Andrea Dovizioso lebt seinen Traum nach der MotoGP
Eine MotoGP-Legende ist Andrea Dovizioso bereits, jetzt lebt er seinen Motocross-Traum
Die Motocross-Strecke von Faenza wurde erstmals 1979 für ein WM-Rennen genutzt. Im Jahr 2020 war der MXGP-Tross zuletzt auf der als «Monte Coralli» bekannten Strecke zu Gast, damals gleich für ein Triple-Event mit Siegen für Jeffrey Herlings, Jorge Prado und Tony Cairoli.
Andrea Dovizioso hat sich nach dem Ende seiner MotoGP-Karriere zur Aufgabe gemacht, das MX-Areal von Faenza als Ort zum Entspannen sowohl für Profis als auch für Amateure und deren Familien wiederzubeleben. Die Rennstrecke liegt etwa 50 Kilometer südöstlich von Bologna, ganz in der Nähe von Forlì, dem Geburtsort von «Dovi».
Als WithU-Yamaha-RNF-Fahrer gab Dovizioso noch während einer enttäuschenden Saison 2022 seinen Rücktritt bekannt und verabschiedete sich bei seinem Heim-GP in Misano aus der WM.
Der heute 37-jährige Italiener gewann 2004 die 125er-Weltmeisterschaft, wird aber vor allem als dreifacher Vizeweltmeister von 2017 bis 2019 hinter Marc Márquez in der MotoGP-Klasse in Erinnerung bleiben. In diesem Jahr wurde die Ducati-Ikone beim Mugello-GP als offizielle Legende in die «MotoGP Hall of Fame» aufgenommen. Damals arbeitete er bereits daran, seinen Offroad-Traum zu verwirklichen.
Andrea, du hast mir einmal gesagt, dass du lieber im Motocross-Sport Karriere gemacht hättest, als ein MotoGP-Fahrer zu werden. Warum ist das dein Traum?
Ich glaube, wir wollen immer das, was wir nicht haben. Ich bin Rennfahrer geworden und habe zum Glück gute Ergebnisse erzielt und eine gute Karriere gehabt. Aber ich bin immer Motocross gefahren und habe als Motocross-Pilot angefangen. In den letzten 15 Jahren ist meine Motocross-Leidenschaft immer mehr gewachsen. Ich habe angefangen die Rennen und die Weltmeisterschaft zu verfolgen, ich habe Zeit mit professionellen Fahrern verbracht und ich liebe diese Welt. Es ist eine Welt, in der es ziemlich schwierig ist Ergebnisse zu erzielen und mit den Verletzungen umzugehen. Es war aber schön, ganz ohne Stress Zeit im Fahrerlager zu verbringen – wie vor vielen Jahren, als ich noch Pocketbike gefahren bin.
Jetzt bist du ein Geschäftsmann. Wie fühlt sich das an?
Geschäftsmann klingt etwas komisch! So würde ich es nicht sagen. Aber es ist nicht einfach, das gesamte Projekt zu verwalten. Wie immer stößt man bei so einem Projekt auf viele Dinge, an die man noch nie gedacht hat. Aber ich bin froh, diese Chance zu bekommen. Faenza liegt auch ziemlich nah an meiner Heimat, das war mir wichtig. Ich wollte diesen Traum leben, nicht nur haben.
Im Moment verbringe ich hier im Park vielleicht zu viel Zeit – und investiere auch zu viel Geld – aber das war mein Plan. Der Vertrag besagt, dass ich diesen Ort für die nächsten 20 Jahre verwalten kann. Das ist einerseits gut, denn manche Dinge brauchen Zeit. Andererseits wird es sehr schwierig sein, es so zu machen, wie ich es in den letzten paar Monaten gemacht habe. Ich hoffe, einen Weg zu finden, um etwas entspannter mit der Situation umzugehen. Bei so einem Projekt darf man sich nicht nur an den schönen Dingen erfreuen, man muss sich auch um alles kümmern. Aber das ist normal.
Es hört sich so an, als hättest du jetzt mehr Stress als zu deiner Zeit als MotoGP-Pilot.
In gewisser Weise ja, sicher! Als Rennfahrer war eine gute Beziehung zu den Menschen um mich herum wichtig, um gute Ergebnisse zu erzielen. Und normalerweise arrangiert das Team alles für dich. Jetzt bin ich in einer anderen Position. Es ist eine sehr schwierige, aber auch schöne Erfahrung.
Für wen ist die Strecke in Faenza gedacht?
Zunächst einmal für mich, weil es mein Traum war. Wir haben von Grund auf eine neue Motocross-Strecke gebaut. Die ist inzwischen fertig, aber alle andere Dinge, die Gebäude, werden etwa im September 2024 fertig sein. Ich wollte etwas für Motocross-Fahrer schaffen, aber wenn alles fertig ist, wird dieser Park ein Ort sein, an dem man den Tag mit seiner Familie verbringen kann, wo man etwas trinkt, im Restaurant isst und wo man sich an einem wunderbaren Ort entspannen kann. Das ist mein Traum. Wir möchten, dass die Leute hier Motocross fahren können, aber es gibt auch Minicross für die Kinder und einen Pumptrack für Fahrräder.
Besteht die Chance, dass wir noch einmal im MotoGP-Fahrerlager sehen?
Das hier in Faenza ist mein Plan und wird mit Sicherheit ein großer Teil meines Lebens sein. Als ich aufhörte, bekam ich viele nette Angebote. Aber nach 20 Jahren im Fahrerlager braucht man etwas Zeit, um sich ausruhen, etwas Zeit weg von dieser Szene. Wie in jedem Sport muss man komplett dafür leben, um erfolgreich zu sein. Im Moment bin ich noch nicht so weit, aber man weiß ja nie. Ich werde bestimmt einmal die Zeit finden, um Urlaub zu machen, zu Partys zu gehen und dick zu werden... Das wird sicher passieren, aber vorläufig wird Letzteres hoffentlich noch nicht passieren! (Er schmunzelt.)