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CryptoDATA-Chef Ovidiu Toma: «Team nicht verkauft»

Von Günther Wiesinger
CryptoDATA-CEO Ovidiu Toma in Valencia

CryptoDATA-CEO Ovidiu Toma in Valencia

Um das rumänische CryptoDATA-RNF-Aprilia-Team ist ein Riesenwirbel entstanden. Firmenchef Ovidiu Toma dementiert Zahlungsschwierigkeiten. Verliert er seine Teamplätze trotzdem?

Momentan ist rund um das CryptoDATA-RNF-Aprilia-MotoGP-Team eine heftige Schlammschlacht in Gange, denn einerseits gibt es die rumänischen 60-Prozent-Eigentümer des Rennstalls, anderseits besitzt der zurückgetretene Teamprinzipal Razlan Razali 40 Prozent, und drittens sind bei der Dorna Bestrebungen im Gange, das rumänisch-malaysische MotoGP-Team an eine US-amerikanische Investorengruppe mit reichen leidenschaftlichen Motorsportfans zu vermitteln, die sich im Automobilsport schon mit NASCAR-Teams einen Namen gemacht haben.

Jeremy Appleton, ehemals bei Alpinestars und Triumph beschäftigt, hat die Amerikaner bereits im August beim Österreich-GP in den MotoGP-Sport eingeschleust und ihre Begeisterung geweckt.

Es mehren sich zwar in letzter Zeit Meldungen über die nicht gerade vorbildliche Zahlungsmoral von CryptoDATA, aber die Firmengründer Ovidiu Toma und Bogdan Mărunţiş pochen auf einen Vertrag mit der Dorna bis Ende 2026 und beteuern, sie seien allen Zahlungsverpflichtungen in Zusammenhang mit dem MotoGP-Team weitgehend nachgekommen.

SPEEDWEEK.com-Chefredakteur Günther Wiesinger traf sich mit CryptoDATA-CEO Ovidiu Toma zum Interview. Der Rumäne stellte fest: «Ich kenne deine Plattform sehr gut. Sie hat sich im Zusammenhang mit den vielen Gerüchten um unser Team sehr neutral verhalten, so wie es ein Journalist machen sollte. Das weiß ich zu schätzen.»

Aber die Zukunft des Teams bleibt umstritten, bisher steht nicht fest, ob die RNF-Mannschaft am Dienstag in Valencia testen wird. Miguel Oliveira ist sowieso verletzt, aber Raúl Fernández (Platz 5 beim Valencia-GP) soll erstmals die 2023-Maschine von Aprilia testen.

Aber SPEEDWEEK.com hat erfahren, dass beim RNF-Team viele Novembergehälter bisher nicht bezahlt wurden und die Teammitglieder jetzt um die Dezember-Gehälter bangen.

Wegen dieses Zustands könnte die Dorna den RNF-Eigentümern die Lizenz zur Teilnahme an der MotoGP-WM entziehen, weil dieses Team dem Image und dem Ansehen der Meisterschaft schadet. Vielleicht spekulieren die RNF-Eigentümer auch damit, aus dem Verkauf der Teamanteile an einen reichen Investor Kapital schlagen zu können und ein «return of investment» erzielen zu können.

Doch WM-Promoter Dorna vergibt die MotoGP-Teamplätze kostenlos und nimmt sie wieder zurück in Besitz, wenn finanzielle Unstimmigkeiten auftreten. Wenn es zu einem «friendly takeover» kommt wie zwischen Jorge «Aspar» Martinez und Petronas-Yamaha vor der Saison 2019, muss die Dorna diesem Eigentümerwechsel zustimmen. Bei Marc VDS Honda hat die Dorna nach 2018 die zwei Slots zurückgenommen und sie 2022 an Aprilia Racing neu verteilt.

Momentan sieht es so aus, als werde CryptoDATA-CEO Ovidiu Toma nicht klein beigeben, ein Gerichtsverfahren kann nicht ausgeschlossen werden. 

Ob die Rumänen im vergangenen Jahr wirklich 7 Millionen ins Team gesteckt haben, lässt sich schwer nachvollziehen. Denn so ein MotoGP-Kundenteam kann man mit 12 bis 14 Millionen Euro betreiben. 7 Millionen schießt die Dorna zu, die Fahrergagen hat Aprilia bezahlt. Und einige zahlungskräftige Sponsoren wie Sterilgarda sind ebenfalls an Bord.

Herr Toma, es gibt viele widersprüchliche Meldungen rund um CryptoDATA und das RNF-Aprilia-Team.

Wir sind immer ansprechbar und transparent. Ich kann nur betonen, wir sind als privatwirtschaftliches Unternehmen in gutem Glauben vor einem Jahr in die MotoGP-WM gekommen und haben 60 Prozent des RNF-Teams gekauft. Seither haben wir aus unserem Firmenvermögen bis zu 7 Millionen Euro investiert. Diese Summe ist bezahlt worden, zum Wohle der Meisterschaft, für das Team und um eine ordentliche Performance zu erreichen.

Es gab einen Zeitpunkt, als es zu Missverständnissen mit Teamprinzipal Razlan Razali kam, es ging um das Budget und so weiter. Aber darüber will ich nicht debattieren.

Es geht eher darum, dass wir in den Medien konfuse Informationen lesen, dass unser Team verkauft worden sei. Aber unser Team ist nicht verkauft worden. Wir haben einen aufrechten Vertrag mit der Dorna und IRTA bis Ende 2026. Er ist nicht gebrochen worden und wir sind auch nicht in Gefahr, ihn zu brechen. Wir haben außerdem einen Vertrag mit Aprilia Racing und den Fahrern für die kommende Saison.

Ich wiederhole: Niemand hat unser MotoGP-Team erworben. Auch Razlan hat seine Anteile nicht verkauft. Denn wenn er das tun möchte, müssten wir einem Verkauf seiner Anteile zustimmen. Und wir haben ein Vorkaufsrecht. Auch Razlan kann also nicht an einen amerikanischen Investor verkauft haben.

Ich bin wirklich neugierig, was hinter diesen Geschichten steckt. Ich habe keine Ahnung.

Ich habe nirgends gelesen, das Team sei verkauft. Ich höre nur: Es gibt Interesse eines Investors aus Amerika, der sich bei der Dorna gemeldet hat.

Ich habe Sonntagfrüh gehört, dass jemand von der Dorna erzählt hat, das RNF-Team sei nach Amerika verkauft worden.

Als Journalist glaube ich nur das, was ich mit eigenen Ohren gehört habe.

Korrekt. Wir haben gestern alle Anschuldigungen und Fake News zurückgewiesen, die in den Medien berichtet wurden.

Ich kann nur betonen: Wir haben keine Schulden. Alle Rechnungen sind bezahlt worden. Nur ein paar aktuelle Rechnungen aus den letzten Tagen sind offen, sie werden in den nächsten Tagen beglichen. Sie machen weniger als 1 Prozent des Budgets aus.

Außerdem: Wenn wir Schulden bei Banken oder Zulieferfirmen haben, ist das unsere interne Entscheidung. Es bleibt uns überlassen, wie wir unsere Geschäfte führen.

Wir haben gegenüber der IRTA und Dorna die Verpflichtung, an der MotoGP-WM teilzunehmen, in gutem Glauben, mit einer konkurrenzfähigen Performance im Sinne des Ansehens dieses ehrenwerten Sports.

Wir haben bisher alle Punkte unseres Vertrags eingehalten. Trotzdem sind wir im Paddock ins Gerede gekommen. Ich bin jedoch bereit, alle Verträge offenzulegen und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dann kann sich jeder einen Eindruck machen, wer einen Fehler gemacht hat. Wir haben nichts falsch gemacht. Wir haben unser Geld investiert – in gutem Glauben.

Im Statement vom Samstag hat das RNF-Team versichert, es gäbe keine Schulden bei den Zulieferfirmen. Aber diese Firmen machen die Verträge sowieso direkt mit dem Aprilia-Werk, nicht mit dem Team.

Es geht nicht nur um Teile für die Rennmotorräder. Wir haben viele Zulieferbetriebe und Ausrüster. Auch der Tisch und die Sessel, auf denen wir sitzen, sind gemietet, dazu die Trucks. Die Hospitality ist ebenfalls geleast. Wir haben alle Agreements der Bank, sie auch 2024 zu mieten.

Die aktuellen Meldungen in Zusammenhang mit unserem Team führen jetzt zu einer Rufschädigung, deshalb hat die Bank die Vereinbarung jetzt auf Eis gelegt, weil sie gehört haben, wir hätten das Team verkauft, was nicht der Wahrheit entspricht. Diese Storys beschädigen unser Image.

Wir haben ja auch andere Zulieferfirmen – für Speisen, Getränke und so weiter. Wir haben Ausgaben für Reisespesen und Gehälter. Und ich kann nur betonen: Es existieren keine Schulden.

Was immer zu bezahlen ist, bezahlen wir. Wir begleichen die neuen Rechnungen wöchentlich oder monatlich. Wer immer uns nachsagt, wir hätten Schulden, macht sich einer Verleumdung schuldig.

Und ich, Ovidiu Toma, sage öffentlich: Es soll einer kommen und mir eine Rechnung zeigen, deren Bezahlung ich vergessen habe.

Aber die Teammitglieder warten auf die Novembergehälter. Und CryptoDATA hat zumindest für die Namensrechte am Österreich-GP nicht den gesamten Betrag an die Dorna abgeliefert?

Dazu muss ich erklären: Unsere Anteile an RNF Racing befinden sich im Besitz der «CDT SPORTS AND MEDIA SRL». Das ist eine separate Firma und Geschäftsstruktur. Die Namensrechte in Österreich sind von einer anderen Firma gekauft worden, von «EAI Technologies», einem gemischten Projekt zwischen Rumänien und Deutschland. Wir haben bei dieser Firma einen Geschäftspartner aus Deutschland. Es geht also um zwei unterschiedliche Unternehmen mit unterschiedlichen Teilhabern.

CryptoDATA war schon 2022 Namensgeber des Austrian Grand Prix, wir haben diesen Betrag voll bezahlt. In diesem Jahr haben wir 50 Prozent der «naming rights»-Kosten überwiesen, der Rest wird im Dezember fällig.

Aber dieses Projekt hat mit RNF Racing nichts zu tun. Das ist eine separate Firma.

Wir haben auch das Recht, mit der Dorna über das Service beim Österreich-GP zu debattieren. Aber wir tun das nicht, obwohl wir mit dem geleisteten Gegenwert in Österreich nicht zufrieden sind, und das wissen sie.

Aber wir werden definitiv nicht über die nicht zufrieden stellende Qualität debattieren. Doch wir haben uns dort mehr erwartet.

Die Kosten für die GP-Namensrechte liegen üblicherweise bei 1,5 Millionen Euro.

Richtig. Wir müssen ihnen noch ca. 700.000.- bezahlen. Aber diese Vereinbarung darf nicht mit unserem Team vermischt werden. Denn so eine Vermischung ist bei dieser Größenordnung eine sehr, sehr, sehr schlechte Methode. Wir sind an einer weltweiten Rennserie beteiligt, CryptoDATA ist ein global tätiges Unternehmen. Dass in diesem Umfeld widersprüchliche Informationen ausposaunt werden, die nicht überprüft wurden, ist eine Enttäuschung.

Ich bin enttäuscht, in einem Paddock gelandet zu sein, in dem auf altmodische Art und Weise Geschäfte gemacht werden. Wir leben im 21. Jahrhundert und im Jahr 2023. Man sollte meinen, hier werde alles gemeinschaftlich verhandelt und Verträge würden respektiert.

Aber ich spüre ein Verhalten, das mich an eine Diktatur erinnert. Es wird ein Gerücht in die Welt gesetzt, das dann viral geht, nur weil es von der Person XY verlautbart worden ist. Das ist nicht die Richtung, die dieser Sport einschlagen sollte.

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