MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Fabio Quartararo: «Yamaha braucht eine Revolution»

Von Günther Wiesinger
Yamaha-Werkspilot Fabio Quartararo hat den Yamaha-Chefs ein Ultimatum gestellt. Wenn beim Sepang-Test im Februar kein schlagkräftiges Bike in der Box steht, wird er nach 2024 Team und Marke wechseln.

Fabio Quartararo hat zwar bei den letzten drei Grand Prix am Sonntag zwei Podestplätze (Rang 3 in Indien und Indonesien) erreicht. Aber der Franzose weiß, dass diese Ergebnisse in erster Linie den glücklichen Umständen geschuldet waren und seinem Fahrkönnen als der Schlagkraft der YZR-M1-Yamaha. Außerdem ist es für einen Fahrer, der 2021 Weltmeister war und Vizeweltmeister 2022, keine Heldentat, wenn er fünf Grand Prix vor Saisonende in der WM abgeschlagen an zehnter Stelle dümpelt.

«El Diablo» hat 2020 drei GP-Siege errungen, 2021 fünf, im Vorjahr drei. Im laufenden Jahr hat er bei 15 Events nur drei dritte Plätze vorzuweisen; der erste ist ihm im April in Texas gelungen.

Quartararo hat den Yamaha-Managern in diesem Jahr schon mehrmals die Leviten gelesen und festgestellt, dass bei der Entwicklung der M1-Yamaha in den letzten drei Jahren praktisch keine Fortschritte erzielt wurden. Deshalb bleibt er teilweise über den Rundenzeiten von 2022. Dabei muss er sich mit seinem fahrerischen Niveau hinter niemandem verstecken, auch nicht hinter Márquez, Bagnaia oder Martin.

Der Yamaha-Werkspilot sehnt sich nach einem konkurrenzfähigen Motorrad. Aber weder beim Chassis noch bei der Motorleistung und schon gar nicht bei der Aerodynamik sind Yamaha 2023 Fortschritte gelungen. Dabei sollte Formel-1-Motoren-Spezialist Ing. Luca Marmorini schon für 2023 für einen spürbaren PS-Schub sorgen. Doch dieser hat sich verflüchtigt. 

Deshalb hat Fabio Quartararo den Yamaha-Chefs bei einem Meeting in Hamamatsu vor dem Motegi-GP klar gemacht, mit welchen Konsequenzen sie rechnen müssen, wenn die Ingenieure für 2024 kein wettbewerbsfähiges Motorrad auf die Räder stellen.

Zuversicht in Mandalika – immerhin Platz 3

Fabio Quartararo ahnte in Mandalika schon am Donnerstag, dass wegen des Strecken-Layouts und der nur ca. 500 Meter langen Geraden ein Podestplatz in Reichweite liegen würde. Er traf dann nur 0,4 sec hinter Sieger Pecco Bagnaia im Ziel ein, im Sprint erreichte er mit Platz 5 bereist ein respektables Ergebnis.

«Es gab in diesem Jahr nicht viele Möglichkeiten für mich, einen Podestplatz zu erreichen», stellte Fabio beim Indonesien-GP fest. «Wir haben schon bei den Wintertests Mühe gehabt, und man hat dann auch bei den Rennen klar gesehen, dass wir Probleme haben. Wir haben uns bei manchen Rennen einiges ausgerechnet, aber dann hatten wir Probleme in die Top-10 oder gar Top-15 zu kommen. Das ist wirklich schwer zu verstehen und mühsam zu verkraften. Deshalb ist die Saison 2023 die schwierigste meiner Karriere. Drei Jahre hintereinander habe ich regelmäßig um GP-Siege gekämpft, und jetzt haben wir bei den ersten zwölf Grand Prix nur ein Podestergebnis geschafft. Das ist mühselig, aber wir müssen es hinnehmen.»

«Jetzt wird ausschlaggebend sein, welches Bike Yamaha für 2024 baut. Davon wird ganz klar abhängen, welche Wahl ich für 2025 treffen werde», sagt Quartararo, der sich im Frühjahr von seinen Manager Eric Mahé getrennt hat. Vielleicht auch deshalb, weil ihm sein Landsmann einen Zwei-Jahres-Vertrag ohne Ausstiegsklausel eingebrockt hat.

Im Gegensatz zu Marc Márquez, der die Öffentlichkeit monatelang an der Nase herumführte, obwohl bereits vor dem Misano-GP entschieden war, dass er zu Gresini Ducati wechseln wird, redet Fabio nicht lange um den heissen Brei herum.

Es gab im Sommer Vermutungen, Quartararo könne seinen Yamaha-Vertrag für 2024 auflösen. Doch er stellte bei der Dutch-TT im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com klar: «Ich werde meinen Vertrag nicht brechen.»

«Ich könnte jetzt auch behaupten, ich weiß nicht, was nächstes Jahr passiert», spielte Fabio auf Lombok auf die wirre Hinhaltetaktik von Márquez an. «Aber ich wiederhole: Ich werde bei Yamaha bleiben. Von meinem Standpunkt aus muss ich ihnen zu 100 Prozent vertrauen, auch wenn es schwierig ist. Aber mein Plan steht fest: Nach den Tests in Valencia im November und in Sepang im Februar werde ich über meine Zukunft entscheiden.»

«Wenn sich nach 2024 die Möglichkeit ergibt, in einem anderen Team ein besseres Motorrad zu bekommen, werde ich über eine Trennung von Yamaha nachdenken», hielt Quartararo fest.

«Nach dem Test in Malaysia werde ich im Februar eine klare Idee haben, wo ich meine Zukunft sehe», ergänzte der elffache MotoGP-Sieger, der seine fünfte Saison mit Yamaha absolviert, die dritte im Werksteam. «Yamaha hat also knapp fünf Monate Zeit, um eine Revolution zu machen. Wenn sie mich behalten wollen, müssen sie diese Revolution durchführen.»

«Denn manchmal kannst du als Fahrer die technischen Probleme übertünchen. Aber wenn dir die Probleme über den Kopf wachsen, kannst du gar nichts mehr ausrichten», stellte Fabio im Interview mit motogp.com fest. «Im Grunde haben wir seit drei Jahren ein sehr ähnliches Motorrad. Es sind keine massiven Änderungen passiert, und wir können mit diesem Paket keine Verbesserungen erzielen. Was 2024 und die Zukunft betrifft – es liegt alles in den Händen von Yamaha. Sie müssen ein besseres Bike entwickeln, dann werden wir sehen, was dabei herauskommt.»

Beim Montag-Test in Misano war Fabio von den Fortschritten am 2024-Prototyp nicht begeistert. «Das war kein positiver Test für uns», fasste er zusammen. «Ich bin der, der auf dem Motorrad sitzt. Ich kann mitteilen, was ich beim Fahren spüre. Ich habe ein einstündiges Meeting mit Yamaha gehabt. Es waren 20 Ingenieure von Yamaha dabei. Ich habe ihnen ins Gesicht gesagt, dass ich nicht happy bin und wir uns verbessern müssen. Ich habe viele Forderungen gestellt. Ich wäre happy, wenn ich 2024 die Hälfte von dem bekomme, was ich verlangt habe, die andere Hälfte 2025.»

Der 24-jährige Fabio Quartararo sprach mit den Japanern Klartext. «Ich habe ihnen klar gemacht: 'Wenn ihr 2024 einen professionellen Auftritt wollt, müsst ihr bei der Entwicklung eine Menge Risiken eingehen. Und wenn wir keine Fortschritte erreichen, wird die kommende Saison noch schlimmer aussehen als die diesjährige. Wir müssen überall an die Grenzen gehen.'»

Ergebnis MotoGP-Rennen, Mandalika (15.10.):

1. Bagnaia, Ducati, 27 Rdn in 41:20,293 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,306 sec
3. Quartararo, Yamaha, + 0,433
4. Di Giannantonio, Ducati, + 6,962
5. Bezzecchi, Ducati, + 11,111
6. Binder, KTM, + 11,228
7. Miller, KTM, + 12,474
8. Bastianini, Ducati, + 12,684
9. Rins, Honda, + 22,540
10. Aleix Espargaró, Aprilia, + 30,468
11. Nakagami, Honda, + 30,823
12. Oliveira, Aprilia, + 36,639
13. Raúl Fernández, Aprilia, + 42,864
14. Morbidelli, Yamaha, 4 Runden zurück
– Zarco, Ducati, 13 Runden zurück
– Martin, Ducati, 15 Runden zurück
– Mir, Honda, 16 Runden zurück
– Augusto Fernández, KTM, 16 Runden zurück
– Marc Márquez, Honda, 20 Runden zurück
– Marini, Ducati, 23 Runden zurück
– Pol Espargaró, KTM, 26 Runden zurück

Ergebnis MotoGP-Sprint, Mandalika (14.10.):

1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:49,711 min
2. Marini, Ducati, + 1,131 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 2,081
4. Viñales, Aprilia, + 2,720
5. Quartararo, Yamaha, + 3,121
6. Di Giannantonio, Ducati, + 4,203
7. Bastianini, Ducati, + 4,981
8. Bagnaia, Ducati, + 5,465
9. Miller, KTM, + 7,852
10. Oliveira, Aprilia, + 8,942
11. Nakagami, Honda, + 12,034
12. Zarco, Ducati, + 14,015
13. Augusto Fernández, KTM, + 14,823
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 15,699
15. Morbidelli, Yamaha, + 23,331
16. Mir, Honda, + 24,894
17. Pol Espargaró, KTM, + 27,169
18. Rins, Honda, + 28,980
19. Binder, KTM, + 43,090
– Aleix Espargaró, Aprilia, 6 Runden zurück
– Marc Márquez, Honda, erste Runde nicht beendet

WM-Stand nach 30 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 346 Punkte. 2. Martin 328. 3. Bezzecchi 283. 4. Binder 211. 5. Aleix Espargaró 177. 6. Viñales 165. 7. Zarco 162. 8. Marini 144. 9. Miller 135. 10. Quartararo 132. 11. Alex Márquez 108. 12. Morbidelli 79. 13. Oliveira 73. 14. Di Giannantonio 70. 15. Augusto Fernández 67. 16. Marc Márquez 64. 17. Rins 54. 18. Nakagami 50. 19. Raúl Fernández 39. 20. Bastianini 36. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 20. 23. Pol Espargaró 12. 24. Savadori 9. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 527 Punkte (Weltmeister). 2. KTM 283. 3. Aprilia 266. 4. Yamaha 152. 6. Honda 149.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 490 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 427. 3. Ducati Lenovo Team 392. 4. Red Bull KTM Factory Racing 346. 5. Aprilia Racing 342. 6. Monster Energy Yamaha 211. 7. Gresini Racing 178. 8. CryptoDATA RNF 116. 9. LCR Honda 110. 10. GASGAS Factory Racing Tech3, 88. 10. Repsol Honda 84.

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