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Gino Borsoi traut Zarco mehr als einen MotoGP-Sieg zu

Von Nora Lantschner
Der zweifache Moto2-Weltmeister Johann Zarco (32) jagt im siebten MotoGP-Jahr noch immer den ersten Sieg. Sein neuer Pramac-Ducati-Teammanager Gino Borsoi äußert sich im Interview mit SPEEDWEEK.com dazu.

Gino Borsoi ist seit dieser Saison der neue Teammanager von Pramac Racing und war in dieser Funktion auch beim dreitätigen MotoE-Test in Jerez vor Ort. Bei Pramac ist der 48-jährige Italiener zwar neu, in der MotoE dagegen war er schon in den vergangenen vier Jahren mit dem Aspar Team involviert, für das er insgesamt 17 Jahre lang tätig war.

«Ja, ich war vom ersten MotoE-Jahr an involviert, das ist jetzt aber eine neue Epoche», hielt Borsoi im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Ich bin natürlich von Aspar zu Pramac gewechselt, vor allem aber ist das ein komplett anderes Motorrad. Es ist so, als würden wir noch einmal von vorn beginnen – ein Jahr null. Ein bisschen Elektro-Erfahrung haben jetzt alle Teams, aber das ist ein ganz anderes Konzept», meinte er mit Blick auf die V21L aus Borgo Panigale.

«Ich muss sagen, dass mir dieses Bike sehr gut gefällt, es ist sehr gut gemacht, fast besser als die MotoGP», lachte Borsoi. «Es ist ein Kunstwerk, wunderschön, kompakt, bis ins kleinste Detail durchdacht. Es ist ein echtes Rennmotorrad, mit allen Möglichkeiten, die ein GP-Motorrad bietet. Aus meiner Sicht hat wirklich eine neue Ära begonnen.»

Ist das also die Zukunft? «Wer weiß, das ist schwer zu sagen, nicht auf kurze Sicht, das muss ich ehrlich sagen. Ich bin noch ein bisschen mehr für die Verbrennungsmotoren», gestand der ehemalige 125er-GP-Pilot schmunzelnd. «In Zukunft könnte es aber eine noch wichtigere Klasse werden, an der Seite der MotoGP.»

In unserem Interview widmen wir uns zunächst aber der unmittelbaren Zukunft, denn von Jerez geht es für Borsoi nun weiter zum anstehenden MotoGP-Wintertest in Portimão (11. und 12. März) mit seinen Fahrern Jorge Martin und Johann Zarco.

Gino, wo steht ihr nach dem Sepang-Test mit der neuen Ducati Desmosedici GP23?

Das Motorrad ist neu, Ducati hat Updates vorgenommen – auch wenn es dann kein so großer Unterschied zum letztjährigen Motorrad ist, das immerhin ein Siegermotorrad war, mit Pecco, aber auch mit anderen. Es ist klar, dass die Teams mit dem Motorrad des Vorjahres im Moment einen keinen Vorteil haben. Wir müssen mit dem Ducati-Werksmaterial noch ein bisschen arbeiten.

Die Arbeit, die wir in Sepang geleistet haben, war aber interessant. Wir haben im Vergleich zum Vorjahres-Bike interessante Aspekte gesehen. Es dauert noch ein bisschen, weil wir einige Dinge noch abstimmen müssen. Wir haben gesehen, was noch fehlt. Der Test in Portimão kommt nun gerade recht, um die Richtung zu verstehen. Ich glaube, dass wir nach den zwei Tagen in Portimão bereit sein werden für das erste Rennen.

Welche Ziele habt ihr euch für Portimão gesetzt?

Das Ziel ist natürlich, so gut wie möglich in die Saison zu starten. Wir haben mit beiden Fahrern eine große Chance, ich glaube, dass wir zwei großartige Fahrer haben. Sie haben sich in sehr guter Form präsentiert, bringen eine positive Einstellung und einen großen Willen zu arbeiten mit – auch auf Seiten von Zarco, der im Vorjahr gegen Ende ein bisschen Schwierigkeiten hatte.

Ich glaube, dass Zarco den Schritt gemacht hat. Er hat in diesem Winter viel gearbeitet, nicht nur körperlich, wir haben auch viel miteinander geredet. Ich habe einige Dinge über ihn verstanden, ich muss ja auch anfangen, die Fahrer ein bisschen besser kennenzulernen.

Mit Martin ist es ein bisschen einfacher, weil ich ihn aus seiner Moto3-Zeit kenne. Zarco war für mich neu, aber wir haben ziemlich viel gearbeitet und uns in diesem Winter viel unterhalten. Er erweckt einen guten Eindruck, er hat Lust zu arbeiten.

Werden wir nach zehn zweiten Plätzen also doch noch einen Backflip von Johann Zarco in der Königsklasse sehen? Traust du ihm den lang ersehnten ersten MotoGP-Sieg zu?

Ich glaube schon, er hat absolut die Fähigkeiten, um nicht nur eines, sondern mehrere Rennen zu gewinnen. Er ist ein Talent. Im Vorjahr hat er das zu Beginn der Saison auch gezeigt. Wir müssen verstehen, was er braucht, damit er immer auf dem Level bleibt. Wie gesagt, wir haben viel darüber geredet im Winter und ich glaube, dass wir eine recht klare Vorstellung bekommen haben.

Wir versuchen es, eine Garantie gibt es nicht, aber man muss immer positiv gestimmt sein und einen Ansatz finden, um sich zu verbessern. Das hat er, das haben wir getan. Die Mannschaft wurde auch ein bisschen umgebaut, um ihm etwas mehr Mut und diesen Glauben an die Gruppe zu geben. Vielleicht hat ihm das im Vorjahr ein bisschen gefehlt, aber dazu kann ich nicht viel sagen, weil ich ja noch nicht im Team war.

Er ist zum Beispiel mit seinem Moto2-Crew-Chief Massimo Branchini wiedervereint.

Es ist auf jeden Fall eine neue Saison, alle sind positiv gestimmt und ich glaube, dass ihm dieses Umfeld helfen kann, um auf ein Neues anzugreifen.

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