Fabio Quartararo (Yamaha): «Ich war im Kopf wütend»
Fabio Quartararo (24)
Fabio Quartararo erlebte mit dem 22. und letzten Startplatz beim Britischen Grand Prix in Silverstone einen Tiefpunkt seiner MotoGP-Karriere. Auf den kaum besseren 21. Rang im Sprint folgte im GP-Rennen zwar eine ordentliche Aufholjagd, nach einer Kollision mit Luca Marini wurde es aber wieder nur ein 15. Platz. Mit dieser mageren Ausbeute fiel der Weltmeister von 2021 in der WM-Tabelle sogar aus den Top-10.
Nach der Enttäuschung sparte «El Diablo» nicht mit Kritik an Yamaha und bezeichnete den Montag-Test in Misano am 11. September sogar als eine letzte Chance für seinen Arbeitgeber. In Spielberg ruderte der 24-jährige Franzose mit etwas Abstand wieder ein Stück weit zurück. «Was ich gesagt habe, war ein bisschen aggressiv – vielleicht zu aggressiv», räumte er ein. «Ich glaube, das Rennen in Silverstone war gut. Wir waren von sehr weit hinten bis auf P7 vorgerückt und es ist ja bekannt, dass das Überholen für mich immer super-schwierig ist.»
«Ich glaube, dass ich in der ersten Saisonhälfte ein bisschen zu sehr über die Platzierung nachgedacht habe, die ich erreichen wollte», fügte Quartararo an. «Ich habe immer versucht, den Sieg, das Podium oder einen Top-5-Platz zu erreichen und war nie mit etwas zufrieden, was nicht meinem Ziel entsprochen hat. Die Platzierung, auf der wir in Silverstone lagen, war aus meiner Sicht aber gut. Denn die Pace war nicht so schlecht. Wir wissen aber, dass wir Mühe haben.»
Deshalb nimmt sich der elffache MotoGP-Sieger nun vor: «Ich will die zweite Saisonhälfte angehen, als wäre es mein erstes MotoGP-Jahr – ich gebe 100 Prozent, das Team gibt 100 Prozent und wir werden unser Ziel basierend auf unserer Pace und unserem Qualifying ausgeben. Dann werden wir auch glücklich sein, wenn wir unsere 100 Prozent geben.»
Quartararo fällt es als Ex-Weltmeister aber nicht leicht, seine Erwartungshaltung derart nach unten zu schrauben. «Es ist schwierig», seufzte er. «Und es zu realisieren, ist noch schwieriger. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren um den Titel gekämpft und kämpfe jetzt um einen Top-10-Platz… In den ersten zehn Rennen war ich in meinem Kopf richtig wütend. Denn ich kenne mein Potenzial, ich weiß, was wir tun können, aber wir haben Schwierigkeiten. Jetzt zu realisieren, dass wir diese Position vergessen müssen, tut weh. Ich glaube aber, im Moment müssen wir Erfahrung sammeln und unabhängig von der Platzierung 100 Prozent geben.»
«Silverstone war schon ein kleiner Schritt nach vorne, ich will meine Herangehensweise für die nächsten zehn Rennen aber komplett verändern. Das Wichtigste ist, dass wir – ich und das Team – 100 Prozent geben. Wenn wir unser Bestes geben, werde ich mit der Position, die dabei herauskommt, auch glücklich sein», versicherte Quartararo, der aber auch klarstellte: «Für die Zukunft ist mein Ziel, mit Yamaha wieder zurück an den Punkt zu gelangen, wo wir vor zwei Jahren waren – um Siege und Podestplätze zu kämpfen. Das will ich und natürlich wird der Misano-Test in der Hinsicht super-wichtig. Danach bleiben aber auch noch fünf Monate von September bis Februar.»
«Es ist schwierig, aber mein persönliches Ziel ist, wieder Weltmeister zu werden», bekräftigte der aktuell Elfte der WM-Tabelle. «Gelingt es mit Yamaha, wäre mir das am liebsten. Denn nach einem schwierigen Jahr wie diesem wäre es großartig, so zurückzukommen. Wenn nicht, werde ich eine neue Lösung finden müssen. Aber wie gesagt: Mit Yamaha hart zu arbeiten und gemeinsamen zurückzukommen, wäre das Beste.»
Also gewährt der Weltmeister von 2021 und Vizeweltmeister von 2022 Yamaha nicht nur eine letzte Chance, sondern mindestens zwei? Fabio schmunzelte und bekräftigte dann: «Wie gesagt, ich war da ein bisschen aggressiv. Aber ja, ich will, dass sie wieder performen. Wir versuchen auch, ein bisschen die Mentalität zu verändern – Schritt für Schritt, in Richtung der Europäer. Es ist schwierig, aber ich glaube, dass sie jetzt sehen, wie die europäischen Hersteller arbeiten. Alles geht super-schnell und sieht einfacher aus. Manchmal sieht man von einem Tag auf den anderen zum Beispiel eine andere Heckpartie. Bei Yamaha dauert es super-lange, aber wir versuchen es Schritt für Schritt zu ändern. Wenn etwas funktioniert und uns ein bisschen schneller macht, verwenden wir es auch.»
Yamaha-Rennchef Lin Jarvis ließ zuletzt anklingen, Honda wolle Quartararo für 2025. Auf Nachfrage ging der Franzose nicht weiter darauf ein. «2025 ist noch weit weg. Wir haben viel Arbeit vor uns, ehe wir mit irgendjemanden sprechen», entgegnete er.
MotoGP-Ergebnisse, Silverstone (6. August):
1. Aleix Espargaró, Aprilia, 20 Runden in 40:40,367 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,215 sec
3. Binder, KTM, + 0,680
4. Oliveira, Aprilia, + 0,750
5. Viñales, Aprilia, + 2,101
6. Martin, Ducati, + 7,903
7. Marini, Ducati, + 9,099
8. Miller, KTM, + 9,298
9. Zarco, Ducati, + 9,958
10. Raúl Fernández, Aprilia, + 19,947
11. Augusto Fernández, KTM, + 20,296
12. Pol Espargaró, KTM, + 1:06,120 min
13. Di Giannantonio, Ducati, + 1:27,605
14. Morbidelli, Yamaha, + 1:28,913
15. Quartararo, Yamaha, + 1:29,075
16. Nakagami, Honda, + 1:38,573
17. Lecuona, Honda, + 1:49,674
– Bastianini, Ducati, 4 Runden zurück
– Marc Márquez, Honda, 6 Runden zurück
– Bezzecchi, Ducati, 15 Runden zurück
– Alex Márquez, Ducati, 15 Runden zurück
– Mir, Honda, 18 Runden zurück
MotoGP-Ergebnisse Sprint, Silverstone (5. August):
1. Alex Márquez, Ducati, 10 Runden in 21:52,317 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,366 sec
3. Viñales, Aprilia, + 3,374
4. Zarco, Ducati, + 5,671
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 6,068
6. Martin, Ducati, + 7,294
7. Miller, KTM, + 9,415
8. Augusto Fernández, KTM, + 9,850
9. Binder, KTM, + 10,435
10. Oliveira, Aprilia, + 11,247
11. Marini, Ducati, + 17,365
12. Di Giannantonio, Ducati, + 20,063
13. Bastianini, Ducati, + 24,352
14. Bagnaia, Ducati, + 25,527
15. Morbidelli, Yamaha, + 27,191
16. Pol Espargaró, KTM, + 27,693
17. Mir, Honda, + 29,062
18. Marc Márquez, Honda, + 29,326
19. Raúl Fernández, Aprilia, + 29,627
20. Nakagami, Honda, + 29,909
21. Quartararo, Yamaha, + 30,326
22. Lecuona, Honda, + 47,674
WM-Stand nach 18 von 40 Rennen:
1. Bagnaia, 214 Punkte. 2. Martin 173. 3. Bezzecchi 167. 4. Binder 131. 5. Zarco 122. 6. Aleix Espargaró 107. 7. Marini 107. 8. Miller 90. 9. Alex Márquez 75. 10. Viñales 75. 11. Quartararo 65. 12. Morbidelli 59. 13. Augusto Fernández 49. 14. Rins 47. 15. Oliveira 40. 16. Di Giannantonio 37. 17. Nakagami 34. 18. 18. Bastianini 18. 19. Marc Márquez 15. 20. Raúl Fernández 14. 21. Pedrosa 13. 22. Savadori 9. 23. Folger 9. 24. Pirro 5. 25. Mir 5. 26. Petrucci 5. 26. Bradl 5. 27. Pol Espargaró 4.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 317 Punkte. 2. KTM 172. 3. Aprilia 153. 4. Honda 89. 5. Yamaha 84.
Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 295 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 274. 3. Ducati Lenovo Team 242. 4. Red Bull KTM Factory Racing 221. 5. Aprilia Racing 181. 6. Monster Energy Yamaha 124. 7. Gresini Racing 112. 8. LCR Honda 84. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 62. 10. CryptoDATA RNF 58. 11. Repsol Honda 20.