Casey Stoner: «Würde einige Änderungen vornehmen»
Casey Stoner
Vor Pecco Bagnaia war Casey Stoner der einzige Fahrer, der es schaffte, auf Ducati einen Weltmeistertitel zu erringen (2007). Nachdem er 2011 erneut die MotoGP-Weltmeisterschaft gewann, diesmal auf Honda, trat der damals 27-Jährige zum Ende der Saison 2012 zurück.
Zuletzt war Stoner beim Australien-GP 2022 für eine Ehrenrunde in das MotoGP-Fahrerlager zurückgekehrt, nun durften sich die Fans beim «Goodwood Festival of Speed» über die Anwesenheit des Australiers freuen. «Ich bin glücklich, nach ein paar Jahren all die Leute wieder zu sehen», strahlte der 37-Jährige, der in den vergangenen Jahren mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom zu kämpfen hatte.
Stoner begründete damals seinen Rücktritt damit, dass ihm das Rennen fahren keinen Spaß mehr machte. Dies untermauerte er auch bei seinem Besuch in England: «Ich habe zwar die Leute vermisst, die Meisterschaft aber nicht. Jeder weiß, welche Probleme ich mit der Meisterschaft habe und was ich an ihr mag und was nicht.» Ob er dennoch das Renngeschehen verfolgt? «Aktuell renoviere ich mein Haus und habe daher keinen Fernseher. Aber wenn ich die Gelegenheit habe, schaue ich mir hin und wieder ein Rennen an.»
Der 38-fache MotoGP-Sieger stellte jedoch klar: «Ich würde einige Änderungen am Format vornehmen. Der ganze Scheiß muss weg – keine Winglets, kein Ride-Height-Device, keine Anti-Wheelie-Kontrolle, die Traktionskontrolle bis auf ein Minimum reduziert. Die Kosten müssen sinken und die Regeln müssen über zehn Jahre hinweg Bestand haben, damit die unterlegenen Hersteller wieder aufholen können.»
Stoner begründete seine radikale Vorgehensweise: «Wenn das halbe Fahrerfeld das Geschehen auf der Strecke diktiert, dann ist das nicht fair und nicht die Art, wie eine Weltmeisterschaft funktionieren sollte. Ich würde alles wegnehmen. Es braucht nur eine Regel, die es verbietet und diese muss so formuliert sein, dass sie niemand umgehen kann.»
Der Australier kritisierte damit in erster Linie die Ducati-Dominanz der letzten Jahre, die sich auch in der aktuellen Saison deutlich zeigt. Denn nach acht Rennen belegen fünf Ducati-Fahrer die Top-6 der Meisterschaft. «Die Yamaha hat ein sehr gutes Chassis, aber ihr fehlt etwas Power. PS-starke Bikes haben hingegen Probleme, die Leistung auf die Straße zu bringen. Jedes Bike braucht seine Stärken und Schwächen, damit der Wettbewerb ausgeglichen ist. Aber momentan kopiert einfach jeder das Beste, wodurch sich alle in die gleiche Richtung entwickeln.»
Stoner appellierte weiter: «Heutzutage gibt es bei den Bikes kein Aufbäumen und keine Wheelies mehr. Der Fahrer hat kaum Probleme, das Bike zu kontrollieren. Er dreht auf einem 280 PS-starken Bike einfach das Gas auf und nichts passiert. Das ist frustrierend. So sehr wie ich das Racing auch liebe, enttäuscht mich diese Entwicklung. Wir haben mehr Elektronik als die Formel 1. Das muss aufhören.»