MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Honda sucht Márquez-Ersatz – und lockt Acosta

Von Günther Wiesinger
Die HRC-Manager suchen verzweifelt fahrerische Kräfte für die MotoGP-WM. Denn neben Texas-Sieger Rins muss Marc Márquez ersetzt werden. Von A bis Z (Acosta bis Zarco) wurden alle Topfahrer angefragt.

Die Honda-MotoGP-Manager haben seit Jahren die Erfolglosigkeit gepachtet und jetzt offenbar endlich begriffen, dass ihnen Marc Márquez nach elf gemeinsamen MotoGP-Jahren nach der Saison 2023 abhandenkommen wird.

Doch jetzt rächen sich für die HRC-Verantwortlichen die Fehler der Vergangenheit, als sie beim Aufbau junger Talente entweder nicht genug Geduld bewiesen (bei Stefan Bradl und Jack Miller), einfach nicht zugegriffen haben (Jorge Martin war 2018 auf Honda Moto3-Weltmeister), abgetakelte Superstars wie Jorge Lorenzo (für 2019) einkauften, Dani Pedrosa zu KTM gehen ließen und bei der Nachwuchsförderung als einziger Hersteller die falschen Weichen stellten. Bedenklich: Das Idemitsu Honda Asia Team (Moto3 und Moto2) hat in all den Jahren keinen einzigen MotoGP-Fahrer hervorgebracht.

So darf der Japaner Taka Nakagami (31) seine sechste MotoGP-Saison fahren (und 2024 seine siebte), obwohl er noch keinen Podestplatz errungen hat. Bei Bradl und Miller dauerte die Geduld von HRC nur drei Jahre… Jack schaffte aber sogar einen Sieg, Stefan 2013 mit 23 Jahren einen zweiten Platz in Laguna Seca.

Alex Márquez hingegen kam 2020 als Moto2-Weltmeister ins Repsol-Honda-Werksteam, wurde aber schon vor dem Saisonstart für die darauffolgende Saison wieder entlassen. Jetzt gewinnt er im privaten Gresini-Ducati-Team auf einer Second-hand-Maschine Sprintrennen, während Joan Mir in erster Linie die Sturzstatistik aufbessert und nach zwölf Grand Prix erst fünf Punkte auf dem Konto hatte. Auch Joan Mirs Vorgänger Pol Espargaró kam mit der Honda RC213V nicht zurecht – und kehrte reumütig zu KTM zurück.

Kein Wunder, wenn bei HRC jetzt die Alarmglocken läuten. Denn bisher bahnt sich wegen des erwartbaren Abgangs von Marc Márquez für Honda 2024 wahrlich das letzte Aufgebot an.

Ducati hat inzwischen in den zwei privaten Kundenteams von Mooney VR46 und Gresini Racing mehr fahrerische Klasse zu bieten als die einst ruhmreichen Honda-Mannschaften bei Repsol und LCR.

Johann Zarco soll jetzt wegen des Marc-Márquez-Abchieds statt zu LCR ins Repsol-Team transferiert werden, um dort einigermassen gut aufgestellt zu sein. Bei LCR würden dann Taka Nakagami und Iker Lecuona antreten.

Übrigens: Honda eilt auch in der Superbike-WM treffsicher von Schlappe zu Schlappe: Iker Lecuona und Xavi Vierge sicherten sich gestern in Portimão im SBK-Werksteam die Plätze 10 und 17. Dabei ist HRC 2020 mit eigenem Team werkseitig in die SBK zurückgekehrt und scheut seither keine Kosten und Mühen.

Doch mit den erwähnten vier MotoGP-Piloten von Honda ist 2024 kein Staat zu machen.

Außerdem hat LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello längst die gute Laune verloren, weil ihm HRC Alex Rins entgegen allen Plänen nicht zwei Jahre anbieten konnte. Honda hat den sechsfachen MotoGP-Sieger nach dem Texas-Sieg so nachhaltig vergrault, dass er an das Yamaha-Werksteam freigegeben werden musste – trotz Vertrags für 2024.

Dann wurde Zarco für zwei Jahre als neuer LCR-Pilot präsentiert. Er soll aber jetzt als Notnagel zu Repsol-Honda transferiert werden – als Marc Márquez Ersatz.

Der Franzose hat jedoch mit 33 Jahren noch kein MotoGP-Rennen gewonnen, deshalb bot ihm Ducati keinen Zwei-Jahres-Vertrag mehr an und ersetzte ihn bei Pramac durch Morbidelli.

Im MotoGP-Paddock existiert unter den Werken ein Gentleman’s Agreement: Die Hersteller schnappen sich gegenseitig keine Fahrer weg, die anderswo unter Vertrag stehen. Deshalb hat Yamaha 2021 auf die Dienste von Raúl Fernández verzichtet. Die Werke greifen erst zu, wenn der Fahrer den Vertrag aufgelöst hat – wie Yamaha beim neuen Testfahrer Jorge Lorenzo 2020 und Aprilia bei Viñales nach dessen Trennung von Yamaha im August 2021.

Doch offenbar haben die verzweifelten HRC-Manager wie HRC Two Wheels Director Yuzuru Ishikawa jetzt den spanischen Moto2-WM-Leader Pedro Acosta (19) ins Visier genommen. Mit gehöriger Verspätung soll das KTM-Urgestein (Pedro gewann im Red Bull KTM-Ajo Team 2021 schon die Moto3-WM) zur japanischen Marke gelockt werden.

Doch die Pierer Mobility AG hatte eine Option auf den jungen Spanier, der längst als künftiger MotoGP-Weltmeister gehandelt wird – und hat sie Ende Juni pünktlich eingelöst. Acosta wird 2024 im GASGAS Factory Racing Team fahren, neben Pol Espargaró oder Augusto Fernández. Einer der beiden wird voraussichtlich Test- und Ersatzfahrer werden – mit sechs garantierten Wildcard-Einsätzen.

«Wir brauchen den alten Marc Márquez nicht. Wir haben mit Pedro Acosta den neuen Márquez unter Vertrag», betonte Pierer-Mobility-Vorstand Hubert Trunkenpolz gegenüber SPEEDWEEK.com.

Auch Ducati hatte im Frühjahr die Geschehnisse um Acosta bei KTM aufmerksam beobachtet, aber dann Abstand von Verhandlungen genommen, nachdem die Option eingelöst worden war.

«Honda kontaktiert momentan jeden MotoGP-Fahrer», verriet uns ein Fahrer-Manager in Japan. Sie machten sogar vor Miguel Oliveira nicht Halt, der für 2024 bei Aprilia Racing unter Vertrag steht.

«Pedro Acosta hat bei uns für die MotoGP unterschrieben», hält Ing. Hubert Trunkenpolz fest. 

Honda kommt bei Acosta mindestens ein halbes Jahr zu spät. Und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

MotoGP-Ergebnisse GP-Rennen, Motegi (1.10.):

1. Martin, Ducati, 12 Rdn in 24:06,314 min
2. Bagnaia, Ducati, + 1,413 sec
3. Marc Márquez, Honda, + 2,013
4. Bezzecchi, Ducati, + 2,943
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 3,181
6. Miller, KTM, + 6,837
7. Augusto Fernández, KTM, + 7,587
8. Di Giannantonio, Ducati, + 8,602
9. Raúl Fernández, Aprilia, + 11,229
10. Quartararo, Yamaha, + 12,244
11. Nakagami, Honda, + 14,714
12. Mir, Honda, + 14,924
13. Crutchlow, Yamaha, + 16,057
14. Bradl, Honda, + 17,253
15. Pol Espargaró, KTM, + 24,921
16. Pirro, Ducati, + 33,962
17. Morbidelli, Yamaha, + 1:14,934 min
18. Oliveira, Aprilia, 1 Runde zurück
19. Viñales, Aprilia, 1 Runde zurück
– Zarco, Ducati, nach Sturz nicht klassifiziert
– Binder, KTM, 7 Runden zurück

MotoGP-Ergebnisse Sprint, Motegi (30.9.):

1. Martin, Ducati, 12 Rdn in 21:00,734 min
2. Binder, KTM, + 1,390 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 5,276
4. Miller, KTM, + 6,194
5. Zarco, Ducati, + 6,315
6. Bezzecchi, Ducati, + 8,919
7. Marc Márquez, Honda, + 9,298
8. Di Giannantonio, Ducati, + 10,189
9. Viñales, Aprilia, + 12,404
10. Raúl Fernández, Aprilia, + 15,366
11. Pol Espargaró, KTM, + 15,473
12. Augusto Fernández, KTM, + 15,592
13. Mir, Honda, + 17,052
14. Oliveira, Aprilia, + 18,092
15. Quartararo, Yamaha, + 19,333
16. Morbidelli, Yamaha, + 19,645
17. Nakagami, Honda, + 21,862
18. Crutchlow, Yamaha, + 26,026
19. Pirro, Ducati, + 27,911
20. Bradl, Honda, + 28,178
– Aleix Espargaró, Aprilia, 4 Runden zurück

WM-Stand nach 28 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 319 Punkte. 2. Martin 316. 3. Bezzecchi 265. 4. Binder 201. 5. Aleix Espargaró 171. 6. Zarco 162. 6. 7. Viñales 139. 8. Marini 135. 9. Miller 125. 10. Quartararo 111. 11. Alex Márquez 108. 12. Morbidelli 77. 13. Oliveira 69. 14. Augusto Fernández 67. 15. Marc Márquez 64. 16. Di Giannantonio 52. 17. Rins 47. 18. Nakagami 45. 19. Raúl Fernández 36. 20. Pedrosa 32. 21. Bastianini 25. 22. Mir 20. 23. Pol Espargaró 12. 24. Savadori 9. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 490 Punkte. 2. KTM 272. 3. Aprilia 240. 4. Honda 142. 5. Yamaha 131.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 478 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 400. 3. Ducati Lenovo Team 354. 4. Red Bull KTM Factory Racing 326. 5. Aprilia Racing 310. 6. Monster Energy Yamaha 188. 7. Gresini Racing 161. 8. CryptoDATA RNF 109. 9. LCR Honda 98. 10. GASGAS Factory Racing Tech3, 88. 11. Repsol Honda 84.

 

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