Indien-GP: GP-Fahrer müssen Einkommenssteuer bezahlen
Der 5,01 km lange Buddh Circuit wird im Uhrzeigersinn befahren
SPEEDWEEK.com berichtet schon seit einem halben Jahr regelmäßig über die bürokratischen Hürden sowie die Zoll- und Steuerprobleme, welche die Teams und Fahrer. Beim ersten Motorrad-GP in Indien auf dem Buddh International Circuit erwarten. Auch Formel-1-CEO Stefano Domencali hatte Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta vor den ungeahnten Herausforderungen gewarnt, die sich bei einem Auftritt im Vielvölkerstaat mit 1,4 Milliarden Menschen in Indien auftürmen.
Anderseits wünschten die die Motorradwerke einen Event in diesem riesigen Land, das 170 Millionen motorisierte Zweiräder im Betrieb sind und in dem allein die Pierer Mobility AG mit ihren 46,5-Prozent Partner Bajaj Auto International Holdings B.V. (BAIHBV) seit 2007 mehr 1 Million Motorräder mit 125 ccm bis 401 ccm (KTM und Husqvarna) gebaut hat. «In den 16 Jahren haben wir genug schlimme Erfahrungen mit der Bürokratie in Indien gesammelt», stellte ein KTM-Manager fest.
Sogar die MotoGP-Werksteams wurden im Juli aufgefordert, die Verträge der Werksfahrer von Marc Márquez bis Fabio Quartararo und Pecco Bagnaia an den Promoter und die örtlichen Behörden zu übermitteln, weil sie 1/20 ihrer Jahresgage in Indien versteuern müssen. Das heisst: Wenn ein Fahrer wie Marc Márquez 15 bis 18 Millionen bei HRC verdient, muss 1/20 davon mit 20,80 Prozent in Indien abgeliefert werden. Das heisst: Bei 15 Millionen entspricht 1/20 genau 750.000 Euro, davon müssen 20,80 Prozent an Steuer abgefphrt werden – das sind 36.057 Euro.
Jeder Fahrer, der zum Beispiel 500.000 Euro Jahresgage kassiert, muss dem Indischen Staat für seinen GP-Auftritt genau 20,80 Prozent von 25.000 Euro überlassen, also € 1201.-
Da sich die Fahrer weigerten, erstmals in ihrem Leben außerhalb ihres Heimatlandes oder Steuerdomizils (zum Beispiel Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Deutschland, Japan oder Andorra) an einem GP-Standort im Ausland Einkommenssteuern zu entrichten, übernahmen die Hersteller Honda, Yamaha, Ducati, Aprilia und KTM diese Kosten.
Ducati Corse hat zum Beispiel gestern in Indien die Banküberweisungen für die anteiligen Indien-Gagen der Werksfahrer Bagnaia, Pirro, Martin und Zarco getätigt.
Immerhin: Die Teams und Werke, auch in der Moto3 und Moto2, die von der Dorna und IRTA für jeden GP-Auftritt entschädigt werden, müssen keinen Anteil an ihrem Jahreseinkommen abliefern. Das wurde von der Dorna mit den Behörden vereinbart.
Private MotoGP-Teams wie GASGAS Tech3, LCR-Honda (mit Bradl und Nakagami in Indien) und Prima Pramac können froh sein, denn ihre Fahrer stehen direkt bei den Werken KTM, HRC und Ducati Corse unter Vertrag, also zahlen diese Firmen die anteiligen Kautionen ein.
Die Pierer Mobility AG hat auch für alle Fahrer, die für die Moto3 und Moto2 in Österreich bei KTM, Husqvarna oder GASGAS unter Vertrag stehen, die Steuer für Indien vorgeschossen.
Die Motorradwerke bringen dann die in Indien abgeführten Beträge bei den Jahresgagen der Fahrer in Abzug. Die indischen Steuerbehörden stellen den Fahrern Bescheinigungen über die bezahlten Steuerbeträge aus, die sie dann bei ihren Steuererklärungen im Land ihres Wohnsitzes zurückfordern oder in Abzug bringen können. Oder sie fallen durch das Doppelbesteuerungsabkommen zumindest kein zweites Mal an.
Eine stattliche Anzahl von MotoGP-Fahrer ist in der Steueroase Andorra beheimatet, nämlich Pol und Aleix Espargaró, Brad Binder, Alex Rins, Augusto Fernández, Fabio Quartararo, Maverick Viñales, Joan Mir und Jack Miller.
Denn in Andorra werden die Sport- und anderen Millionäre mit einer bescheidenen Einkommensteuer in der Höhe von nur 10 Prozent angelockt.
Ob der GP-Tross nach diesen bürokatischen, Visa- und Steuerproblemen nach Indien zurückkehrt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Die Teams und Fahrer werden sicher fordern, dass viele dieser einmaligen bürokratischen Hürden von den Behörden für den MotoGP-Event beseitigt werden, die in keinem anderen Land bewältigt werden müssen.