Liberty Media: Viel Arbeit für die Rechtsabteilung
Die Übernahme der MotoGP durch Liberty Media ist ins Stocken geraten
Im April vergangenen Jahres waren der US-Konzern Liberty Media und der spanische Sportvermarkter Dorna mit einer spektakulären Botschaft an die Öffentlichkeit gegangen. Mit Beginn des Jahres 2025 wollte der Gigant aus den USA, der bereits im Besitz der Formel-1-Rechte ist, auch die Kontrolle über das aktuell von Madrid aus regierte Pendant des Zweiradsports haben.
Längst ist klar: So elegant die Akquise unter Einhaltung sämtlicher rechtlicher Vorgaben eingeleitet wurde, so sehr hat sich der Ankauf in tiefem Sand festgefahren. Denn anstatt wie erhofft die Hürde des Wettbewerbsrechts der Europäischen Kommission mit Schwung zu überspringen, hat Brüssel die gesamte Dynamik aus dem angebahnten Handel herausgenommen.
Wie bereits Ende 2024 auf SPEEDWEEK.com berichtet wurde eine sogenannte Phase-II-Untersuchung in Gang gesetzt. Dabei handelt es sich nicht um eine flüchtige zweite Lesung des Vorgangs, sondern um eine aktive Arbeitsgruppe, die den offiziell angemeldeten Bedenken der Kommission auf den Grund geht.
So hieß es in der letzten öffentlichen Mitteilung der Wettbewerbskommission: « Die vorläufige Untersuchung der Kommission deutet darauf hin, dass das Vorhaben den Wettbewerb zwischen Liberty Media und Dorna Sports bei der Lizenzierung von Übertragungsrechten für Motorsportinhalte verringern könnte. Insbesondere könnte die Übernahme wichtige Wettbewerbsbeschränkungen für Liberty Media und Dorna Sports beseitigen, was ihre Position gegenüber den Anbietern von Motorsportinhalten stärken und letztlich zu höheren Preisen führen könnte.»
Und weiter: «Das Vorhaben wirft ernsthafte wettbewerbsrechtliche Bedenken auf potenziell engen nationalen Märkten für die Lizenzierung von Übertragungsrechten für Motorsportinhalte im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) auf, wo die Formel 1 in allen europäischen Ländern klarer Marktführer und die MotoGP zumeist ihr einziger Konkurrent ist.»
Durch die umfangreiche Bearbeitung des Vorfalls im Umfeld des komplexen europäischen Wirtschaftsrechts hat die Kommission den 14. Mai als Datum für eine Entscheidungsfindung genannt.
Für den US-Konzern bedeutet das Handbrems-Manöver in Brüssel in erster Linie sehr viel Arbeit für die Rechtsabteilung. Doch die Amerikaner sind geübte Ankäufer und in der Lage sich freizuschaufeln. Als sich Ende letzten Jahren eine Verzögerung andeutete, wurde man in der Konzernzentrale schnell aktiv. In einem ersten Schritt wurde die kommerzielle Abteilung der Formel 1 in eine neue Gesellschaft überführt.
Sehr treffend beschrieb das US-Medium «Rideapart» die Mutation des Unternehmens: «Das ist nur ein Teil einer Kreatur mit unheimlich vielen Tentakeln. Was ist schon ein Arm, wenn man sieben weitere hat?»
Während in den nächsten Wochen und Monaten auf Seiten von Liberty Media alle nötigen Informationen zusammengetragen werden müssen oder aber weitere Umbaumaßnahmen getroffen werden, wird die MotoGP-Saison 2025 ihren Lauf nehmen.
Den alleinigen Noch-Inhabern der MotoGP bleibt die Zuversicht: «Wir erwarten, dass diese Akquisition die erforderliche EU-Genehmigung erhält und sind begeistert von der potenziellen Möglichkeit, mit Liberty Media zusammenzuarbeiten. In der Zwischenzeit bleiben wir unserer Strategie treu, den Sport zu neuen Höhen zu führen und unsere beeindruckende Wachstumsrate fortzusetzen, um unsere weltweite Fangemeinde von über 500 Millionen weiter auszubauen», so Carmelo Ezpeleta, CEO von Dorna Sports.
Der lange Boxenstopp in Brüssel bedeutet für alle Beteiligten, dass sich der ursprüngliche Wunschfahrplan um nahezu eine Saison verzögert – gleiches gilt dann auch für die erhofften Positiveffekte nach erfolgter Übernahme.