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2024: RTL, ProSiebenSat.1 & SKY teilen GP-TV-Rechte

Von Günther Wiesinger
Überraschung: Die Sendergruppen RTL, ProSiebenSat.1 und SKY werden sich aller Voraussicht nach 2024 die MotoGP-TV-Live-Rechte für Deutschland teilen.

Bereits seit dem vergangenen November zeichnete sich ab, dass der österreichische Free-TV-Sender ServusTV die deutschen Live-Rechte im Free-TV verlieren könnte. Denn beim Valencia-GP verhandelte eine Abordnung von RTL mit dem damaligen Dorna-TV-Chef Manel Arroyo. Zum Jahreswechsel legte Manel Arroyo seinen Posten bei der Dorna zurück. Der Spanier hat seine Aufgabe mehr als 30 Jahre lang mit viel Umsicht und immenser Erfahrung erfüllt. Arroyo blieb der Dorna als Berater erhalten; inzwischen wurde Dan Rossomondo als Chief Commercial Officer für Dorna Sports verpflichtet. Er verhandelt jetzt die TV-Verträge.

Die Verantwortlichen von ServusTV haben inzwischen bestätigt, dass der Sender 2024 in Deutschland nicht mehr linear zu empfangen sein wird und die Inhalte auf dem deutschen Sendegebiet nur noch digital verbreitet werden. Nach der Einstellung des linearen Sendebetriebs wird ServusTV in Deutschland im nächsten Jahr nur noch durch die Videoplattform «ServusTV on» zu empfangen sein.

Das bedeutet: Die Dorna muss als Inhaber der kommerziellen GP-Rechte für 2024 einen neuen TV-Partner für die MotoGP- und Superbike-WM in Deutschland finden. ServusTV wird sich bei den MotoGP-TV-Rechten 2024 wieder auf das österreichische Sendegebiet konzentrieren – wie bereits in den drei Jahren 2016 bis 2018.

Seit dem MotoGP-Saisonstart in Portimão sind die Bemühungen der Dorna nach einem neuen TV-Partner in die entscheidende Phase getreten.

Doch wegen der Abwesenheit eines chancenreichen deutschen Stammfahrers zeigten Premium-Sender wie ZDF und ARD kein Interesse. Es zeichnete sich bald ab, dass die Sendergruppen von RTL (mit NITRO und ntv) und ProSiebenSat.1 in der näheren Auswahl stehen, dazu interessiert sich auch der PayTV-Sender SKY für die MotoGP-Rechte in Deutschland.

Beim deutschen WM-Lauf wurde offenkundig, dass RTL und ProSiebenSat.1 sowie SKY im Bieterverfahren weiter mimischen. Es zeichnet sich ab, dass sich die beiden Free-TV-Sender künftig die Rechte in Deutschland teilen werden. Ein System, das von der Dorna auch in Italien und Spanien vorexerziert wurde.

In Deutschland wird es deshalb nach 2023 eine Kombination aus Free- und Pay-TV geben. Die genauen Einzelheiten werden noch verhandelt. 

RTL wird die MotoGP voraussichtlich auf dem Spartensender NITRO ausstrahlen. Der NITRO-Empfang ist kostenlos. Die Empfangswege für NITRO in Deutschland gehen via Satellit, Kabel, DVB-T, IPTV, Internet (OTT) bis zur App.

Doch keiner der beiden in der engere Auswahl gekommen TV-Sender wollen die GP-Klassen Moto3 und Moto2 wegen der geringen TV-Quoten und des großen Zeitaufwands live übertragen.
Ausserdem hat RTL schon 2006 quotentechnisch mit der MotoGP trotz aufwändiger Berichterstattung keine dicken Bäume ausgerissen. Der Marktanteil lag zwischen mageren 5 und 7 Prozent, obwohl 40 Mitarbeitende zu den Grand Prix geschickt wurden.

RTL ist nach 2022 aus der Formel 1 ausgestiegen, und für die MotoGP fehlt das deutsche Zugpferd. Außerdem hat sich die RTL-Gruppe überraschend ein umfangreiches Rechtepaket für Fußball und die amerikanischen Profiliga NFL gesichert und dabei ProSiebenSat.1 ausgestochen. Die Kölner Sendergruppe bietet 2023 rund 80 Liveübertragungen pro Saison. Neben diesem Projekt und den Fußball-Länderspielen gibt es bei RTL keine ausreichenden Kapazitäten für MotoGP, deshalb will die RTL-Gruppe auf den Sender NITRO ausweichen.

Fakt ist: Die meisten TV-Sender fokussieren sich inzwischen auf Live- und Sport-Events, weil es die einzige Möglichkeit ist, beim Kampf um Marktanteile noch einigermassen erfolgreich gegen neue Konkurrenten wie You-Tube, Netflix und alle möglichen Streaming-Dienste zu bestehen.

ServusTV hat sich im Sommer 2018 bei der Dorna für fünf Jahre (inklusive 2023) die Free-TV-Live Übertragungsrechte gesichert. Bis Ende 2018 war Eurosport in Deutschland im Besitz der exklusiven Live-Rechte für Free- und Pay-TV, Eurosport 1 über Kabel, Satellit und Digital-Terrestrisch. Über viele Jahre hinweg gab es im Motorrad-GP-Sport immer wieder Wechsel bei den TV-Verträgen.

Übrigens: Ob ServusTV nach 2023 die MotoGP-Streaming-Rechte für Deutschland behalten kann, ist noch fraglich.

Die Verträge mit RTL, ProSiebenSat.1 und SKY werden von der Dorna zumindest für drei Jahre abgeschlossen.


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