Der MotoGP-Sport trauert um IRTA-Chef Mike Trimby
Mike Trimby ist tot
Eine Hiobsbotschaft verbreitete sich am späten Freitagabend beim Motorrad-GP in Misano wie ein Lauffeuer: Mike Trimby, Mitbegründer und CEO der Teamvereinigung IRTA, eine Ikone des MotoGP-Sports und leidenschaftlicher Funktionär seit mehr als vier Jahrzehnten, ist überraschend verstorben.
Der englische Ex-Rennfahrer, als Gentlemen Rider in den 1970er-Jahren bei Langstrecken-Rennen wie dem 1000-km-Rennen auf dem damaligen Österreichring aktiv, ging beim San-Marino-GP wie immer gewissenhaft und leidenschaftlich seiner Arbeit nach. Er kümmerte sich um die Sorgen und Anliegen der Teams und traf Vorbereitungen für die Übersee-Tournee, die von 22. bis 24. September in Indien beginnt.
Trimby war aus dem GP-Fahrerlager seit 40 Jahren nicht mehr wegzudenken; er wird allen Freunden, Bekannten und Teammitgliedern über viele Jahre hinweg in Erinnerung bleiben.
Der 74-jährige kinderlose Engländer, seit Jahren mit seiner Frau Irene auf der Insel Man beheimatet, stellte sich in den 1970er-Jahren beim Kampf der Rennfahrer gegen die sturen FIM-Funktionäre auf die Seite der Aktiven und wurde dann von ihnen zum Fahrersprecher gewählt. Als Belohnung gaben ihm die Fahrer damals 1 Prozent des kargen FIM-Preisgelds ab. 1979 wollte Weltmeister Kenny Roberts sogar eine Piratenserie ohne FIM-Status anzetteln.
Dann wurde beim WM-Lauf in Assen 1986 die Teamvereinigung ARMCO gegründet, aus der die IRTA hervorging. Der ehemalige Yamaha-500-Teammanager Paul Butler, der spätere IRTA-Präsident Michel Métraux aus der Schweiz und Mike Trimby waren federführend und erwarben sich beim Kampf gegen die FIM große Verdienste um die Verbesserung der Sicherheit auf den GP- Rennstrecken. Und zwar zu einer Zeit, als wie in Opatija (Jugoslawien) 1977 bis drei Rennfahrer an einem einzigen Wochenende ihr Leben verloren.
Mike Trimby war längst im Pensionsalter, dachte aber nie ans Aufhören und machte nie ein Geheimnis daraus, dass er die Absicht hatte, bis zu seinem letzten Atemzug für die Interessen der Teams zu kämpfen und seinen langjährigen Mitarbeitern als emsiges Vorbild zu dienen.
Trimby kümmerte sich liebevoll und unermüdlich auch um die kleinen, finanzschwachen Teams, besorgte immer wieder jungen Fahrern Chancen in aussichtsreichen Teams, nicht ungern auch jungen Briten. Er hatte im Fahrerlager keine Feinde, war hoch angesehen und wurde wegen seiner leidenschaftlichen Tätigkeit für die IRTA von allen Beteiligten hoch geschätzt.
Im vergangenen Winter wurde Trimby von einer schweren Krankheit heimgesucht. Beim Portugal-GP Ende März war er noch sichtbar angeschlagen; er wollte sich aber den wichtigen Saisonstart auf keinen Fall entgehen lassen.
Mike Trimby verzichtete dann aus gesundheitlichen Gründen erstmals seit vielen Jahren auf zwei Grand Prix und blieb den Events in Termas de Rió Hondo und Texas fern.
In den letzten Monaten wirkte der IRTA-CEO wieder robust, gesund, tatkräftig und lebensmutig. Alle Teammitglieder und IRTA-Mitarbeiter waren überzeugt, dass er der International Road Racing Teams Association noch viele Jahre lang vorstehen werde.
2022 war Trimby in England wegen seiner besonderen Verdienste um den Motorradsport in Großbritannien vom Royal Automobile Club mit der prestigeträchtigen «Torrens Trophy» ausgezeichet worden.
Lieber Mike, du hast an der Seite der Dorna seit 1992 Unglaubliches für den Aufstieg der MotoGP-WM zu einer globalen Rennserie mit bald 22 Events geleistet. Die Aufzählung deiner Verdienste würde ein Buch füllen. Ohne deine unermessliche Leidenschaft für den Motorradsport wäre noch viele Jahre lang so manches im Argen geblieben.
Es war mir eine Freude, beim Kampf gegen die uneinsichtigen und ewiggestrigen FIM-Funktionäre an deiner Seite gestanden zu sein, als es darum ging, ein paar Intriganten von ihren Ämtern zu entfernen und die gefährlichen Straßenkurse vom GP-Kalender zu streichen.
Ruhe in Frieden.