Pit Beirer (KTM): Starke Leistung & sinnlose Strafen
Zum zweiten Mal nach dem Steiermark-GP 2020 (1. Oliveira. 3. Pol Espargaró) standen am Sonntag nach einem MotoGP-Rennen zwei Red Bull-KTM auf dem Podest, deshalb war der Jubel und die Erleichterung im Lager der Österreicher grenzenlos. Jack Miller wurde für seinen Mut belohnt, das Pramac-Ducati-Angebot für 2023 ausgeschlagen und auf die rot-weiß-rote Karte gesetzt zu haben.
Der Australier hielt sich wacker im Fight gegen seinen Kumpel und Ex-Teamkollegen Pecco Bagnaia und rückte am Jerez-Wochenende in der WM-Tabelle mit zwei dritten Plätzen vom elften auf den vierten Platz vor. Brad Binder liegt in der Fahrer-WM sogar an dritter Stelle. So weit vorne war erst einmal ein Red Bull KTM-MotoGP-Werkspilot platziert: Brad Binder hielt sich nach Platz 2 beim zweiten Saisonrennen 2022 in Mandalika auf dem zweiten WM-Rang mit 28 Punkten – hinter Enea Bastianini (30).
Pit Beirer (50), Motorsport-Direktor der Pierer-Gruppe mit den Marken KTM, Husqvarna und GASGAS, zeigte sich begeistert, denn nach den misslungen Wintertests, bei den KTM kaum unter die Top-Ten kam, hat sich der ehemalige Motocross-Weltklassefahrer (250-ccm-WM-Zweiter 1999) einiges an Kritik anhören müssen.
Binder und Miller spürten aber schon in Sepang im Februar die verbesserte Schlagkraft der KTM RC16. Im Interview mit SPEEDWEEK.com analysiert Pit Beirer den abwechslungsreichen GP von Spanien.
Pit, hast du im letzten Rennviertel noch auf einen Sieg oder sogar Doppelsieg von KTM gehofft?
Natürlich hat man gesehen, dass Brad Binder den minimalen Vorsprung extrem hart verteidigt hat. Aber wir haben von außen gesehen, dass seine Reifen in den letzten paar Runden schon ziemlich am Ende waren, während Pecco noch etwas im Tresor hatte.
Wir haben eigentlich nicht auf den Sieg gehofft, sondern wir haben uns riesig gefreut, dass wir an beiden Tagen unter schwierigen Bedingungen bei sehr schnellen Rennen zwei Fahrer auf dem Podium gehabt haben. Wir hatten eine trockene Strecke, wir waren über das ganze Wochenende super stark, vor uns ist kein einziger Fahrer gestürzt.
Das war einfach ein ehrlich herausgefahrenes Ergebnis; das freut mich für alle Beteiligten in diesem ganzen Projekt, für die Jungs, die diese Rakete gebaut haben und seit vielen Jahren dabei sind. Das war jetzt wirklich ein großes Payback für alle.
Dabei fehlt euch der verletzte Pol Espargaró. Aber Wildcard-Fahrer Dani Pedrosa hat den Erfolg mit dem famosen siebten Platz perfekt abgerundet.
Ja, das ist ein sensationelles Ergebnis von Dani. Es unterstreicht auch die Power unseres Testteams. Es ist großartig, so einen starken Testfahrer zu haben, der das Material auf einem so hohen Niveau beurteilen kann. Das hat uns seit 2019 sehr geholfen, das hat uns stärker gemacht. Dani hat bei diesem Grand Prix eine exzellente Leistung abgerufen.
Ich glaube, er wollte zwar im direkten Zweikampf nicht mehr das maximale Risiko total in Kauf nehmen. Aber die einzelnen Sektorzeiten und sein Rennspeed waren podiumswürdig. Das war ein gewaltiges Wochenende für uns.
Das GASGAS-Tech3-Team erkämpfte mit Rookie Augusto Fernández wieder drei Punkte. Und Jonas Folger brachte das Bike zum vierten Mal ins Ziel.
Ja, wir haben Augusto wieder in die Punkteränge gebracht. Auch Jonas hat das Gerät ins Ziel gebracht und ist gesund geblieben. Das war das Ziel.
Der große Wermutstropfen ist, dass unser Teamcaptain Pol Espargaró auf der GASGAS-Seite nicht dabei war.
Es sieht so aus, als sei KTM auf dem besten Weg, auf allen GP-Strecken konkurrenzfähig zu sein, Brad Binder stellte fest, dass 2023 schon zwei schwarze Strecken von KTM eliminiert wurden – Sepang und Texas.
Auch Jerez war letztes Jahr extrem schwierig für uns, da konnten wir bei der Rennpace in der zweiten Rennhälfte nicht annähernd mit Bagnaia und Quartararo mithalten. Wir haben Binder und Oliveira im Vorjahr auf die Plätze 10 und 12 gebracht, sie haben 20 und 23 Sekunden verloren. Wir hoffen, dass uns diese technischen Fortschritte auch in Zukunft helfen.
Jetzt haben wir einmal ein paar kleine grüne Häkchen gemacht auf unserer Checkliste.
Aber ich möchte in Erinnerung rufen, wie schwierig das Qualifying noch immer für alle Fahrer ist. Pecco Bagnaia hat sich am Samstag erst im Q1 für das Q2 qualifiziert und dann in den Rennen einen zweiten und einen ersten Platz erobert.
Bei Brad Binder war es ähnlich: Er kam in Jerez nicht direkt ins Q2 und ist dann in den zwei Rennen einmal Erster und einmal Zweiter geworden.
Die einzelne schnelle Runde ist nach wie vor für alle Hersteller extrem schwierig.
Heinz Kinigadner meinte, die «drop 1 position»-Strafe für Bagnaia sei ein Witz gewesen. Wenn man nimmer überholen dürfe, müsse es den Teams mitgeteilt werden.
Das stimmt. Diese Strafe fanden wir zu hart, weil so kleine Anklopfversuche beim Überholen die Spannung erhöhen. Aber alles gut, wir haben keinen Grund, uns zu beschweren.
KTM hat auch in den kleinen Klassen erfolgreich abgeschnitten. Holgado führt in der Moto3-WM, Pedro Acosta punktgleich mit Tony Arbolino in der Moto2.
Ja, in der Moto3 hatten wir zwei KTM-Jungs auf den ersten zwei Plätzen. In der Moto2 haben wir mit Pedro den zweiten Platz erreicht. Das war ein schönes Wochenende.
MotoGP-Ergebnis, Jerez (30.04.):
1. Bagnaia, Ducati, 24 Rdn in 39:29,085 min
2. Brad Binder, KTM, + 0,221 sec
3. Miller, KTM, + 1,119
4. Martin, Ducati, + 1,942
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 4,760
6. Marini, Ducati, + 6,329
7. Pedrosa, KTM, + 6,371
8. Alex Márquez, Ducati, + 14,952
9. Nakagami, Honda, + 15,692
10. Quartararo, Yamaha, + 15,846
11. Morbidelli, Yamaha, + 17,209
12. Di Giannantonio, Ducati, + 17,911
13. Augusto Fernández, KTM, + 19,010
14. Bradl, Honda, + 27,294
15. Raul Fernández, Aprilia, + 36,371
16. Lecuona, Honda, + 36,753
17. Folger, KTM, + 47,146
– Viñales, Aprilia, 1 Runde zurück
– Zarco, Ducati, 8 Runden zurück
– Bezzecchi, Ducati, 8 Runden zurück
– Rins, Honda, 22 Runden zurück
– Mir, Honda, 23 Runden zurück
– Oliveira, Aprilia, nicht gestartet
WM-Stand nach 8 von 40 Rennen:
1. Bagnaia 87 Punkte. 2. Bezzecchi 65. 3. Binder 62. 4. Miller 49. 5. Viñales 48. 6. Marini 48. 7. Martin 48. 8. Rins 47. 9. Zarco 46. 10. Alex Márquez 41. 11. Quartararo 40. 12. Morbidelli 34. 13. Aleix Espargaró 29. 14. Oliveira 21. 15. Di Giannantonio 17. 16. Augusto Fernández 17. 17. Nakagami 14. 18. Pedrosa 13. 19. Marc Márquez 7. 20. Mir 5. 21. Pirro 5. 22. Folger 4. 23. Raúl Fernández 3. 24. Bradl 2.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 137 Punkte. 2. KTM 81. 3. Aprilia 67. 4. Honda 61. 5. Yamaha 49.
Team-WM:
1. Mooney VR46 Racing 113 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory Racing 111. 3. Prima Pramac 94. 4. Ducati Lenovo Team 92. 5. Aprilia Racing 77. 6. Monster Energy Yamaha 74. 7. LCR Honda 61. 8. Gresini Racing 58. 9. CryptoDATA RNF 24. 10. GASGAS Tech3 21. 11. Repsol Honda 12.