen Unterstützer.
Marc macht keinen Hehl aus seiner Sichtweise auf den viel diskutierten Sepang-Clash: «Es gibt Leute, die noch immer sagen, ich hätte mich gegen sein Motorrad geworfen. Egal, er hat mich an den Randstein gedrängt, er hat mir keinen Platz gelassen und, als er mich angesehen hat, hat er seinen Fuß rausgestreckt. Die Rennleitung hat aus meiner Sicht einen Fehler gemacht: Wäre der Fahrer nicht Valentino Rossi gewesen, wäre es automatisch eine schwarze Flagge gewesen – und das Rennen ist vorbei.»
Im Rückblick auf das Finale in Valencia machte Marc deutlich: «Hätte ich mich in die letzte Kurve werfen können [um Lorenzo zu überholen], ohne zu wissen, was passiert wäre? Ja. Hätte ich je einer Person geholfen, einen Titel zu gewinnen, die mir das alles angetan hatte? Nein. Was ich in diesen zwei Wochen erlebt habe, wünsche ich keinem – und ganz sicher keinem 22-Jährigen.»