MotoGP: «2025 wird Marc Marquez Weltmeister»

Lin Jarvis: Suche nach dem passenden Zukunftskonzept

Von Günther Wiesinger
Bis zum Saisonende müssen sich alle MotoGP-Hersteller auf ein neues Technik-Reglement für 2027 bis 2031 einigen. Yamaha-Rennchef Lin Jarvis spricht über die Problematik der Aufgabe. «Denn die Welt ändert sich schnell.»

Wie alle anderen MotoGP-Hersteller hat die Rennfirma Yamaha Motor Racing im vergangenen Oktober beim Malaysia-GP von der Dorna die Vorschläge, die Gesprächsbasis und die Vorstellungen des WM-Promoters für das technische MotoGP-Reglement nach 2026 erhalten.

Die Dorna wird für 2027 (wie vereinbart) 100 Prozent synthetischen Treibstoff (für alle die Klassen) einführen. Außerdem sollen keine Hybrid-Antriebe erlaubt werden, Top-Speed und Kosten sollen sinken, es soll Einschränkungen bei der Aero-Entwicklung geben, um die Entwicklungskosten zu senken. Das Front Ride Height Device bleibt verboten, hinten soll es nach 2026 abgeschafft werden. Auch das Holeshot-Device (Startvorrichtung) steht zur Debatte, weil es für die Serienentwicklung nichts bringt. Und es kann auch über eine Reduzierung des Hubraums (seit 2012 bei 1000 ccm) gesprochen werden. Aprilia-Rennchef Massimo Rivola hat im Interview mit SPEEDWEEK.com vor wenigen Tagen eine Reduzierung der maximalen Bohrung (jetzt bei 81 mm) vorgeschlagen. Mit dieser Massnahme und dem Bio Fuel könnte einen Leistungsreduktion bewirkt werden, ohne den Hubraum senken und neue Leistungsteile entwickeln zu müssen. Es sei denn, man einigt sich auf 750-ccm-Dreizylinder.

Aber dann würde die Königsklasse zu nahe an die Moto2-Bikes mit den Triumph-765-ccm-Triples heranrücken.

«Die technischen Vorschriften müssen bis zum Jahresende 2023 definiert werden», bestätigt Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing. «Denn alle Hersteller müssen mit der Arbeit für 2027 beginnen. Es dauert Jahre, einen neuen Typ von ‘powerplant’ zu kreieren. Wir müssen uns also in der MSMA bis zum Saisonende einig werden. Aber bevor ich über gewisse Details sprechen, zum Beispiel ob wir gewisses Devices beibehalten, müssen wir uns Gedanken über das Konzept machen. Was wollen wir als Hersteller in der MotoGP erreichen, abgesehen vom Sport? Im Rennsport geht es für den WM-Promoter Dorna darum, eine Show zu bieten. Sie verfolgen also eine andere Perspektive als wir als Werksteam. Es gibt viele Überschneidungen, viele Ideen überschneiden sich. Doch im Grunde ist die Dorna Promoter einer Show, eines Sports, eines Spektakels.

Jarvis weiter: «Wir sind auf der anderen Seite und nutzen die MotoGP als Entwicklungs-Plattform für unsere Technologie. Wir wollen zur Schau stellen, was unsere Motorräder leisten können. Was wir in der MotoGP-WM einsetzen, muss relevant sein für unser Kerngeschäft. Das ist nicht einfach.»

«Selbst wenn wir jetzt auf 2027 vorausblicken: Klar, wir können wir jetzt Vorschriften austüfteln, die 2027 relevant sind. Aber werden diese Vorschriften auch 2031 noch relevant sein? Schwer zu sagen, weil sich die Welt im Moment so schnell verändert. Deshalb müssen sich die ‘major players’, also die wichtigsten Akteure, Gedanken machen: Was ist nachhaltig für uns und unsere Aktionäre und Investoren? Wir müssen überlegen, wie wir sie überzeugen können, weiter viel Geld in diesen Sport zu investieren, damit wir Technologien entwickeln können, die Sinn machen, auch vom geschäftlichen Standpunkt aus betrachtet. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass wir weiter einen unterhaltsamen Sport bieten. Zuerst müssen wir uns also den Kopf darüber zerbrechen, welche MotoGP-Konzepte für 2027 bis 2031 sinnvoll sind. Sobald wir da eine Übereinstimmung erzielt haben, können wir überlegen, wie wir diese Ziele erreichen.»

«Natürlich wäre es willkommen, wenn wir die Kosten reduzieren könnten. Aber auf diesem Level des Motorsports ist es nie einfach, eine Kostensenkung durchzusetzen. Aber zumindest müssen wir sicherstellen, dass es zu keiner weiteren Kosteneskalation kommt», hält Lin Jarvis im Interview mit SPEEDWEEK.com fest.

KTM, GASGAS und Aprilia können sich vorstellen, schon 2026 zu 100 Prozent mit Bio Fuel zu fahren, auch wenn es erst 2027 vorgeschrieben sein wird.

Könnte sich Yamaha entschließen, auf diesen Zug aufzuspringen?

«Das ist möglich», sagt Lin Jarvis. «Die Entwicklung mit unseren Treibstofflieferanten läuft bereits. Wir halten es für seine sehr sinnvolle Idee, in die Richtung mit nachhaltigem Treibstoff zu gehen. Wir diskutieren innerhalb der Firma viel darüber, was wir tun können. Aber konkrete Pläne für 100 Prozent Bio Fuel 2026 haben wir noch nicht besprochen.»


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