Johann Zarco: Beim Rückwärtssalto etwas aus der Übung
Am Samstag beim spektakulären und spannenden Phillip-Island-GP hat Johann Zarco den Bann gebrochen. Im packenden Finish sicherte er sich den ersten Sieg – nach 19 Podestplätzen seit 2017, nachdem er bereits für Tech3-Yamaha, Red Bull KTM, LCR-Honda (drei Rennen im Herbst 2019), Esponsorama Avintia Ducati und Pramac-Ducati unterwegs und im Einsatz war. Pramac-Teamkollege Jorge Martin führte im 27-Runden-Krimi 26 Runden und vier Kurven lang – dann trickste ihn Zarco aus, weil der Soft-Hinterreifen des Spaniers zu einem Fall mit beschränkter Haftung wurden.
Zarco jubelte auf Phillip Island über seinen ersten GP-Sieg seit mehr als 2500 Tagen, zuletzt hatte er beim Moto2-Finale 2016 in Valencia triumphiert. Der Pramac-Ducati-Werkspilot, der 2024 und 2025 bei LCR-Honda fahren wird, war außerdem der 120. GP-Sieger in der Geschichte der «premier class» (500 ccm und MotoGP), die seit 1949 ausgetragen wird. Und das genau beim 120. Grand Prix des 33-jährigen Routiniers in der Königsklasse.
Zarco verschwendete keine Sekunde mit der Überlegung, ob er auf die Titelchancen von Jorge Martin Rücksicht nehmen und ihm zusätzliche fünf Punkte überlassen sollte. «Ich hatte eine Gruppe starker Gegner hinter mir, ich dachte nicht an die Weltmeisterschaft, sondern nur daran, was ICH zu tun habe», berichtete er. Und niemand nahm ihm diesen Egoismus übel.
Zarco erzählte, er sei im ersten Moment nach der Zieldurchfahrt nicht von den Emotionen übermannt worden. «Mir gingen zuerst andere Gedanken durch den Kopf: ‘Jetzt ist es erledigt!‘ Das kam mir zuerst in den Sinn. Noch in der Zielkurve war ich unsicher, ich wusste, ich bekomme dort einen guten Drive. Aber in so einer Situation hast du beim Gasaufdrehen das Gefühl, du hast null Motorleistung. Du hast Angst, auf der Ziellinie aus dem Windschatten raus überholt zu werden. Ich habe beim Gasgeben in der Zielkurve befürchtet, dass die Power nicht reicht und ich den Verfolgern wehrlos ausgeliefert sein werde. Als ich als Sieger über den Zielstrich geflitzt bin, bin ich nicht von den Emotionen überwältigt worden, alles war ruhig in mir. Mir fiel nur ein Stein vom Herzen: ‘Es ist geschafft!’ Erst in der Auslaufrunde ging mir durch den Kopf – jetzt können wir uns freuen und feiern.»
In der Moto2-WM hat Zarco die Fans nach großen Erfolgen regelmäßig mit einem perfekten Salto rückwärts unterhalten. Man konnte sich gestern ausmalen, dass er diesen «back flip» auch in Australien zur Aufführung bringen werde.
«Ich habe vorher nie einen Gedanken an den Salto verschwendet» versicherte Zarco. «Aber nach der Zieldurchfahrt dachte ich: ‘Ich bin verpflichtet dazu.’ Ich habe dann eine geeignete Stelle gefunden... Der ‘back flip’ war nicht fehlerlos, denn es ist normal, dass du nach sieben Jahren etwas aus der Übung bist und ein paar Fähigkeiten verloren hast. Immerhin bin ich auf meinen Füßen gelandet. Die Zuschauer waren begeistert und glücklich; sie konnten die Begeisterung mit mir teilen.»
Die verpassten MotoGP-Siege von Johann Zarco
Platz 2 in Le Mans 2017: Zarco 3,134 sec hinter Viñales
Platz 2 in Valencia 2017: Zarco 0,337 sec hinter Pedrosa
Platz 3 in Sepang 2017: Zarco 9,738 sec hinter Dovizioso
Platz 2 in Las Termas 2018: Zarco 0,251 sec hinter Crutchlow
Platz 2 in Jerez 2018: Zarco 5,241 sec hinter Marc Márquez
Platz 3 in Sepang 2018: Zarco 2,474 sec hinter Marc Márquez
Platz 3 in Brünn 2020: Zarco 6,470 sec hinter Binder
Platz 2 in Doha 2021: Zarco 1,092 sec hinter Viñales
Platz 2 in Doha 2021: Zarco 1,457 sec hinter Quartararo
Platz 2 in Le Mans 2021: Zarco 3,970 sec hinter Miller
Platz 2 in Catalunya 2021: Zarco 0,175 sec hinter Oliveira
Platz 2 in Portimão 2022: Zarco 5,409 sec hinter Quartararo
Platz 2 Sachsenring 2022: Zarco 4,939 sec hinter Quartararo
Platz 3 in Mandalika 2022: Zarco 3,158 sec hinter Oliveira
Platz 3 in Catalunya 2022: Zarco 8,385 sec hinter Quartararo
Platz 2 in Las Termas 2023: Zarco 4,085 sec hinter Bezzecchi
Platz 3 in Le Mans 2023: Zarco 4,795 sec hinter Bezzecchi
Platz 3 in Mugello 2023: Zarco 1,977 sec hinter Bagnaia
Platz 3 Sachsenring 2023: Zarco 7,013 sec hinter Martin