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Trackhouse-Chef Justin Marks: «Wir wollen 2024-Bikes»

Von Günther Wiesinger
Trackhouse-Racing-Teambesitzer Justin Marks bei der Teamvorstellung in Mailand letzte Woche

Trackhouse-Racing-Teambesitzer Justin Marks bei der Teamvorstellung in Mailand letzte Woche

Trackhouse-Aprilia-Teambesitzer Justin Marks will nicht mit einem «shoestring budget» in die MotoGP einsteigen. Er will für Oliveira und Raúl Fernández sogar 2024-Werksbikes leasen, wie er im Exklusiv-Interview verriet.

Seit dem vergangenen Juli hat sich im MotoGP-Paddock abgezeichnet, dass das RNF-Aprilia-Team finanziell angeschlagen sei. Bei den letzten Übersee-Rennen im Oktober und November verdichteten sich die Anzeichen auf einen Zusammenbruch des Teams. Und vor dem WM-Finale in Valencia sprach sich herum, dass die amerikanische Trackhouse Entertainment Group von Ex-NASCAR-Pilot Justin Marks (42) Interesse habe, das Aprilia-Satelliten-Team zu übernehmen.

Letzten Dienstag wurde das Team in Mailand präsentiert, und heute stellte sich der neue MotoGP-Teameigentümer Justin Marks für SPEEDWEEK.com zu einem ausführlichen Exklusiv-Interview zur Verfügung.

Du bist jahrelang Autorennen gefahren. Wie hast du den MotoGP-Sport bisher verfolgt? Warst du vor 2023 schon persönlich bei Rennen dabei?

Ich bin wirklich schon seit 20 Jahren Fan von Motorradrennen. Als ich aufgewachsen bin, habe ich mir viele AMA Championship Events angeschaut.

In diesem Jahr haben wir begonnen darüber nachzudenken, wie wir Trackhouse ein Wachstum bescheren und die Marke ausbauen können. Wir sind zur Überzeugung gekommen, es wäre wichtig, an einer globalen Meisterschaft teilzunehmen.

Deshalb bin ich in diesem Jahr zum Österreich-GP gereist, um mir diesen Event anzuschauen und mehr über die MotoGP zu erfahren.

Ich war komplett hingerissen. Ich habe mich mit den Dorna-Managern getroffen, mit einigen Fahrern, mit einigen Teamprinzipals.

Sobald ich dieses Geschäftsmodell verstanden hatte, habe ich sofort erforscht, wie wir in diese Meisterschaft einsteigen könnten. Eine Woche später haben meine Gespräche mit der Dorna begonnen. Ich wollte wissen, unter welchen Voraussetzungen wir mitmachen könnten.

Wann hast du erstmals gespürt, dass schon für 2024 zwei Teamplätze verfügbar sein könnten?

Dass die Dorna in diesem Jahr mit Dan Rossomondo einen CFO aus Amerika engagiert hat, verdeutlicht, dass sie eine bedeutende Strategie haben, um den Sport in Nordamerika populärer zu machen.

Ich habe mich erkundigt: «Könnten wir mit Trackhouse auf den MotoGP-Grid kommen?» Sie haben entgegnet: «Es ist schwierig, aber möglich.»

Ich habe geantwortet, ich würde unser MotoGP-Programm gerne ein Jahr lang aufbauen und auf einen Einstieg 2025 hinsteuern.

Dann passierten diese Probleme mit dem Aprilia-Satellitenteam. Die Dorna meldete sich und sagte: «Wir hätten gern ein amerikanisches Team im Startfeld, denn der Markt in Nordamerika ist wichtig für uns. Wenn ihr echte Einstiegspläne habt, müsst ihr jetzt sofort zupacken.»

Zu welchem Zeitpunkt war das? Im Oktober oder November?

Es war im Oktober. Nachher musste alles sehr schnell gehen.

Du musstest mit Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola verhandeln. Bist du deshalb noch einmal nach Europa gekommen?

Wir haben viele Zoom-Calls durchgeführt. Ich habe zu Massimo gesagt: «Ich habe keine Zeit, um ein Team von Null weg aufzubauen.» Ich habe ihm erklärt: «Wenn wir dieses Investment machen und wir uns als echte Partner gegenübertreten, können alle Beteiligten profitieren. So ein Projekt kann Aprilia auf ein besseres Level bringen, es kann gleichzeitig uns helfen. Massimo und die Piaggio Group waren sehr motiviert, dieses Projekt zu verwirklichen.

Was gut ist: Aprilia Racing hat uns den Einstieg von Beginn weg erleichtert. Das hat uns geholfen, die Übernahme des Teams in Schwung zu bringen.

Mein Teamprinzipal PJ Rachidi war beim Valencia-GP, er hat dort hinter den Kulissen viel Arbeit erledigt.

Es haben also alle an einem Strang gezogen. Zum Glück für uns haben die Aprilia-Jungs die Gelegenheit erkannt und uns tatkräftig geholfen, die MotoGP-Pläne zu verwirklichen.

War es eine Verpflichtung der Dorna, auch das ganze Personal von RNF zu übernehmen, dazu die Fahrer Miguel Oliveira und Raúl Fernández sowie den Aprilia-Deal?

Wir hatten nichts damit zu tun, was mit dem bisherigen Satellitenteam passiert ist. Das ist alles komplett unabhängig von uns passiert. Wir haben einfach abgewartet.

Wir haben dann rechtzeitig erklärt: «Wenn es zwei Slots gibt, übernehmen wir sie.»

Plötzlich gab es die zwei Fahrer, eine Gruppe von Mechanikern und eine Gruppe von Leuten, die ein Zuhause gesucht haben.

Also haben wir vorgeschlagen: Warum arbeitet ihr nicht alle für uns?
So ist es uns gelungen, die ganze Mannschaft zu Trackhouse Racing rüberzubringen. Wir hatten Glück, dass sich diese Gelegenheit ergeben hat.

Das RNF-Team hat 2023 mit einem Budget von 11,6 Millionen Euro operiert. Das war offenbar zu knapp kalkuliert, denn Raúl Fernández beklagte sich in Sepang, er müsse sich mit altem Material herumschlagen, das zu viele Kilometer hinter sich hat. Wird das Budget deutlich erhöht?

Ja, wir wollen nicht mit einem «shoestring budget» anfangen, also nicht mit zu wenig Geld beginnen.

Bisher war der Einsatz von Aprilia-RS-GP 23-Bikes geplant. Die zwei Trackhouse-Aprilia-Fahrer möchten aber unbedingt 2024-Werksmaschinen haben. Wird das klappen?

Ich mache Druck, damit wir 2024-Material bekommen. Ich möchte unseren beiden Fahrern dasselbe Material besorgen, wie es Maverick und Aleix haben. Das würde den gesamten Aprilia-Bemühungen helfen.

Wir wollen es nicht billig machen. Wir möchten einen ordentlichen Eindruck hinterlassen, ein starkes Kundenteam sein und sehr eng mit dem Werk zusammenarbeiten. Wir möchten den Weg zu Ende gehen. 

Unter anderen Voraussetzungen wären wir gar nicht eingestiegen. Wir haben uns hier zu einem finanziellen Investment entschieden, und wir wollen diese Gelegenheit nutzen.

Wenn wir es anständig machen und dicht mit dem Werksteam mithalten, hilft das allen – unseren Sponsoren und unseren Partnern. Das ist zu 100 Prozent unser Plan.

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