Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

MotoGP-Asse verbrüdern sich: Bei Rossi war es anders

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi brauchte Feindschaften mit Biaggi, Gibernau, Lorenzo, Stoner und Márquez, um sich zu motivieren. Die neue MotoGP-Generation hat sich verbrüdert. Heinz Kinigadner hat wenig Verständnis für dieses System.

Zahlreiche Fans wundern sich seit zwei, drei Jahren, wie friedlich die MotoGP-Konkurrenten teilweise miteinander umgehen. Von den Feindseligkeiten, die einst zwischen Gegnern wie Sheene und Roberts, Doohan und Gardner, Rossi mit Gibernau, Biaggi, Lorenzo und Márquez zu spüren waren. Rossi schreckte vor Rempeleien gegen Gibernau (Jerez 2005), Stoner (Laguna Seca 2008) und Márquez (Sepang 2015) nicht zurück. In der Box mit seinem aufstrebenden Yamaha-Teamkollegen Jorge Lorenzo ließ er eine Mauer errichten und verhinderte, dass der schnelle MotoGP-Rookie 2008 den besseren Bridgestone-Reifen erhielt. Der Mallorquiner musste sich mit den unterlegenen Michelin abmühen.  

Bei den Duellen Andrea Dovizioso gegen Marc Márquez blieb zwar kein Auge trocken, aber die beiden Kontrahenten zeigten immer Respekt voreinander, es gab fast nie böse Worte oder abschätzige Bemerkungen.

In den letzten Jahren hat sich die Situation verändert. Denn einerseits wohnen zahlreiche MotoGP-Asse wie Pol und Aleix Espargaró, Fabio Quartararo, Alex Rins, Brad Binder und so weiter aus steuerlichen Gründen im Zwergstaat Andorra. Anderseits trifft man sich in den Ferien auf Ibiza oder Mallorca, und die Mitglieder der VR46 Riders Academy wie Bagnaia, Bezzecchi, Marini und Morbidelli sind sowieso ein Herz und eine Seele. Sie trainieren auf der Rossi-Ranch in Tavullia jede Woche gemeinsam.

KTM-Berater Heinz Kinigadner, 250-ccm-Motocross-Weltmeister 1984 und 1985 auf KTM, wundert sich über das friedliche Zusammenleben der Stars in der Königsklasse. «In der Formel 1 gab es früher lauter Egoisten, ich denke an Lauda, Senna, Prost, Mansell und Berger. Zu Rossis Zeiten war es ähnlich. Heute sind in der MotoGP alle Gegner befreundet, sie umarmen sich im Parc Fermé. Die einzige Ausnahme ist noch Marc Márquez, der kaum zu einem Fahrer hingeht, um sich um ihn zu kümmern, wenn er wieder einen Gegner runtergefahren hat. Nur Jack Miller macht manchmal den Mund auf, aber auch eher verhalten.»

«Manchen Fahrern fehlt da irgendwo der Killerinstinkt», meint Kinigadner. «Das war zu unserer Zeit anders. Im Motocross galt damals die Devise: Nur ein auf dem Boden liegender Gegner ist ein guter Gegner.»

«Das ist nur Show vor der Kamera, in Wahrheit sind wir keine Freunde», scherzte Pecco Bagnaia nach seinem Sieg und den gemeinsamen Feierlichkeiten mit Kumpel Marco Bezzecchi und Mentor Valentino Rossi in Österreich.

Mit etwas ernsterer Miene fuhr der Ducati-Lenovo-Werksfahrer fort: «Wir verbringen abseits der Strecke viel Zeit miteinander. Wir unterhalten uns auch über Motorräder, das ist klar, aber meist reden wir über andere Dinge. Wir haben zu all den Jungs aus der Academy ein gutes Verhältnis, aber bei mir und Bez ist es besonders gut – Trashtalk funktioniert schließlich nicht mit jedem. Ich glaube, das ist großartig und wir können dieses Verhältnis lange so beibehalten. Denn wir sind Freunde und haben auch keine Angst davor zu sagen, was wir denken.»

Bez stimmte zu: «Ich sehe es genauso, wir kennen uns schon viele Jahre, wahrscheinlich zehn. Pecco war schon Teil der Academy, als ich dazugestoßen bin, und er hat früh angefangen, sich um mich zu kümmern. So hat sich dieses Verhältnis entwickelt und wir sind jetzt sehr gute Freunde. Wir sprechen tatsächlich nicht viel über Motorräder, das machen wir nur an den Rennwochenenden. Es ist aber schön, ihn als Freund zu haben, denn er ist sehr stark. Ich kann von ihm lernen, aber er kann auch von mir lernen – besonders beim Trashtalk beim Basketballspielen zu Hause.»

Die Freundschaft mit dem Weltmeister hat übrigens auch praktische Vorteile. So nahm Bagnaia seinen Kumpel Bezzecchi am Sonntagabend im privat gebuchten Jet von der Steiermark mit nach Hause. «Ja, er hat als Weltmeister viel Geld. Da habe ich Glück», lachte «Bez».

«In der Formel 1 gehen die Asse nicht so liebevoll miteinander um», bemerkte Heinz Kinigadner. «Max Verstappen und Lewis Hamilton würden nie miteinander auf eine Pizza gehen. Ein Rennfahrer muss Egoist sein», ist der Tiroler überzeugt.

Aber auch bei Red Bull-KTM sind keine Feindseligkeiten zwischen Brad Binder und Jack Miller zu spüren. Die beiden sitzen fast jeden Tag gemeinsam beim Mittagessen in der Energy Station. 


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