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MotoGP-Rückkehr von Jonas Folger: GASGAS ist dankbar

Von Günther Wiesinger
Dani Pedrosa sagte ab, Andrea Dovizioso kam nicht in Frage, deshalb sind die GASGAS-Chefs Jonas Folger für seine Comeback-Zusage dankbar. «Wir erwarten nur, dass Jonas das Gerät heil ins Ziel bringt», sagt Pit Beirer.

Stefan Bradl hat im Interview mit SPEEDWEEK.com anschaulich beschrieben, warum sich sogar die MotoGP-Testfahrer heute schwertun, bei Wildcard-Einsätzen oder bei Wettkämpfen als Ersatzfahrer in die Punkte zu fahren. Die Werke und Teams sind aber verpflichtet, einen verletzten Stammfahrer zumindest spätestens zehn Tage nach der Verletzung bei nächstem Event zu ersetzen. Es kann also maximal auf einen kompletten Grand Prix verzichtet werden.

Marc Márquez, Miguel Oliveira, Enea Bastianini und Pol Espargaró mussten also in Argentinien nicht ersetzt werden, weshalb zuerst 18 Fahrer antraten und nach der Verletzung von Joan Mir im Sprintrennen nur noch 17.

Die Comebacks von Márquez, Oliveira, Bastianini und Mir werden für den Texas-GP (14. bis 16. April) erwartet. Doch Pol Espargaró wird im GASGAS Factory Racing Tech3-Team bis Le Mans Mitte Mai oder Mugello (11. Juni) ausfallen.

Und da KTM-Testfahrer Dani Pedrosa für diesen Grand Prix nicht als Ersatz für seinen spanischen Landsmann einspringen wollte, wurde KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer bei Dani Pedrosas deutschem Red Bull-KTM-Testfahrerkollegen Jonas Folger (29) vorstellig, um ihn zu fragen, ob er sich zutraue, in Texas, Jerez und voraussichtlich Le Mans die GASGAS RC16 des Tech3-Teams zu steuern.

Der Bayer sagte nach einer kurzen Bedenkzeit zu, die Neuigkeit wurde am vergangenen Freitag verlautbart.

Bei der Pierer Mobility AG werden mit dem Einsatz von Folger keine übertriebenen Erwartungen verbunden, denn Jonas ist seit sechs Jahren nicht auf der anspruchsvollen Piste in Texas gefahren. Er hat erst acht Testtage auf der RC16 hinter sich, er hat bisher keine Performance Parts getestet und er hat nie einen Zeitenjagd gemacht, weil das Werk bei den neuen Testreifen sparen muss, denn das Kontingent wurde für 2023 verringert.

Damit unterscheidet sich Folger deutlich von Dani Pedrosa, der sich bei den letzten Tests bereits sehr gewissenhaft auf seinen Wildcard-Einsatz in Jerez (28. bis 30. April) vorbereitet hat, weil er dort auch erstmals ein Sprintrennen bestreiten muss.

Das GASGAS-Tech3-Team hält Jonas Folger in Absprache mit der Communications-Mannschaft der Pierer-Gruppe vorläufig von allen Interviews fern. Die Erwartungshaltung soll gedämpft werden. Denn angesichts der mangelhaften Vorbereitung wäre alles andere als ein letzter Platz des MotoGP-Rückkehrers (letztes MotoGP-Rennen im September 2017 bei Tech3-Yamaha in Aragón) eine gründliche Überraschung.

Denn wir erinnern uns: 2018 in Silverstone wurde Pol Espargaró bei Red Bull-KTM von Superbike-WM-Ass Loris Baz ersetzt, er tat sich extrem schwer. Michael van der Mark erging es bei Tech3-Yamaha nicht anders, als er Jonas Folger nach dessen Burn-out im Herbst 2017 ersetzen durfte.

Und der türkische Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu hat bisher bei Yamaha alle Angebote auf kurzfristige MotoGP-Noteinsätze abgelehnt, weil er seinen Ruf nicht ruinieren wollte.

Auch Moto2-Fahrer wie Jake Dixon, der 2021 im Petronas-Team zweimal von der Kalex auf die Petronas-Yamaha YZR-M1 von Franco Morbidelli transferiert wurde, kam über letzte Plätze nicht hinaus.

«Wir wollen Jonas Folger den Druck von den Schultern nehmen und die Botschaft aussenden, dass wir in Texas keine Punkte von ihm erwarten», erklärte Pit Beirer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. Und: «Wir wünschen uns, dass uns Jonas viele Jahre lang als Testfahrer erhalten bleibt.»

Das KTM-Management ist mit dem Reglement, das nach einer bestimmten Frist einen Ersatzfahrer vorschreibt, nicht einverstanden, nicht zuletzt wegen des Leistungsdrucks auf die Testfahrer und der Verletzungsgefahr.

Auch Red Bull-KTM-Testfahrer Mika Kallio wurde nach seiner schweren Knieverletzung auf dem Sachsenring nur noch in sehr dringenden Notfällen bei MotoGP-Rennen eingesetzt, nicht zuletzt weil ihm allmählich der nötige Speed fehlte. «Die Verpflichtung von MotoGP-Ersatzpiloten ist großteils sinnlos», weiß Pit Beirer. 

«Wir erwarten von Jonas nur, dass er seine GP-Einsätze als Ersatz für Pol gesund übersteht und das Gerät sicher ins Ziel bringt», erklärte Pierer-Motorsport-Direktor Beirer. «Seine Zeitrückstände werden nebensächlich sein. Jonas muss jetzt nicht die MotoGP-Show retten. Wir sind dankbar, dass er sich diese schwierige Aufgabe zutraut und Lust aufs Rennfahren hat. Das verlangt uns viel Respekt ab und zeigt, dass er im Innersten seines Herzens Rennfahrer geblieben ist. Mit 29 Jahren ist er im besten Rennfahreralter. Wir werden Jonas jede erdenkliche Unterstützung geben. Aber er wird bei uns jetzt nicht unter Ergebnisdruck stehen.»

Übrigens: Bei der Suche nach einem potenziellen Ersatzfahrer-Kandidaten für Pol Espargaró kam in Österreich auch der Name Andrea Dovizioso ins Gespräch.

Doch der Italiener hat bei KTM nach der im Corona-Frühjahr 2020 absehbaren Trennung von Ducati für 2021 eine Jahresgage von 5 Millionen Euro gefordert und sich damit unbeliebt gemacht.


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