Diese Gelder schüttet die Dorna pro Privatteam aus
Jorge Martin (Pramac) vor Alex Márquez (Gresini), Miguel Oliveira (RNF), Ducati-Werksfahrer Bastianini und Taka Nakagami (LCR)
Die sechs aktuellen MotoGP-Mannschaften mit Independent-Team-Status haben im Laufe der Saison 2021 neue Fünf-Jahres-Verträge bei WM-Vermarkter Dorna Sports S.L. unterschrieben, und zwar Gresini, Mooney VR46, Tech3, LCR, Pramac und RNF.
Rossis Ducati-Mannschaft hat für 2022 die zwei Plätze von Esponsorama Avintia Ducati übernommen. RNF-Teambesitzer Razlan Razali wechselte für 2023 von Yamaha zu Aprilia, dazu kam nach dem Ausstieg von WithU mit CryptoDATA ein neuer Namensgeber und Großaktionär.
In diesen Fünf-Jahres-Verträgen wird den Teams und Werken technische Stabilität bis Ende 2026 zugesichert, dazu übernimmt die Dorna die Kosten für die Einheitsreifen und Einheits-ECU. Und erstmals mussten die Privatteams und Werksteams maximal 22 statt 20 Grand Prix akzeptieren. Dafür wurde die Anzahl der Wintertests verringert, die kein Geld und keine TV-Live-Übertragungen einbringen.
Weil 2022 der KymiRing und 2023 der Kasachstan-GP abgesagt wurden, finden aber sowieso nur 20 Grand Prix statt.
Zu den finanziellen Einzelheiten der aktuellen Kundenteam-Verträge sickerte durch: Die Teams haben ausverhandelt, dass die Zahlungen erhöht werden, selbst wenn weiterhin nur 20 Grand Prix stattfinden. Für den 21. Grand Prix gibt es noch einmal Extra-Geld, für den 22. GP-Events ebenfalls.
Aus der Vergangenheit ist bekannt: Die Dorna subventionierte ein MotoGP-Kundenteam mit zwei Fahrern bis Ende 2021 noch mit jährlichen Zuschüssen von 6,5 Millionen Euro. Da sind die Zahlungen der Teamvereinigung IRTA (Startgeld, Spesen, Fracht, Bonus) eingeschlossen, die ja auch von der Dorna gespeist wird.
Wenn ein MotoGP-Hersteller ein Kundenteam zu einer Leasingrate von 2,2 Millionen beliefert, belohnt die Dorna das Werk mit einer zusätzlichen Million für jedes Motorrad. Diese Beträge gelten aber nur für ein einziges Kundenteam. Ducati betreibt seit 2022 wieder drei Kundenteams, wie zuletzt 2018. Sie erhalten die Zuschüsse aber nur für ein Kundenteam, also Pramac.
Denn Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta wäre am liebsten, wenn jeder Hersteller ein Factory Team und ein Satellitenteam unterstützen und ausrüsten würde.
Noch bis Ende 2021 erhielten nur vier der sechs Hersteller Dorna-Geld, denn Aprilia hatte bis 2022 kein Anrecht auf einen eigenen Startplatz, sie mussten deshalb von 2017 bis Ende 2021 sieben Jahre lang ein Joint-Venture mit Gresini Racing vereinbaren.
Gresini Racing reichte die 6,5 Mio vermutlich zum Teil an Aprilia weiter, weil das Werk das Material bezahlte, dazu die Entwicklung, die Hospitality, die Fahrergagen, die Mechaniker und Ingenieure. Für die Periode von fünf Jahren von 2022 bis Ende 2026 erhielt Aprilia Racing erstmals seit 2004 zwei eigene Startplätze.
Da laut Vertrag nun maximal 22 statt 20 Grand Prix möglich sind, sind die Dorna-Zuschüsse für die Kundenteams auf ca. 7 Millionen Euro im Jahr angewachsen. Der genaue Betrag hängt von der Anzahl der Veranstaltungen ab.
Übrigens: Die Dorna macht keine Unterschiede bei den Zuschüssen für die unterschiedlichen Werke, während in der Formel 1 die Siegerteams stark bevorzugt werden.
In der Formel 1 sehen die Dimensionen anders aus. Dort werden mehr als 950 Millionen US-Dollar an die zehn Zwei-Fahrer-Teams ausgeschüttet.
Jedes MotoGP-Werk, das über kein Kundenteam verfügt, erhielt bisher 500.000 Euro – seit dieser Saison trifft das erstmals auf Yamaha zu. An KTM wurde 2017 und 2018 genau diese halbe Million ausbezahlt. Seit 2019 das Tech3-Team ausgerüstet wird, darf KTM mit ca. 2 Millionen im Jahr rechnen. Der genaue Betrag hängt wieder von der Anzahl der Grand Prix ab.
Da das GASGAS Factory Racing Tech3-Team mit der identischen Spezifikation wie KTM mit der RC16 antritt, gilt Tech3 weiter als KTM-Kundenteam.
Insgesamt schüttet die Dorna in den drei GP-Klassen zirka 70 Millionen Euro an die Werke und Teams aus. Zum Vergleich: In der Formel 1 werden pro Jahr zirka 950 Millionen US-Dollar an die Teams bezahlt, weil die Einnahmen aus TV-Verträgen, Austragungsgebühren durch die GP-Veranstalter, Bannerwerbung, Namensrechte der Grand Prix und so weiter um ein Vielfaches höher sind.
Dorna-Chef Ezpeleta hat für die Periode 2022 bis 2026 auch die finanziellen Zuschüsse für die Teams in der Moto3 und Moto2 erhöht. Denn diese Beträge waren seit einigen Jahren eingefroren. Sie lagen im Bereich von 180.000 bis 230.000 Euro im Jahr – je nach Erfolg.
Die Dorna subventioniert auch die Moto2-Motoren und die Einheits-ECU für die zwei kleinen Klassen. Für die 765-ccm-Triumph-Dreizylinder-Triebwerke werden den Teams pro Fahrer nur 20.000 Euro im Jahr verrechnet.
Die Teamvereinigung IRTA und die Dorna übernehmen auch in der Moto3-WM die Kosten für das Motorenpaket, das bei 60.000 Euro pro Fahrer (es sind maximal 6 Triebwerke pro Fahrer und Saison erlaubt) liegt.